Paradies SansibarWer dem Traum von weißen Sandstränden anhängt und der Anmut kristallklaren Ozeanwassers erliegt – auf den wird die Koralleninsel gewiss ihren Reiz ausüben. Sansibar ist ein Archipel mit den beiden Hauptinseln Unguja (früher ebenfalls Sansibar genannt) und Pemba im Indischen Ozean vor der Küste Tansanias. Sansibar erlangte 1963 die Unabhängigkeit und schloss sich kurz darauf Tansania als autonomer Teilstaat an. Dieser verfügt über eine eigene Regierung, ein eigenes Parlament sowie einen eigenen Präsidenten.SklavenumschlagplatzWas für die einen die Trauminsel schlechthin ist, war noch vor 200 Jahren das Zentrum des ostafrikanischen Sklavenhandels. Zu jener Zeit war es als nicht anstößig erachtet worden, wenn „arabische Muslime in Nord- und Ostafrika gefangene Afrikaner in den Nahen und Mittleren Osten“ (1) verkauften. Verschleppt wurden diese Menschen in so großen Mengen, weil viele von ihnen die langen Transporte nicht überlebten (1).Gewürz-MonopolDer Handel mit Sklaven verlor an Bedeutung, stattdessen wurden die Sklaven auf Sansibar etwa ab 1820 beim Anbau von Gewürznelken eingesetzt. Die Nachfrage auf dem Weltmarkt war enorm gestiegen und auf den Gewürz-Plantagen schufteten Slavinnen udn Sklaven. Aktuell steuert Sansibar bei den Gewürznelken etwa 80 Prozent der Welternte bei. Aber auch Pfeffer wächst auf Sansibar, die teure Vanille oder die Muskatnuss.1890 wurde Sansibar britisches Protektorat und damit Teil des British Empire. Ende des 19. Jahrunderts wurde die Sklaverei schließlich von den Briten als illegal geächtet, aber erst 1909 endgültig abgeschafft (1).Fast als Alleinanbieter auf dem Weltmarkt brachte der Anbau der und Handel mit kostbare Gewürzen einigen wenigern der Inselbewohnerinnen- und -bewohnern Wohlstand.Techno-Insel neuer Party-HotspotDas mit den Gewürzen ist die eine Einnahmequelle, die nicht so schnell versiegen wird, selbst in Coca Cola ist Vanille enthalten. Nun sprudelt eine weitere Quelle, nämlich die des Tourismus. Ein Geheimtipp als Trauminsel ist Sansibar schon länger. Neuerdings nimmt die Anziehungskraft der Insel deutlich zu, als Party-Hotspot für coronamüde Touristinnen und Touristen, die in ihren Heimatländern aufgrund von Hygiene- und Distanzauflagen nicht mehr ausgelassen feiern können. Das Partyleben auf der paradiesischen Insel dagegen hat kaum Einschränkungen – hier gibt es „kein Social Distancing, kaum Masken, weder Test- noch Quarantänepflicht“ (2). Bloß Sonne, Strand, Bars und Bass. Namhafte Techno-DJs und DJanes legen auf, verführen in diese scheinbar „coronafreie Parallelwelt“ (2). Bedenken verfliegen im Rausch der ausgelassenen Parties im Flug.Corona ist nicht nur ein BierSich bewusst zu machen, dass die Covid-19-Sterberate in Afrika im Frühjahr 2021 „erstmals über dem weltweiten Durchschnitt“ (2) lag, würde den Spaß deutlich einschränken. Das betrifft vor allem die Inselbewohnerinnen und -bewohner, die durch den Partytourismus großen Risiken ausgesetzt werden. Verschärft werden diese durch ein manglhaftes Gesundheitssystem. Neben den Risiken für die Menschen vor Ort, tragen die Partytouristinnen und -touristen neue Mutanten des Virus zurück in ihre Heimatländer und unterstützen damit die Ausbreitung von Covid-19.Mit der neuen Präsidentin Samia Suluhu Hassan, die im März die Nachfolge des mutmaßlich an einer Covid-19-Infektion verstorbenen Präsidenten Magufuli angetreten hat, tritt Tansania eine Kehrtwende in der Corona-Politik an. Samia Suluhu Hassan ließ sich impfen und rief ihre Mitbürger zur kostenfreien Impfung auf und verhängte Einschränkungen im öffentlichen Leben, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. In diesem Zuge schloss sich Tansania auch der internationalen Initiative COVAX an.Quellen:(1) „Sklavenhandel in Ostafrika - ein verschwiegenes Kapitel“, Deutsche Welle, 22.08.2019(2) „Keine Masken, kein Abstand, Partys und weisse Strände: Sansibar sieht sich als Corona-freie Parallelwelt“, Neue Zürcher Zeitung, 31.01.2021(3) „Feiern auf der ‚coronafreien‘ Insel?“, BR KulturBühne, 18.03.2021(4) „Wo der Pfeffer wächst: Gewürzinsel Sansibar“, Deutsche Welle, 18.08.2008