Save the Okavango Delta

Das Okavango Delta bietet (bedrohten) Tieren, Pflanzen und Menschen einen einzigartigen Lebensraum. An diesem noch nahezu unberührten Ort will das kanadische Öl- und Gasexportunternehmen Recon Africa nun Ölbohrungen durchführen, mit wahrscheinlich katastrophalen Folgen für Mensch und Tier.

Das Okavango-Delta im Nordwesten Botswanas ist mit 15.000 Quadratkilometern das größte Binnendelta der Welt. Das Feuchtgebietssystem, bestehend aus permanenten Sumpfgebieten und saisonal überfluteten Ebenen, ist fast so groß wie Schleswig-Holstein und sieht vom Weltraum aus wie der Fußabdruck eines Vogels. Der längste in das Delta mündende Okavango-Fluss ist mit seinen ca. 1700 Kilometern der viertgrößte Fluss im südlichen Afrika und fließt unter anderem durch Angola und Namibia. (1) (2)

Das Okavango Delta sieht aus dem Weltraum aus wie der Fußabdruck eines Vogels (©Flickr/ Stuart Rankin)

Eine Oase für Mensch und Tier

Eines der einzigartigen Merkmale des Gebiets ist, dass die jährlichen Überschwemmungen des Flusses während der Trockenzeit stattfinden, sodass die einheimischen Pflanzen und Tiere ihre biologischen Zyklen mit diesen saisonalen Regenfällen und Überschwemmungen synchronisiert haben. So konnte das Delta das Zuhause von vielen (teils bedrohten) Tierarten werden, darunter auch den sogenannten „Big Five“ – Elefanten, Löwen, Nashörner, Büffel und Leoparden. (2) Fünf der an das Gebiet angrenzenden Länder – Angola, Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe – haben sich zusammengetan, um die Region um das Delta zu schützen. Das sogenannte Projekt Kavango Zambezi (Kaza) umfasst insgesamt 520.000 Quadratkilometer und ist damit das größte länderübergreifende Naturschutzgebiet der Welt. Grenzzäune wurden vielerorts abgebaut, sodass Wildtiere wandern und dem Wasser ohne Hindernisse folgen können. Vor allem die afrikanischen Elefanten haben so mehr Freiraum und Konflikte mit Menschen werden seltener. Das Projekt soll außerdem den Tourismus fördern, um die wirtschaftliche Entwicklung in den Regionen zu fördern. (3)(4)

Doch nicht nur Tiere und Pflanzen sind auf die einzige Wasserquelle in einem der sonst trockensten Teile Afrikas angewiesen: Das Okavango-Delta ist auch die Hauptwasserquelle für die lokalen Gemeinschaften. Seit Jahrhunderten ist das Gebiet von einer kleinen Zahl von Ureinwohner*innen bewohnt, wobei die verschiedenen Gruppen ihre kulturelle Identität und ihren Lebensstil an die Nutzung bestimmter Ressourcen wie Fischfang oder Jagd angepasst haben. Heute befinden sich an den Rändern des Beckens gemischte Siedlungen von Ureinwohner*innen und späteren Einwanderer*innen in diesem Gebiet. (2)

Das Okavango Delta beherbergt die weltweit höchste Anzahl von Elefanten (©Pixabay)

Aufgrund seiner herausragenden und einzigartigen ökologischen Bedeutung wurde das Delta 2014 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. (2)

Ölförderung im Okavango Delta

In diesem so sensiblen Umweltgebiet will das kanadische Öl- und Gasexportunternehmen Recon Africa nun Ölbohrungen durchführen. Mitte April 2021 gab das Unternehmen bekannt, dass die ersten Testbohrungen das Vorhandensein „eines funktionierenden Erdölsystems bestätigen“. Zum Zweck der Ölförderung wurde daraufhin ein riesiges Gebiet von knapp 35.000 Quadratkilometern in Namibia und Botswana lizensiert, das direkt an das Okavango-Feuchtgebiet grenzt und sich mit dem Kavango-Zambesi-Projektgebiet überschneidet. Das Unternehmen schätzt, dass das Becken 120 Milliarden Barrel Öl liefern könnte, was es zu einem der größten globalen Ölfunde der vergangenen Jahrzehnte machen würde. Bei wirtschaftlichem Erfolg erhält Recon Africa eine Produkionslizenz über 25 Jahre und plant dann, hunderte Bohrlöcher zur Ölförderung zu bohren. (4)

