Grenzen der Fairness in der Visumspolitik

Während Reisende mit deutschen Pässen von weitreichender Reisefreiheit profitieren, stehen afrikanische Reisende vor starken Einschränkungen durch europäische Einreisebestimmungen.

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Afrikas nationale Grenzen ohne koloniale Aufteilung: Eine hypothetische Betrachtung

Im 19. und 20. Jahrhundert haben die Europäer den afrikanischen Kontinent kolonisiert. Doch wie hätte die (politische) Landschaft Afrikas ohne den Kolonialismus aussehen können?

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Sparpolitik trifft Entwicklungszusammenarbeit

Die Sparpolitik im Bundeshaushalt bedroht Entwicklungszusammenarbeit und stellt die Einhaltung internationaler Verpflichtungen in Frage.

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Mit grüner Energie in die Zukunft? Ein Wasserstoffpark im Süden Namibias

Namibias geplanter Wasserstoffpark verspricht Fortschritte bei der Energiewende und wirtschaftliches Wachstum, wirft aber auch bedeutende ökologische und soziale Fragen auf.

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Navigationshilfe oder Machtinstrument? Ein kritischer Blick auf die Mercator-Projektion

Gall-Peters-Projektion zeigt die wahren Größenverhältnisse der Kontinente und hinterfragt den Eurozentrismus der Mercator-Projektion.

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Nairobi in Aufruhr: TikTok und die Macht der jungen Protestbewegung

Politische Proteste gegen ein Steuergesetz in Kenia. Was hat TikTok damit zu tun und gegen was wird eigentlich demonstriert?

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Zwischen Hilfe und Belastung: Die Realität der Altkleiderspenden

Altkleiderspenden überschwemmen afrikanische Märkte und setzen die lokalen Textilindustrien unter Druck.

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Russlands wachsender Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent

Afrika hat in den letzten Jahren verstärkt die Aufmerksamkeit Russlands auf sich gezogen. Eine Entwicklung ist die Anwesenheit des sog. „Afrikakorps“ in Ländern Afrikas.

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Eine Eisenbahn für Wirtschaftswachstum

Auf neuen Gleisen in die Zukunft: Agenda 2063 strebt eine vereinte Entwicklung durch ein kontinentweites Schienennetz an.

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Senegal: Prüfstein für die Stabilität der ECOWAS

Senegal wird von undemokratischen Strömungen erfasst inmitten einer Reihe von Militärputschen in Westafrika.

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Kagames Politik der Gegensätze

Ruandas Präsident Paul Kagame genießt weltweit Ansehen für seine politischen Erfolge. Aber was ist der Preis für die augenscheinliche Stabilität im Land?

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Frauen als Schlüsselfaktor für Frieden in Kamerun

Ein Blick auf die entschlossenen Methoden, mit denen Frauen aktiv für Frieden inmitten von Konflikten in Kamerun kämpfen.

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Von Nollywood bis Tech-Hub: Lagos‘ Weg zur globalen Anerkennung

In Lagos entfaltet sich eine einzigartige Geschichte: vom Erbe Nollywoods zur Vorreiterrolle als afrikanischer Tech-Hub im Wandel des 21. Jahrhunderts.

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Weihnachtsessen in afrikanischen Ländern

Die Frage nach dem Weihnachtsessen ist weltweit von großer Bedeutung, und jedes Land pflegt seine eigenen kulinarischen Traditionen. Wir haben uns daher gefragt: Was steht in Äthiopien, Nigeria und Kenia an Weihnachten auf dem Speiseplan?

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Geraubte Kunst stehlen: Ein Akt zivilen Ungehorsams

Das Mittel zivilen Ungehorsams, um auf aus Afrika geraubte Kunst in europäischem Besitz aufmerksam zu machen.

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Geraubte Kunst stehlen: Ein Akt zivilen Ungehorsams

Spätestens seit den Aktionen der Letzten Generation ist auch der zivile Ungehorsam eine in der Bevölkerung bekannte Methode, um auf Missstände in einer Gesellschaft aufmerksam zu machen. Die Protestorganisation bemalte in diesem Jahr berühmte Bauwerke mit Farbe oder klebte sich auf Straßen, um den fließenden Verkehr aufzuhalten. Das Ziel dieser Protestaktionen war die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Klimakrise. Dabei sollten nicht nur Bürger*innen an ihre Pflicht zum Handeln erinnert, sondern vor allem die Politik dazu bewogen werden, die Maßnahmen und Klimaziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten. Doch ziviler Ungehorsam wird nicht nur im Kampf um den Klimaschutz eingesetzt, sondern in verschiedenen Kontexten, insbesondere zur Bekämpfung sozialer Ungerechtigkeiten, genutzt. 

Was genau ist ziviler Ungehorsam?

