Sonderpressespiegel der Deutschen Afrika Stiftung zum Thema Covid-19 in Afrika

Der Umgang mit der Corona-Krise, die Bewertung der Krise und ihrer Auswirkungen sowie die Berichterstattung darüber sind so divers wie die afrikanischen Länder selbst. Ein Sonderpressespiegel der Deutschen Afrika Stiftung vom 21. April fasst diese unterschiedlichen Sichtweisen aufgrund der Berichterstattung in den letzten Wochen zusammen.

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_Graffiti in Conakry/Guinea

Sonderpressespiegel der Deutschen Afrika Stiftung zum Thema Covid-19 in Afrika

Die anfangs erschienen Artikel zum Thema kreisten vor allem darum, ob und wie stark der afrikanische Kontinent vom Virus heimgesucht werden wird. Hoffnungen, dass der Virus im tropisch-heißen Klima Afrikas nicht überleben könnte oder dass die überwiegend junge Bevölkerung nicht so stark vom Virus bedroht sei, haben sich schnell zerschlagen. Die aktuelle Berichterstattung zeichnet ein eher pessimistisches Bild und warnt vor der Gefahr einer schnellen Ausbreitung und auf die Pandemie völlig unzureichend vorbereitete Gesundheitssysteme.

Wirtschaftliche Folgen

Vor allem die wirtschaftlichen Folgen werden in den Artikeln übereinstimmend als desaströs prognostiziert, kein afrikanisches Land werde von der Wirtschaftskrise ausgenommen sein. Der Verfall der Rohöl- und Kupferpreise, das Ausbleiben von Touristinnen und Touristen, der Verlust von Millionen Arbeitsplätzen und die besonders hart durch die Ausgangssperren betroffenen Tagelöhnerinnen und Tagelöhner zeichnen ein durchweg pessimistisches Bild in den Medien.

Inner-afrikanischer Diskurs

Gegen diesen „Afropessimismus” gibt es jedoch ein starkes Aufbegehren seitens Afrikas Intellektueller. Die vergleichsweise geringe Zahl der Infizierten und Afrikas lange Erfahrung im Umgang mit Infektionskrankheiten wie Ebola zeigten, dass der Kontinent durchaus eigene Antworten auf diese Krise finden könne. Die kolportierten Krisenszenarien hätten das Potential, eine selbsterfüllende Prophezeiung zu werden und durch das Abschrecken von Investoren sogar die Wirtschaftskrise noch zu verstärken. Deshalb fordert eine ganze Reihe afrikanischer Intellektueller, dass Afrika es wagen müsse, mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken, „sich vom Traumbild der westlichen industriellen Modernität und dieses Modells der Zivilisation zu verabschieden und gar die Pandemie als Katalysator zu nehmen, um die Dekolonialisierung zu vollenden“ (Felwine Sarr). Der afrikanische Kontinent müsse sein Schicksal jetzt in die eigenen Hände (zurück-)nehmen. Dass das bereits gelingt, zeigt unter anderem der lebhaft geführte inner-afrikanische Diskurs, mit dem Kommentatorinnen und Kommentatoren aus afrikanischen Ländern teilweise kontrovers die unterschiedlichen Auswirkungen und Maßnahmen gegen die Krise diskutieren.

Afrikanische Antworten auf den Umgang mit der Krise

Während einige Kommentatorinnen und Kommentatoren eher Afrikas Unterstützung durch den Westen fordern, etwa durch Schuldenerlass, suchen andere vielmehr afrozentrische Lösungen und dem eigenen Kontext entsprechende Antworten auf die Krise. Eine Kopie der im Norden getroffenen Maßnahmen sei kein Allheilmittel für Afrika. Dafür könne der Kontinent auf Ressourcen zurückgreifen wie seine Erfahrung im Umgang mit Pandemien, beispielsweise der Ebola-Krise in Liberia und Sierre Leone, sein Verständnis von Gemeinschaft und Solidarität sowie den Online-Aktivismus seiner jungen Bevölkerung. Kritisch diskutiert wird in diesem Kontext der überzogene Einsatz von polizeilicher Gewalt in einigen afrikanischen Staaten zur Durchsetzung von Quarantänemaßnahmen.

Afrikas Rollentausch und Aufruf zur Zusammenarbeit – nur gemeinsam überwinden wir die Krise

Einigkeit herrscht vor allem darin: die Krise habe die üblichen Narrative in ihr Gegenteil verkehrt. Somit sei es nicht mehr Afrika, sondern Europa, Asien und Nordamerika, die zum Krisenherd, sogar zu einer Gefahr geworden seien. Prozeduren wie gesundheitliche Atteste, Quarantäne oder Einreiseverbote, wie sie bisher vor allem in Europa einreisende Menschen aus Afrika erlebt haben, müssen nun auch nach Afrika reisende Europäerinnen und Europäer erdulden – wenn der Flugverkehr aus Europa nicht sogar ganz gestoppt wurde. Dieser Rollentausch bzw. der Verlust von Privilegien eines europäischen Passes nehmen viele Menschen in Afrika ganz bewusst wahr.

Nichtsdestotrotz plädieren starke Stimmen aus Afrika gegen nationale Alleingänge und eine Politik der Abschottung. Sie rufen vielmehr dazu auf, mit der Welt zusammen zu stehen, Informationen auszutauschen und gemeinsam zu handeln. Damit decken sie sich mit Bundespräsident Steinmeiers und Bundkanzlerin Merkels Aufrufe zur Zusammenarbeit und mit der Erkenntnis: „ Diese Pandemie kann nur besiegt werden, wenn Afrika einbezogen ist.“

Weitere Informationen

Dieser Artikel ist eine Zusammenfassung des „Sonderpressespiegel Covid-19 in Afrika” der Deutschen Afrika Stiftung mit Stand vom 21.04.2020. Den vollständigen Pressespiegel, geschrieben von David Schwake, können Sie hier als PDF herunterladen.