Katastrophale Folgen für Mensch und Tier

Naturschützer*innen und Wissenschaftler*innen schlagen Alarm – Denn die Ölförderung könnte katastrophale Folgen für das noch intakte Ökosystem haben.

Das größte Problem sind die möglichen Auswirkungen auf die Wasserressourcen, denn durch die Ölbohrungen und den damit verbundenen Schwerlastverkehr sind erhebliche Belastungen der Gewässer zu erwarten. (3) Die Region ist trocken mit nur geringen und unregelmäßigen Regenfällen. Grundwasser liefert hier den größten Teil des Wassers, ein kleinerer Teil wird Flüssen, wie dem Okavango, entnommen. Neben der möglichen Wasserverschmutzung befürchten Wissenschaftler*innen auch einen enorm erhöhten Wasserverbrauch. Diese Befürchtung würde sich vor allem dann bewahrheiten, wenn das Öl durch hydraulische Fakturierung – kurz Fracking - gefördert werden würde. Verweise auf “unkonventionelles Öl und Gas” – also durch Fracking erschlossenes Öl- und Gasvorkommen – des Unternehmens, lassen Naturschützer*innen vermuten, dass sie die umstrittene Technik nicht ausschließen, auch wenn das von offizieller Seite von Recon Africa immer wieder bestritten wird. (4)

Namibia und Botswana zeigen sich besorgt über die "irreführende" Informationen über Fracking-Pläne, "da dies nicht Teil des genehmigten Explorationsprogramms ist". Das namibische Energieministerium erklärte zwar, dass die geplanten Ölexplorationsaktivitäten das Okavango-Ökosystem in keiner Weise schädigen würden und Nationalparks ausgeschlossen sein. Das Kaza-Naturschutzgebiet ist davon jedoch ausgenommen, da es nicht den gleichen Schutzstatus genießt. (4)

Ölbohrungen werden Klimakrise verschärfen

Junge Klimaaktivist*innen in der namibischen Hauptstadt sowie mehrere andere Umwelt- und Menschenrechtsgruppen reagierten mit internationalen Aufrufen an allen Fronten, um die drohende Umweltkatastrophe zu verhindern. Die Region des südlichen Afrikas hat sich in den vergangenen sechs Jahrzehnten drastisch erwärmt, mit einer Geschwindigkeit, die etwa doppelt so hoch ist wie die globale Erderwärmungsrate. (4) Fridays For Future Windhoek hat aufgedeckt, dass das geplante Öl- und Gasprojekt das Risiko birgt, die globalen Bemühungen um eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5°C im Rahmen des Pariser Klimaabkommens zu zwei Dritteln zu zerstören. Ausgehend von Recon Africas eigenen Hochrechnungen von 120 Milliarden Barrel Öläquivalent beläuft sich die "Kohlenstoff-Gigabombe" auf bis zu 51,6 Gigatonnen CO2, was einem Sechstel des verbleibenden Kohlenstoffbudgets der Welt entspricht. (2)

Das rücksichtslose Streben nach kurzfristigen Gewinnen darf nicht die langfristige Gesundheit von Menschen und Tieren gefährden! SAVE THE OKAVANGO DELTA!

Quellen

(1) ZDF: Okavango Delta

(2) Greenpeace: Reasons to Save the Okavango Delta (März 2021)

(3) Deutsche Welle: Okavango Delta – Weltnaturerbe in Gefahr (Dezember 2021)

(4) Der Standard: Bedrohliche Ölbohrungen im Süden Afrikas (Oktober 2021)

Verfasst am 27.6.2022

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