Ziviler Ungehorsam ist eine Protestform, die auf einen bewussten, gewaltfreien Verstoß gegen Gesetze oder Regeln einer Gesellschaft abzielt. Auf diese Weise werden bewusst Gesetzesbrüche verübt. Formen des zivilen Ungehorsams sind unter anderem Sitzblockaden, Hausfriedensbruch, das Anketten an Gebäude oder auch Sachbeschädigungen. Bei den Protestaktionen werden dabei gezielt Gesetze missachtet und gebrochen, um möglichst eindrücklich auf die Missstände aufmerksam zu machen. Gleichzeitig wird allerdings die Anwendung von Gewalt strikt abgelehnt. Für den Protest ist es wichtig, dass niemand zu Schaden kommt, denn er soll lediglich Beeinträchtigungen verursachen und somit politische Veränderungen bewirken. Des Weiteren soll durch die Proteste auch die Öffentlichkeit auf die Thematik aufmerksam gemacht werden. Um diese Ziele zu erreichen, werden im Anschluss dann auch die auf die Aktion folgenden Strafen in Kauf genommen. Durch die gezielten Proteste soll die Demokratie gestützt und sogar verbessert werden.

Einer der modernen Begründer des zivilen Ungehorsams war der amerikanische Philosoph Henry David Thoreau, der 1849 Steuerzahlungen verweigerte. Das tat er, um sich gegen einen von den USA geführten Krieg mit Mexiko und das Fortbestehen der Sklaverei aufzulehnen. Somit brachte er seinen Unmut über das politische Fehlverhalten der US-Regierung mit einem Einzelprotest zum Ausdruck. Später orientierten sich auch Größen wie Mahatma Gandhi oder Martin Luther King an ihm. Ein weiteres bekanntes Beispiel für zivilen Ungehorsam ist Rosa Parks, die in den 1950er-Jahren das früher in den Südstaaten der USA herrschende Gesetz der „Rassentrennung“ missachtete, indem sie sich weigerte, ihren Sitzplatz im Bus für einen Weißen freizumachen.

Geraubte Kunst stehlen: Ein Akt zivilen Ungehorsams

Diese Form des Protests und Aktivismus wendete auch der kongolesische Politaktivist Emery Mwazulu Diyabanza mit einer Gruppe anderer Aktivisten an. So versuchten sie 2020 einige der als Raubkunst aus Afrika gehandelten Kunstwerke aus verschiedenen französischen und niederländischen Museen zu entwenden. Die Kunstwerke sind während der Zeit des Kolonialismus zum Teil geraubt oder unrechtmäßig aus unterschiedlichen afrikanischen Ländern entwendet und von den Kolonialherren nach Europa gebracht worden. Die Entwendung der Kunst war oftmals nicht nur künstlerischer Natur, sondern auch mit kultureller Aneignung und vorherrschenden Machstrukturen verbunden. Um ausführlichere Informationen zum Thema zu erhalten, können unsere Artikel zu den Benin-Bronzen und der Rückgabe von kolonialer Raubkunst und zur Raubkunst im Humboldt Forum Berlin gelesen werden. Emery Mwazulu Diyabanza verfolgte mit der Protestaktion keineswegs das Ziel, die afrikanischen Kunstwerke tatsächlich zu stehlen, sondern versuchte damit die Aufmerksamkeit auf die Thematik in der Öffentlichkeit und der Politik zu erzielen. Auf diese Weise wollte die Gruppe auf afrikanische Kunst, die sich bis heute in europäischem Besitz befindet, aufmerksam machen. Somit sollten die betreffenden europäischen Staaten dazu bewogen werden, sich mit der aus Afrika stammenden Raubkunst auseinanderzusetzen und in den Austausch mit den Besitzerländern zu gehen, um diese zurückzugeben. Mit den Worten: „der Umstand, dass ich mein Geld dafür bezahlen musste, etwas zu sehen, das gewaltsam dort weggenommen wurde und dahin zurück gehört, wo ich herkomme, hat aus einer Entscheidung eine Tat werden lassen.“, kommentierte Emery Mwazulu Diyabanza die von ihm ins Leben gerufene Aktion. Die Aktion wurde von der Gruppe in einem Livestream im Internet übertragen. Damit sollte eine maximale Reichweite erzielt werden. Vorderstes Ziel der Aktion war nicht nur die Aufforderung, die geraubten Kunstwerke an die bestohlenen Herkunftsländer zurückzugeben, sondern auch auf die bis heute andauernden Auswirkungen des Kolonialismus aufmerksam zu machen. Dabei sollten Europäer*innen sowie Afrikaner*innen mit der Aktion erreicht und für die immer noch vorhandenen Missstände sensibilisiert werden. 

Für die Aktion werden Emery Mwazulu Diyabanza und seine Gruppe schließlich auch rechtlich zur Verantwortung gezogen, indem ihnen einige Monate nach dem Protest vor einem französischen Gericht der Prozess gemacht wird. Von einigen Beobachter*innen wird der Gerichtsprozess als Teil der Protestaktion gesehen, da durch diesen einige Monate später noch einmal Aufmerksamkeit auf die Aktion gelenkt wurde. Das französische Gericht verhängte für die Aktion schließlich eine Geldstrafe von 1.000 Euro. 

Durch den Protest erhielt die afrikanische Perspektive auf dieses Thema eine breite Aufmerksamkeit. 

