Afrikanische Mode und deren Designer*innen gewinnen immer mehr an Bedeutung und Aufmerksamkeit in der internationalen Modewelt. Die Modekreationen junger nigerianischer, senegalesischer oder südafrikanischer Designer*innen sind vermehrt auf den Laufstegen von Modemetropolen wie Paris und Mailand zu sehen. Auch Fashion Weeks werden auf dem afrikanischen Kontinent selbst immer häufiger und beliebter. So gibt es seit 2002 die Dakar Fashion Week. Die senegalesische Hauptstadt Dakar ist schon lange dafür bekannt, eine der Modehauptstädte des afrikanischen Kontinents zu sein, nicht zuletzt, weil sie lange Zeit die einzige Fashion Week in Subsahara-Afrika war. Mittlerweile finden Fashion Weeks aber unter anderem auch in Kapstadt, Johannesburg, Lagos und Accra statt. Auch einflussreiche internationale Modemagazine wie die Vogue Italia oder The Business of Fashion interessieren sich vermehrt für afrikanische Mode, deren Formen, Farben, Stoffe und die Message, die sie sendet. Denn bei der afrikanischen Mode geht es den Designer*innen nicht einzig und allein um Bekleidung, sondern auch um politische Botschaften, die auf gesellschaftlichen Wandel aufmerksam machen und diesen vorantreiben wollen. Fashion als politisches Statement Mode soll nicht nur schön sein, sondern auch auf politischer Ebene fungieren. So möchte der nigerianische Modeschöpfer Adebayo Oke-Lawal mit seinen Kreationen Geschlechternormen und -stereotype hinterfragen, aufbrechen und neu denken. Er verarbeitet Stoffe, Materialien und Farben, die typischerweise eher mit Weiblichkeit in Verbindung gebracht werden, auch in seinen Herrenkollektionen. Diese enthalten oftmals Rüschen, Seide oder Chiffon. Mit seinen Designs setzte er in der Vergangenheit außerdem ein Statement gegen Polizeigewalt und machte auf deren Proteste aufmerksam, indem er bei den Schauen Elemente einbrachte, die die Gewalt auf Nigerias Straßen thematisierte. Immer mehr zeigt sich auch die Sichtbarkeit queerer Menschen in der afrikanischen Modewelt. Der südafrikanische Designer Rich Mnisi brachte zur PRIDE 2023 gemeinsam mit dem Sportartikelhersteller Adidas eine queere Kollektion heraus und erwirkte damit internationale Aufmerksamkeit für die Bedarfe der afrikanischen LGBTQIA* Communities. Außerdem sollen non-binäre Designs dazu beitragen, Widerstand gegen strickte Anti-LGBTQIA* Gesetze in einigen afrikanischen Ländern zu leisten. Auch der Aspekt der Nachhaltigkeit spiegelt sich in den Kollektionen vieler Designer*innen wider. Lukhanyo Mdingi, Fashion-Designer aus Kapstadt, schaut bei seiner Mode nicht nur auf die ökologische Nachhaltigkeit der verwendeten Materialien, sondern schafft auch faire Arbeitsbedingungen und Löhne für seine Angestellten, da gerade in der Textilindustrie weltweit verheerende Arbeitsbedingungen vorzufinden sind. Dem möchte der Designer entgegenwirken, indem er vor allem Frauen, die häufig als Näherinnen arbeiten, durch die Arbeit bei ihm die Möglichkeiten bietet, ihre Familien ausreichend versorgen zu können. Ziele der afrikanischen Designavantgarde Ziel der Designer*innen und ihrer Kreationen ist es aber auch international auf sich aufmerksam zu machen. Vorurteile gegenüber Afrika, die ein Bild von Armut und Korruption zeichnen, sollen aufgebrochen und tiefverankerte koloniale Vorstellungen abgeschafft werden. Stattdessen sollen positive und lebendige Schnitte und Designs dazu beitragen, dass der Kontinent mit Vielfalt und Aufbruch in Verbindung gebracht wird. Die zumeist jungen Designer*innen möchten außerdem selbst als positive Beispiele auf dem eigenen Kontinent fungieren. So wollen sie junge Afrikaner*innen motivieren, sich für ihre Träume stark zu machen und eine gemeinschaftliche positive Zukunft des Kontinents anstreben. Durch diese Bemühungen schafft die afrikanische Modewelt Transparenz, Diversität und gesellschaftliche Verantwortung sowie die Konfrontation mit gesellschaftlich relevanten Themen, um so dazu beizutragen, dass die afrikanische Gesellschaft gestärkt wird und ein neues Selbstbewusstsein erlangt. Quellen: Fashion Africa Now: THE POLITICS OF AFRICAN FASHION (August 2018) Arte: African Styles (Juli 2023) thred: Nigerias junge Designer setzen auf geschlechtsspezifische Mode (Juli 2022) Fashion Network: Adidas und Rich Mnisi lancieren Pride-Kollektion (Mai 2023) Frankfurter Allgemeine: Eine Protestbewegung wird in Blut ertränkt (Oktober 2020) Vogue Germany: #EndSARS: 5 Kreative aus Nigeria erkären, warum es bei der Bewegung um (noch) mehr geht als Polizeigewalt (November 2020) Verfasst am 14. August 2023