Häusliche Gewalt steigt in afrikanischen Ländern während Lockdown an

Während der Ausgangssperren nimmt häusliche Gewalt gegen Frauen in mehreren afrikanischen Ländern zu. Auch die Zahl an Zwangsehen steigt derzeit an. Aktivistinnen und Aktivisten aus Afrika appellieren deshalb an die Regierungen, Maßnahmen zu ergreifen.

  • Symbolbild: häusliche Gewalt

Frauen aus 48 von 54 afrikanischen Ländern schlossen sich zusammen und appellierten an die Afrikanische Union und das Afrika-Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention, Frauen und Mädchen während der Corona-Pandemie finanziell zu unterstützen.

FEMNET ist ein Kommunikations- und Entwicklungsnetzwerk mit Sitz in Nairobi, welches sich für die Rechte afrikanischer Frauen einsetzt. Die feministische Organisation berichtete nun über zunehmende häusliche Gewalt gegen Frauen während der Corona-Pandemie. Fälle von Zwangsehen nähmen derzeit ebenfalls zu. Regierungen stellen sich laut FEMNET diesem Problem nicht.

Das Problem liege darin, dass Frauen und Mädchen aufgrund der Ausgangssperren verstärkt mit zusätzlicher Gewalt konfrontiert sind. Menschen befinden sich an der Belastungsgrenze, was zu Gewalt führen kann, und die Opfer haben momentan durch die Ausgangssperren kaum Möglichkeiten, sich gewalttätigen Situationen zu entziehen.

Auch Irungu Houghton, der Geschäftsführer des Amnesty International Büros in Nairobi, sagt, dass ein Anstieg häuslicher Gewalt seit dem Ausbruch von Covid-19 in vielen afrikanischen Ländern, darunter Südafrika, Nigeria und Kenia, zu verzeichnen ist. In Kenia meldete man eine Zunahme der Hilferufe um 34 % während der nächtlichen Sperrstunde. Rechtsschutz, Hilfe-Hotlines,
Unterkünfte und der Zugang zu Gerichten seien unerlässlich, um die Rechte und Freiheit von Frauen zu gewährleisten.

Victoria Maloka, Direktorin der AU Kommission des Gender and Development Direktorats, betonte außerdem, dass Mädchen gerade jetzt zwangsverheiratet werden.. Da man versuche, besonders die wirtschaftlichen und sozialen Rückschläge zu überwinden, rücken Probleme wie Zwangsehen derzeit in den Hintergrund. Maloka forderte die Regierungschefs auf, sich diesen Problemen auch während der Corona-Pandemie wieder mehr zu widmen.

Dieser Artikel ist eine übersetzte Zusammenfassung des Artikels „Activists appeal to AU as abuse against women, girls soars under Covid-19“ von James Shimanyula, welcher am 27.04. auf rfi.fr veröffentlicht wurde.

Weiterführendes Video zur Problematik der häuslichen Gewalt gegen Frauen mit Beispielen aus der Demokratischen Republik Kongo (auf Englisch): Domestic violence victims fear for their lives in DR Congo

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Das Problem zunehmender Gewalt, insbesondere gegen Frauen, aufgrund von Auswirkungen der Corona-Pandemie betrifft nicht nur afrikanische Länder sondern ist ein weltweites Problem. Auch in Deutschland rechnet man mit einer Zunahme häuslicher Gewalt.

Weitere Informationen

Tagesschau (29.04.20): Corona-Krise. Sorge um Zunahme von häuslicher Gewalt