Quellen: 

  1. Tagesschau: „Letzte Generation“ – Was wollen die eigentlich? (April 2023)
  2. Bundeszentrale für Politische Bildung: Die Protestform des zivilen Ungehorsams (August 2023)
  3. Bundeszentrale für Politische Bildung: Ziviler Ungehorsam: Annäherung an einen umkämpften Begriff (Juni 2012)
  4. socialnet.: Ziviler Ungehorsam (Februar 2023)  
  5. Wikipedia: Rosa Parks (Letzter Zugriff Dezember 2023)
  6. ARD alpha: Was ist ziviler Ungehorsam? (Dezember 2023)
  7. Deutsche Welle: Fridays for Future des Dekolonialismus? (Oktober 2020)
  8. ARD Kultur: DIE GESTOHLENE SEELE – RAUBKUNST AUS AFRIKA (2020)  
  9. Deutschlandfunk: Koloniale Raubkunst geraubt – Der Aktivist Mwazulu Diyabanza vor Gericht in Paris (September 2020)
  10. Süddeutsche: Raub von Raubkunst (Oktober 2020)

Verfasst am 13. Dezember 2023

Die Auswirkungen der Klimakrise in Afrika — Naturkatastrophen und Notstände resultierend aus den Handlungen der Industrienationen

Über die dramatischen Folgen des Klimawandels für Afrika in Form von steigenden Temperaturen, extremen Wetterereignissen, Nahrungsmittelunsicherheit, verstärkter Migration und dem Risiko gewaltsamer Konflikte um Ressourcen.

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Die Auswirkungen der Klimakrise in Afrika — Naturkatastrophen und Notstände resultierend aus den Handlungen der Industrienationen

Die Zunahme der Klimakrisenherde auf der ganzen Welt ist dramatisch. Der afrikanische Kontinent ist dabei besonders stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen, obwohl sein Beitrag mit einem Anteil von rund drei Prozent an den weltweit erzeugten CO2-Emissionen weitaus geringer ist als der Anteil der Industrienationen. Der Kontinent sieht sich aufgrund der negativen Folgen zahlreicher Herausforderungen konfrontiert. Diese haben erhebliche Auswirkungen auf Umwelt, Wirtschaft und die Lebensbedingungen der Bevölkerung vor Ort.

Ein Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), auch als Weltwetterorganisation bekannt, thematisiert den rapiden Temperaturanstieg auf dem afrikanischen Kontinent und geht auf die gravierenden Konsequenzen für Mensch und Natur ein. Insbesondere Dürren, Überschwemmungen, Hitzewellen, tropische Stürme und Starkregen sind bereits heute vermehrt auftretende Wetterereignisse auf dem Kontinent und werden laut der Organisation in Zukunft weiter zunehmen. Diese Entwicklung gefährdet unter anderem die Nahrungsmittelsicherheit, fördert Vertreibungen und die Migration von Menschen und erhöht das Risiko von gewaltvollen Auseinandersetzungen um Ressourcen.

Nahrungsmittelsicherheit

Aktuell sind über 55 Prozent der Bevölkerung Afrikas im Agrarsektor beschäftigt. Aufgrund von vermehrten Überschwemmungen und Dürren wird es für die Landwirt*innen jedoch zunehmend schwieriger, erfolgreiche Ernten zu erzielen. So prognostiziert die WMO vermehrte Ernteausfälle. Dies könnte langfristig zu einem Verlust vieler Arbeitsplätze im Agrarsektor führen. Zudem sind viele Länder in Afrika zunehmend darauf angewiesen, Nahrungsmittel aus anderen Teilen der Welt zu importieren, was erhebliche Zusatzkosten verursacht. Selbst bei erfolgreicher Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad müssen Regionen in Nord- und Südafrika mit Ernteeinbußen von bis zu 60 Prozent rechnen. Westafrika würde dabei etwa ein Zehntel seiner Maisernte einbüßen.

In den Regionen des Horns von Afrika, darunter Äthiopien, Somalia, Teile Kenias und dem Süden Madagaskars, sind die Menschen bereits von langanhaltenden Dürreperioden betroffen. Gleichzeitig kämpfen der Südsudan, Nigeria, der Kongo und Burundi mit massiven Überflutungen. Diese außergewöhnlichen Situationen verdeutlichen, wie der Klimawandel die Lebensbedingungen in verschiedenen Teilen Afrikas bereits jetzt erheblich beeinflusst.

Migration

Auch die Vertreibung der Bewohner*innen des Kontinents wird zu einem immer größeren Problem. So verließen im Jahr 2021 aufgrund klimatischer Ereignisse 2,5 Millionen Menschen in Afrika ihre Heimat. Die Einwohnenden sehen sich auch aufgrund fehlender Frühwarnsysteme und mangelhafter meteorologischer Daten immer stärker den Folgen der Klimaveränderungen ausgesetzt. Wesentliche Gründe für die Wanderungen ist Wasserknappheit, zunehmende Dürren und somit die Ausbreitung der Wüstenbildung, die Entwaldung und der steigende Meeresspiegel.

