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Menstruationshygiene kennt keine Pandemie

Am 28. Mai war Menstrual Hygiene Day – doch während auch an den anderen 364 Tagen im Jahr ein großer Teil der Weltbevölkerung menstruiert, stellt die Pandemie und ihre ökonomischen Folgen Menstrual Hygiene Management vor alte Herausforderungen und gefährdet Erfolge.

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Menstruationshygiene kennt keine Pandemie

MHM und die Sustainable Development Goals

Ungefähr 1.8 Milliarden weibliche, non-binäre und Trans-Personen menstruieren. Das sind eine Menge Menschen, die bei der Erreichung der Sustainable Development Goals (SDGs) nicht zurückgelassen werden dürfen. Menstrual Hygiene Management (MHM) umfasst die Maßnahmen, die notwendig und angebracht sind, damit Mädchen und generell alle Personen, die menstruieren in unterschiedlichen Kontexten privat und sicher ihre Monatsblutung managen können. Dazu gehören unter anderem der Zugang zu sauberem Wasser, Sanitäranlagen und bezahlbaren Hygieneartikeln, Wissen über den eigenen Körper und gesundheitsfördernde Maßnahmen sowie der Abbau von Stigmata durch Bildung. Für Menstruationsgesundheit und den Abbau von Stigmata sind Investitionen in nachhaltige Wasser-, Sanitär- und Hygieneeinrichtungen notwendig. Denn MHM ist eine wichtige Grundlage für die psychische, sexuelle und reproduktive Gesundheit von Frauen und die Erreichung von SDGs 3 (Gesundheit), 4 (Bildung), 5 (Geschlechtergleichstellung), 6 (Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen) und 10 (Weniger Ungleichheiten).

Periods Don’t Stop for Pandemics

Obwohl durch Covid-19 Hygienemaßnahmen wie Händewaschen stärker ins Bewusstsein gerückt sind, werden andere hygienebezogene Bedürfnisse eher verdrängt: Doch Menstruierende brauchen nach wie vor Periodenprodukte, den Zugang zu Toiletten, Seife, Wasser und nicht zuletzt Privatsphäre. Schätzungsweise 500 Millionen Menstruierende auf der Welt haben aber bereits unabhängig von der Pandemie nicht die benötigten Ressourcen dazu.

Die Pandemie birgt nun die Gefahr, bestehende Mängel im MHM zu verschärfen. Ein Faktor kann der Mangel an Impfstoff außerhalb von reichen Ländern sein. Denn so verharrt der Fokus von Regierungen auf einer Verhinderung der Ausbreitung des Virus durch Hygienemaßnahmen und Lockdowns.
Der dadurch gestiegene Bedarf an Wasser und Seife lässt diese dann an anderer Stelle knapp werden: zum Beispiel bei der Menstruationshygiene. Schulen und öffentliche Toiletten wurden zum Teil geschlossen und so fehlt auch vermehrt der Zugang zu Sanitäreinrichtungen. Schulschließungen führen zudem zu weniger Bildung über sexuelle Gesundheit. Wissen über die Menstruation ist jedoch wichtig, um sie sicher zu managen.

Dazu kommt, dass Lieferengpässe infolge von Lockdowns und Grenzschließungen zu Preissteigerungen von Waren geführt haben – darunter auch Binden, Tampons und Seife. Gleichzeitig zwingt ein verringertes Haushaltseinkommen viele Mädchen und Frauen dazu, ihren Bedarf an Periodenprodukten hintenanzustellen. Bei einem Mangel an Periodenprodukten behelfen sich menstruierende Personen mit Stoffresten oder Zeitungspapier. Diese bergen jedoch ein hohes Infektionsrisiko und sind nicht genügend saugfähig. Aus Angst vor Flecken auf ihrer Kleidung verpassen so viele Mädchen und Frauen Schulunterricht und haben damit nicht den gleichen Zugang zu Bildung.

Kostengünstiger und nachhaltiger als Wegwerfprodukte

Die Firma „Ruby Cup“ bietet mit wiederverwendbaren Menstruationstassen eine sichere, nachhaltige und kostengünstige Alternative. (Der Ruby Cup befindet sich auch in unserem Afrika-Koffer für die Sekundarstufe). Mit der Initiative „Buy One, Give One“ wird durch jede verkaufte Menstruationstasse eine weitere gespendet – an ein Mädchen in Kenia ohne Zugang zu Periodenprodukten. Zu dem Projekt gehören außerdem die Verteilung der Menstruationstassen in Schulen sowie ein Workshop, der über die Verwendung der Menstruationstasse, die weibliche Anatomie und den Zyklus informiert.

Mädchenfreundliche Toiletten und Kampf gegen das Periodentabu

Neben Hygienemaßnahmen brauchen Mädchen Räume, in denen sie Privatsphäre haben und sich sicher fühlen. Unsere Mitgliedsorganisation CARE unterstützt in der Provinz Mashvingo im Süden Simbabwes mädchenfreundliche Toiletten. Diese sind mit Hygieneartikeln, Spiegeln und einem Vorrat an waschbaren Stoffbinden ausgestattet. Die Spiegel geben den Mädchen Sicherheit, weil sie darin Flecken auf ihren Schuluniformen sehen könnten. Mit dem Kinderhilfswerk Global Care werden in Uganda wiederverwendbare und hygienische Binden genäht und zusammen mit Eimern und Reinigungsutensilien verteilt.

Neben Menstruationstassen sind wiederverwendbare Binden für viele erschwinglich und angenehm. Schließlich entscheidet nicht nur der Kostenfaktor über die Wahl des Menstruationsartikels. Jede menstruierende Person muss die Möglichkeit haben durch Wissen und Zugang frei darüber entscheiden zu können, was angenehm und sicher für sie ist. Dafür braucht es mehr Initiativen, wie die unserer Mitgliedorganisationen, damit alle Menschen gleichberechtigt am sozialen und ökonomischen Leben teilhaben.

Quellen:

Kamowa, V., Mahon, T.; Sommer, M. / Creating a more equal post-COVID-19 world for people who menstruate vom 28.05.2020 auf WaterAid.org.  

Sommer, M. / Menstrual hygiene management in humanitarian emergencies: Gaps and recommendations vom Januar 2012, Practical Action Publishing.

WASH United / PERIODS DON’T STOP FOR PANDEMICS vom 28.05.2020 menstrualhygieneday.org.

Datum: 08.06.2021