Migration als Konsequenz der Klimakrise

Für Migration mag es unzählige Gründe geben. Ein akuter Faktor stellt die Klimakrise in allen Ausprägungen dar, der menschliche Migrationsentscheidungen stark beeinflusst. Wir widmen uns dem Thema Klimaflucht.

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Migration als Konsequenz der Klimakrise

Klimaflucht

Fällt der diskriminierende Begriff einer sogenannten Flüchtlingskrise in Deutschland oder überhaupt in Europa, erinnert es an die über eine Million schutzsuchenden Menschen aus Syrien, Irak und Afghanistan seit 2015. Neben Krieg und Terror werden auch immer mehr Menschen durch die Folgen der Klimakrise, wie zunehmende Trockenheit und Unfruchtbarkeit der Böden und damit verbundene Nahrungsmittelknappheit gezwungen ihre Heimat zu verlassen.

Pariser Klimaabkommen

2015 wurde das Pariser Klimaabkommen verabschiedet. Im Rahmen dieses internationalen Paktes betrachteten Expertinnen und Experten unter anderem das Thema klimabedingte Flucht und die sogenannte Umweltmigration. Versalzung, Wüstenbildung und Flutwellen treiben mehr und mehr Menschen aus ihren Heimatländern. Der Gründer des alternativen Nobelpreises, Jakob von Uexküll, setzt diese Entwicklungen mit den vielen Schutzsuchenden im Jahr 2015 in Relation: „Wenn Europa nicht mit einer Million Kriegsflüchtlingen […] klarkommt, wie soll es mit 200 Millionen Klimaflüchtlingen […] umgehen?“ (1).

Wer kann sich Migration leisten?

Menschen, die sich den weiten Weg in den Globalen Norden nicht leisten können, zum Beispiel, weil sie Schlepper nicht bezahlen können, Essen und Schutz wegfallen, bleiben gefangen („trapped population“). Das verdeutlicht in einigen afrikanischen Ländern, dass Klimaextreme nur das katalysieren können, was bereits vorhanden ist: Fehlende Mittel zum (Selbst-)Schutz, Verteilungs- und Chancenungleichheit und wenige Perspektiven für die Zukunft (3).

Auswirkungen der Klimakrise auf dem afrikanischen Kontinent

In vielen Ländern Afrikas werden klimabedingte Naturereignisse häufiger und immer heftiger. Hitzewellen, anhaltende Dürren und Überschwemmungen, wie kürzlich im Südsudan, verursachen regelmäßig Nahrungsmittelengpässe oder sogar Hungersnöte. Auch durch verheerende tropische Stürme wie den Zyklon Idai werden Häuser, Infrastruktur, landwirtschaftliche Nutzflächen und die Existenzen von Hunderttausenden Menschen zerstört. Diese Naturereignisse treffen Menschen, denen die Mittel fehlen, sich vor diesen Gefahren zu schützen, besonders stark (2). Der letzte Ausweg ist die Flucht. Allein in der Region Subsahara Afrika könnten bis zum Jahr 2050 86 Millionen Menschen betroffen sein (2).

Konkretes Phänomen Sahelzone

Seit den 60er Jahren schrumpft der Tschadsee in der afrikanischen Sahelzone wegen der zunehmenden Hitze. Über 90 % der ursprünglichen Wassermenge musste der See in den letzten Dekaden einbüßen und ist nunmehr bloß noch ein Schatten, eine Pfütze seiner selbst. Dennoch sind ca. 40 Millionen Menschen auf diesen Rest von See angewiesen. Die Klimakrise zwingt diese Menschen also ihre Heimat zu verlassen, um eine neue zu finden, in der sie mit Landwirtschaft oder anderen Jobs ausreichend verdienen können, um ihre Familien zu ernähren und ihren Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen (4).

Migration hat es immer gegeben, aber …

Migration ist eine Anpassungsstrategie seit Menschengedenken. Es ist die Anpassung an eine sich verändernde Umwelt. Die Zahl derer, die gezwungen sind zu flüchten, ist jedoch in den letzten Jahrzehnten dramatisch gestiegen. Doppelt ist die Ungerechtigkeit, wenn bedacht wird, dass Industriestaaten auf Kosten des Globalen Südens dank Rohstoffen reich werden, Boden wie Luft durch Chemikalien und Emissionen verschmutzen und die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner aus einkommensschwachen Regionen am meisten darunter leiden, obwohl sie am wenigsten dazu beitragen (4). Ein weltweit ambitionierter Klimaschutz sowie die Identifizierung und Unterstützung betroffener Regionen durch die gezielte Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen die Folgen der Klimakrise sind notwendig, um Klimaflucht zu verhindern (2).

Quellen:

(1) „Der Zusammenhang zwischen Klimawandel und Migration“, Bundeszentrale für politische Bildung, 21.01.2021

(2) „Migration aufgrund des Klimawandels“, Brot für die Welt, o.D.

(3) „Mythos Migrationsdruck: Klimawandel ist kein automatischer Treiber“, Welthungerhilfe, 06/2021

(4) „Klimaflucht – die wahre Umweltkatastrophe“, Deutsche Welle, 05.09.2019

Verfasst am 03.01.2022