Auseinandersetzungen um Ressourcen

Der Klimawandel kann auch zu einer Zunahme von Konflikten führen. Durch die zuvor beschriebene Verknappung von Lebensmitteln und Wasser kann es zu gewalttätigen Konflikten kommen. Die Verteilung und der Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen können zum Auslöser für Auseinandersetzungen werden und somit zu Eskalationen führen. Gerade in Regionen, die bereits von Armut und politischer Instabilität betroffen sind, können zukünftige Belastungen durch den Klimawandel zusätzliche Spannungen verursachen. Konflikte um begrenzte Ressourcen wie Wasser und landwirtschaftliche Flächen können sich verschärfen. Darüber hinaus können Migrationsbewegungen aufgrund von Umweltveränderungen zu Unruhen zwischen verschiedenen Gemeinschaften oder Ländern führen. Es ist wichtig zu betonen, dass die Ursachen von gewaltsamen Konflikten komplex sind und oft unterschiedliche Faktoren einschließen. Darunter soziale, politische und wirtschaftliche Komponenten.

Diese Konflikte verdeutlichen die Notwendigkeit, gemeinschaftlich nachhaltige Lösungen für den afrikanischen Kontinent zu finden und gerade als Industrienationen, die durch ihren Lebensstil am meisten zur Klimakrise beitragen, die Lösungsfindungen maßgeblich mitzugestalten. 

Quellen:

  1. Spiegel: Erster Afrika-Klimagipfel startet in Kenia (September 2023)
  2. Tagesspiegel: Wer das Klima am meisten schädigt und wer die Folgen trägt (letzter Zugriff Dezember 2023)
  3. Zeit: Klimawandel zwingt 2,5 Millionen in Afrika zur Flucht (September 2022)
  4. Evangelische Zeitung: UN-Klimabericht: Temperaturen in Afrika steigen schneller (September 2023)
  5. Tagesschau: Afrika und Klimawandel – Mit voller Wucht (September 2023)
  6. IOM – UN Migration: In the Face of Climate Change, Migration Offers an Adaptation Strategy in Africa (September 2022)

Verfasst am 13. Dezember 2023

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Chinas Engagement in Afrika – Fluch oder Segen für die Entwicklung des Kontinents?

In den letzten Jahrzehnten hat China sich als bedeutender Akteur in Afrika etabliert, indem es erhebliche Investitionen getätigt und teilweise auch aktiv am politischen Geschehen des Kontinents teilgenommen hat. Laut Daten der China-Africa Research Initiative der Johns-Hopkins-Universität (Baltimore, USA) beliefen sich Chinas Investitionen in Afrika bis 2021 auf 299 Milliarden US-Dollar. Dieses bedeutsame wirtschaftliche Engagement hat gleichermaßen Enthusiasmus und Skepsis sowie eine komplexe Diskussion über die Rolle Chinas für die Zukunft Afrikas ausgelöst.

Chinas wirtschaftlicher Einfluss in Afrika hat sich in den letzten Jahren rapide ausgeweitet, mit Investitionen in Infrastruktur, der Ausbeutung natürlicher Ressourcen sowie dem Bau von Produktionsstätten. Die von China im Jahr 2013 gestartete Belt and Road Initiative (BRI) spielt dabei eine Schlüsselrolle bei der Förderung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen China und afrikanischen Ländern. Nach einem Bericht des Brookings Instituts von 2021 beliefen sich Chinas Finanzierungszusagen allein im Transport- und Energiesektor Afrikas auf 148 Milliarden US-Dollar. Durch massive Infrastrukturprojekte wie Straßen, Häfen und Eisenbahnen strebt China an, die interkontinentalen Transportwege zu verbessern, was das Potenzial birgt, die gesamte wirtschaftliche Entwicklung auf dem Kontinent zu fördern.

Obwohl diese Investitionen zweifellos zur Verbesserung der Infrastruktur Afrikas beigetragen haben, wird aber auf Seiten der Kritiker oft argumentiert, dass sie auch zu einer (neuen) Abhängigkeit der afrikanischen Länder führen (können). Bedenken hinsichtlich der Kreditbedingungen und der Gefahr der sogenannten „Schuldenfallendiplomatie“ haben sich in letzter Zeit vermehrt. Auch gibt es immer wieder Zweifel bezüglich der von chinesischen Unternehmen angewandten Umweltstandards und Arbeitsbedingungen. Deshalb wird allgemein die Notwendigkeit betont, sicherzustellen, dass die wirtschaftliche Zusammenarbeit gegenseitig vorteilhaft und nachhaltig ist.

Chinas Interessen in Afrika reichen augenscheinlich aber über rein wirtschaftliche Belange hinaus. Das Chinesisch-Afrikanische Kooperationsforum (FOCAC) dient als Plattform für diplomatischen Dialog und Zusammenarbeit zwischen China und afrikanischen Ländern. Chinas Beteiligung an Friedenssicherungsmaßnahmen und Konfliktlösungen auf dem Kontinent spiegelt dabei ein wachsendes Engagement für politische Stabilität in der Region wider. Gemäß dem Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) hat China signifikant zur UN-Friedenssicherung in Afrika beigetragen, mit über 2.500 chinesischen Soldaten in verschiedenen Missionen. Allerdings wird Chinas militärisch-politisches Engagement in Afrika dahingehend kritisiert, da es als „nicht-interventionistisch“ betrachtet wird und wirtschaftliche Interessen über Menschenrechte und Minderheitenschutz stellt. Dabei wäre es insbesondere in Afrika von großer Bedeutung, die wirtschaftliche Zusammenarbeit gleichzeitlich mit dem Aufbau von demokratischen, rechtsstaatlichen Strukturen zu fördern, um eine umfassende und nachhaltige Entwicklungspartnerschaft zu gewährleisten.

Zusammenfassend ergibt sich somit ein recht ambivalentes Bild, was Chinas Rolle in Afrika betrifft: Einerseits tragen seine Investitionen erheblich zur dringend benötigten Entwicklung der Infrastruktur bei, fördern das Wirtschaftswachstum und reduzieren die Armut. Laut Studien der Weltbank entwickeln Investition in die Infrastruktur einen „Multiplikatoreffekt“ auf die wirtschaftliche Entwicklung, indem sie Arbeitsplätze schaffen und den Lebensstandard der Bevölkerung insgesamt verbessern. Andererseits dürfen die vielfältigen Bedenken hinsichtlich Transparenz, Umweltschutz und sozialer Auswirkungen nicht ignoriert und sichergestellt werden, dass die Erträge der Kooperation gerecht geteilt und langfristige Entwicklungsziele erreicht werden. Sollte dies gelingen, ist es aber durchaus möglich, dass China in Zukunft zu einer positiven Entwicklungsagenda für Afrika beitragen wird und damit einen Präzedenzfall für zukünftige globale Bemühungen setzt.

Quellen:

  1. China-Africa Research Initiative at Johns Hopkins University: “Cumulative Chinese Investment in Africa” (China’s Global Investment Tracker) (2021)
  2. Brookings Institution : “Foresight Africa 2021. Chinese Financing Commitments in Africa” (2021)                
  3. Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI): SIPRI Yearbook 2023: “Chinese Peacekeeping Troops in Africa. (2023)
  4. World Bank: World Bank on Infrastructure Investment (2023)

Verfasst am 29. November 2023

Von „König George“ zu „Präsident Weah“ – die unglaubliche Geschichte des liberianischen Weltfußballers George Weah

Wie ein Weltfußballer sich für seine Nation einsetzte und vom Sportler zum liberianischen Präsidenten wurde.

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Von „König George“ zu „Präsident Weah“ – die unglaubliche Geschichte des liberianischen Weltfußballers George Weah

Das Leben von George Weah mutet wie ein modernes Märchen an: Aufgewachsen in einem Ghetto in der liberianischen Hauptstadt Monrovia wurde er 1995 zum ersten afrikanischen FIFA-Weltfußballer des Jahres gewählt. Nach dem Ende seiner aktiven Fußballerkarriere widmete er sich der Jugendförderung und anderen humanitären Zielen und war zeitweise UNICEF-Botschafter. Schließlich engagierte er sich ab Anfang der 2000er in seinem Heimatland Liberia, politisch und regiert seit 2018 sogar als 25. Präsident das westafrikanische Land.

Dabei ist der erste Teil seiner Geschichte zwar nicht häufig, aber definitiv nicht einmalig. Viele große Namen wie Lionel Messi, Cristiano Ronaldo, Zinédine Zidane, Diego Maradonna, Sadio Mané, Pelé – um nur ein paar zu nennen – schafften den Sprung von einem bescheidenen Background auf die Weltbühne des internationalen Fußballs. Und dies macht wohl einen großen Teil der anhaltenden Anziehung des von Skandalen gebeutelten Profi-Sports aus: Die Möglichkeit, allein durch Talent und Disziplin den sozialen Aufstieg zu schaffen und unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder sozialer Schicht die höchsten Sphären von Ruhm und Wohlstand zu erreichen. Deshalb ist insbesondere Fußball auch in der ganzen Welt eine der beliebtesten Sportarten: Man kann ihn auf perfektem Rasen in einem teuren Stadium genauso spielen wie auf dem Hinterhof, der Sporthalle oder der Straße und dabei insgeheim träumen, entdeckt zu werden und irgendwann von dem Sport (gut) leben zu können.

Dieser Traum jedenfalls wurde für Weah wahr, als der kamerunische Nationaltrainer, Claude Le Roy, 1988 seinen Trainerkollegen Arsène Wenger auf ihn aufmerksam machte, welcher ihn für umgerechnet ca. 14.000 € nach Monaco, in die französische Division 1 holte. Als Kind getrennter Eltern und eines von 13 Kindern, die von der Großmutter großgezogen wurden, war für ihn dabei noch nicht mal der Schulbesuch vorgezeichnet. Umso bemerkenswerter ist es, dass Weah nicht nur einen Schulabschluss, sondern auch eine technische Ausbildung machen und im Anschluss eine feste Anstellung beim staatlichen, liberianischen Telekommunikationsunternehmen erlangen konnte.

Im Laufe seiner Sportlerkarriere spielte Weah unter anderem für Paris Saint-Germains, AC Milan, Chelsea und Olympique de Marseille. Bis heute bleibt er dabei der einzige Weltfußballer, der nie an einer Weltmeisterschaft teilgenommen hat, da Liberia sich noch nie dafür qualifizieren konnte. Als er 2003 mit 37 Jahren schließlich seine Fußballschuhe an den Nagel hing, engagierte er sich deshalb zunehmend für die Ausbildung und Nachwuchsförderung in seinem Heimatland und gründete unter anderem den Fußballclub Junior Professional, dessen einziges Aufnahmekriterium der Schulbesuch war.

2005 versuchte er sich dann zum ersten Mal als Politiker und kandidierte mit seiner eigens dafür gegründeten Partei Kongress für demokratischen Wandel um die Präsidentschaft Liberias. Mit seinen kaum 40 Jahren und ohne viel Vorerfahrung verlor er allerdings an die spätere Nobelpreisträgerin und Harvard-Absolventin Ellen Johnson Sirleaf. 2014 erlangte er dann als Senator sein erstes politisches Amt und Ende 2017 wurde George Weah, der als Fußballspieler den Titel „King George“ erhalten hatte, zum ersten „Fußballer-Präsident“ des von Bürgerkriegen gebeutelten Liberia gewählt. Als Hauptziele seiner Präsidentschaft nannte er die Bekämpfung der Korruption, die Reform der Wirtschaft, die Bekämpfung des Analphabetismus und die allgemeine Verbesserung der Lebensbedingungen. Eine seiner ersten Amtshandlungen bestand darin, sein eigenes Gehalt um 25% zu kürzen, er veranlasste außerdem Reformen des Einwanderungs- und Eigentumsrechts, investierte in Gesundheit und Bildung und sagte der im Land weitverbreiteten Gewalt an Frauen und Mädchen den Kampf an.

Eine (wirtschaftliche) 180-Grad-Drehung hat Liberia zwar auch unter Weahs Regierung nicht geschafft – es leidet weiter unter hoher Inflation und einer international schwachen Währung. Auch sinkt der Korruptionsindex seit Jahren anstelle zu steigen (wenn auch marginal)und die gesamtwirtschaftliche Entwicklung hat sich in den letzten Jahren 5 Jahren seit Weahs Amtsantritt auch nicht drastisch verbessert. Trotzdem können viele seiner Initiativen als progressiv und vor allem auf gesellschaftlicher Ebene zukunftsweisend verstanden werden. Weahs Lebensweg von der Armut über den Profisport hin zur Präsidentschaft eines ganzen Lands dürfte in jedem Fall allein schon für viele Liberianer*innen und Nicht-Liberianer*innen inspirierend sein.

Quellen:

  1. BBC News: „George Weah sworn in as Liberia’s president“ (März 2018)
  2. Transparency International:  Korruptionsindex (“Corruptions Perception Index”) 2012-2022
  3. African Leadership Magazine: „George Weah’s Political leadership impact on Liberia“ (Juli 2023)

Verfasst am 22. November 2023

Lösungen mit und für Afrika – der African Climate Summit 2023 in Kenia

Auf dem diesjährigen African Climate Summit in Nairobi wurde diskutiert und verhandelt, um gerechte Lösungen gegen den Klimawandel und dessen Auswirkungen auf den afrikanischen Kontinent zu finden.

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Lösungen mit und für Afrika – der African Climate Summit 2023 in Kenia

Der diesjährige Africa Climate Summit fand in der kenianischen Hauptstadt Nairobi statt. Vom 4. bis 6. September trafen sich afrikanische Staats- und Regierungschef*innen sowie Vertreter*innen der Vereinten Nationen internationaler Regierungen, der Privatwirtschaft und NGO’s um über eine gemeinsame grüne Zukunft vor allem für den afrikanischen Kontinent zu sprechen. Ausgerichtet wurde der Gipfel vom kenianischen Präsidenten William Ruto und der Afrikanischen Union. Dabei riefen vor allem afrikanische Staatsführende zur Beihilfe und Lösungsfindungen zur Bekämpfung der Klimakatastrophe auf dem afrikanischen Kontinent aus. Diese richtete sich insbesondere an die Industrienationen, da diese den Löwenanteil an den weltweit produzierten Treibhausgasemissionen verursachen und somit am stärksten für die Klimakrise verantwortlich sind. Afrika trägt im Gegensatz dazu nur einen sehr geringen Teil zur Klimakrise bei, leidet aber am stärksten unter den Folgen. So liegen laut der Organisation Oxfam sieben von zehn Klimakrisenherde in Afrika.

Vorhaben

Bei dem Gipfel sollte es insbesondere um den Ausbau erneuerbarer Energien, die finanzielle Unterstützung von Klimaschutzprojekten in Afrika und Forderungen nach Schadenersatz durch die Nationen des Globalen Nordens gehen. Für den Anbau der erneuerbaren Energien sollten die benötigten Ressourcen, die Afrika bietet, diskutiert werden. Des Weiteren sollten Schuldenerleichterungen für afrikanische Staaten in den Blick genommen werden, da laut den Vereinten Nationen zwischen 2020 und 2030 Klimaschäden in Höhe von voraussichtlich 290 bis 440 Milliarden US-Dollar in Afrika entstehen würden. Ohne einen entsprechenden Erlass sei die Klimakrise demnach nur schwer bewältigbar. Somit soll zukünftig auf grüne Energie gesetzt werden. In diesem Vorhaben ist Kenia heute schon Vorreiter, indem 90 Prozent der in Kenia produzierten Energie aus erneuerbaren Energien stammt. Das Ziel ist die 100-prozentige Umstellung auf erneuerbare Energien bis zum Jahr 2030. Aufgrund der auf dem afrikanischen Kontinent vorhandenen teilweise kritischen Ressourcen, unbewirtschafteten Ackerflächen und das Verfügen der größten Infrastruktur zur Kohlenstoffbindung wird Afrika als Hoffnungsträger für den Ausbau erneuerbarer Energien gesehen, so der kenianische Präsident Ruto. Der Kontinent soll nicht länger als hilfebedürftig dargestellt, sondern als Vorreiter und lösungsschaffend wahrgenommen werden.

Vereinbarungen auf dem Gipfel

Eine wichtige Errungenschaft des Klimagipfels war die Verabschiedung der Nairobi Deklaration. Darin wurde ein globales Finanzabkommen beschlossen, in dem Industrieländer zusagen, jährlich 100 Milliarden US-Dollar für die Klimafinanzierung bereitzustellen und ihre Ambitionen und Unterstützung für Anpassung, Klimaschutz, Technologietransfer und Kapazitätsaufbau in Afrika zu verstärken. Des Weiteren wurde den afrikanischen Staaten ein verbesserter Zugang zu vergünstigten Krediten in Aussicht gestellt. Gesonderte Finanzierungszusagen wurden von unterschiedlichen Staaten getätigt. So sagten die Vereinigten Arabischen Emirate Zahlungen von insgesamt 4,5 Milliarden US-Dollar für Projekte rund um erneuerbare Energien zu und die US-Afrika-Partnerschaft für Ernährungssicherheit stellt 30 Millionen US-Dollar in Aussicht, um die klimaresistente Ernährungssicherheit auf dem afrikanischen Kontinent zu verbessern. Das Land Kenia soll außerdem der neue Standort für das neue Afrika-Hauptquartier des Global Center for Adaptation werden.

Dies sind nur einige Beschlüsse und Einigungen, die der diesjährige Klimagipfel in Afrika hervorbrachte.

Kritik

Doch auch Kritik an verschiedenen Vorhaben im Zuge dieses Gipfels werden laut. So wird vor allem kritisiert, dass einige Verpflichtungen und Maßnahmen nicht konkret genug ausgearbeitet wurden. Des Weiteren kann auch der Abbau von kritischen Ressourcen für den Ausbau von erneuerbaren Energien kritisiert werden, da dieser negative Auswirkungen für die Bevölkerung der Länder vor allem in den Abbaugebieten haben kann. Nähere Informationen dazu können in unserem Infothekartikel zum „Grünen Kolonialismus“ nachgelesen werden. Es wird außerdem erwähnt, dass zur gerechten Umsetzung der Vorhaben um den Ausbau erneuerbarer Energien und „im Sinne der afrikanischen Bevölkerung“ der verstärkte Einbezug der Zivilgesellschaft stattfinden müsse. Dieser Zugang bliebe jedoch vielen zivilgesellschaftlichen Organisationen verwehrt, so Joachim Fünfgelt von Brot für die Welt. Daneben stehen auch die Vereinigten Arabischen Emirate in der Kritik. Diese sagen zwar eine hohe Summe zum Ausbau erneuerbarer Energien für den afrikanischen Kontinent zu, sehen, sich jedoch als weltweit größter Ölproduzent harscher Kritik ausgesetzt. Es wird befürchtet, dass die Nation in CO2-Abscheidetechnologien investiert. Auf diese Weise könnten sie weiterhin auf fossile Brennstoffe wie Öl und Gas setzen, mit der Argumentation, dass diese aufgrund der neuen Technologie nun ja klimaneutral verbrennen würden. Dies erschwert die Erreichung des Ziels klimafreundlicher Energie.

Der Klimagipfel und die daraus resultierenden Beschlüsse und Vereinbarungen sind also erste Schritte, allerdings wird ersichtlich, dass es noch ein weiter Weg bis zu einer klimaneutralen bis -freundlichen und gerechten globalen Welt ist.

Quellen:

  1. https://www.spiegel.de/ausland/african-climate-summit-23-in-nairobi-erster-afrika-klimagipfel-startet-in-kenia-a-5489a170-e1b8-449e-8bb7-3780a791cf4b
  2. https://africaclimatesummit.org/
  3. https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-1244200.html
  4. https://www.welthungerhilfe.de/aktuelles/aktuelle-artikel/africa-climate-summit-2023-ein-aufruf-zum-handeln
  5. https://www.deutschlandfunk.de/klima-gipfel-in-afrika-soll-mit-abschluss-dokument-beendet-werden-100.html
  6. https://earth.org/africa-climate-summit-2023-milestone-or-mirage/
  7. https://www.brot-fuer-die-welt.de/pressemeldung/statement-zur-verabschiedung-der-nairobi-erklaerung-zum-klimawandel/
  8. https://www.seforall.org/news/key-outcomes-from-the-first-africa-climate-summit

Verfasst am 20. November 2023

Grüner Kolonialismus  – ein grüner Wettlauf um kritische Ressourcen in Afrika

Grüner Kolonialismus als neue Form der Kolonialisierung

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Grüner Kolonialismus  – ein grüner Wettlauf um kritische Ressourcen in Afrika

Was ist Grüner Kolonialismus?

Die Klimakrise stellt eine der dringlichsten Probleme und Herausforderungen des 21. Jahrhunderts dar und muss auf politischer, wirtschaftlicher und globaler Ebene angegangen werden. Daher wird seit Jahrzehnten nach Lösungen gesucht, wie der Klimawandel eingedämmt und langfristig aufgehalten werden kann. So soll unter anderem ein dauerhafter Kohle- und Atomausstieg angestrebt sowie die Produktion von Elektroautos vorangetrieben und erneuerbare Energien auf den Weg gebracht werden. All das fordert allerdings auch wertvolle und vor allem kritische Ressourcen, die häufig aus Ländern des Globalen Südens bezogen werden. So werden für den Bau von Solaranlagen, Windrädern und E-Autos Ressourcen wie Lithium und Kobalt benötigt. Diese und einige andere wichtige Rohstoffe sind unter anderem auf dem afrikanischen Kontinent zu finden. Aufgrund dessen wird häufig von einem „grünen Wettlauf“ in Afrika gesprochen, denn auch diese Ressourcen sind begrenzt und neigen sich über kurz oder lang dem Ende zu. Vom „Grünen Kolonialismus“ wird deshalb gesprochen, da diese Art des Ressourcenabbaus in Ländern des Globalen Südens und zum Wohle des Globalen Nordens sehr an die Strukturen aus Zeiten des Kolonialismus erinnert. 

Das Problem am Grünen Kolonialismus 

In der Diskussion der Europäischen Union um eine verbesserte und sauberere Energiepolitik findet der sogenannte Grüne Kolonialismus wenig Berücksichtigung. Den Mitgliedsstaaten geht es vornehmlich um den Ausbau erneuerbarer Energien und das effiziente Erreichen der Klimaschutzagenda. Dabei werden jedoch die Auswirkungen auf die Länder, aus denen die Rohstoffe kommen, wenig berücksichtigt. Dieser Fakt wird in der Debatte um den Ausbau neuer Technologien häufig vergessen. Ein weiteres Problem stellt die Einstellung der Förderung von Öl, Kohle und Gas seitens vieler Industrienationen dar. So wollen unter anderem Großbritannien und die USA Finanzierungen zur Förderung der Rohstoffe im Ausland stoppen, aber in den eigenen Ländern durch Subventionierungen gefördert vorantreiben. Somit bauen sie ihre Inlandsproduktion sogar noch aus, um noch mehr Profite machen zu können. Kritisiert wird dabei vor allem der entstehende wirtschaftliche Schaden für die Menschen im Globalen Süden.

Die einkommensschwächeren Nationen, die ohnehin schlechteren Zugang zu Energieversorgung haben, haben auf diese Weise einen noch schwereren Zugang zu der wichtigen Ressource. Dies geht auf Kosten des Wachstums und Wohlstands dieser Bevölkerung. Der Abbau der kritischen Rohstoffe führt außerdem häufig dazu, dass Menschen, die das notwendige Land bewohnen, auf weniger ertragreiches Land umsiedeln müssen, was dazu führt, dass ihnen Einkommensquellen wegfallen und sie ihre Familien nicht ausreichend versorgen können. Daher wird kritisiert, dass diese Form der Klimapolitik nicht nur der Bevölkerung vor Ort schade, sondern auch keinen wesentlichen Effekt auf die Bekämpfung der Klimakrise habe. 

 Quellen: 

  1. Der Standard: Experten kritisieren „grünen Kolonialismus“ bei kritischen Rohstoffen (Juli 2023)
  2. Vienna Institute for International Dialog and Cooperation: Grüner Kolonialismus? Der Wettlauf um kritische Rohstoffe aus Afrika (letzter Zugriff September 2023)
  3. Zeit: Klimaschutz oder grüner Kolonialismus? (Januar 2022)  
  4. Rosa Luxemburg Stiftung: Beware Europe’s New Green Colonialism (Juli 2023)  
  5. Foreign Policy: Rich Countries’ Climate Policies Are Colonialism in Green (November 2021)  

Verfasst am 25. September 2023

Matriarchale Gesellschaften — ein Gegenentwurf zu patriarchalen Strukturen

Die Gesellschaftsstruktur des Matriarchats als außergewöhnliche Lebensführung auf der westafrikanischen Insel Orango

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Matriarchale Gesellschaften — ein Gegenentwurf zu patriarchalen Strukturen

 

Es gibt sie nicht häufig, aber es gibt sie — matriarchale Gesellschaften. Diese Gesellschaftsformen sind heute noch in manchen Gebieten in Ländern wie China oder Indien zu finden, aber auch auf dem afrikanischen Kontinent gibt es vereinzelt matriarchale Gesellschaftsstrukturen. So auch auf der zu Guinea Bissau gehörenden Insel Orango. Auf der Insel herrschen seit 1910 matriarchale Strukturen und bilden somit einen Gegenentwurf zu den weltweit eher verbreiteten Strukturen des Patriarchats. 

Patriarchat vs. Matriarchat

Beim Patriarchat handelt es sich um ein Gesellschaftssystem von sozialen Beziehungen, welches vornehmlich von Männern geprägt und kontrolliert wird. Das bedeutet, dass in patriarchal geprägten Gesellschaften vor allem Männer auf staatlicher, politischer und rechtlicher Ebene die Macht inne haben und Entscheidungen in sämtlichen gesamtgesellschaftlichen Belangen treffen. In einem Patriarchat wird außerdem sichergestellt, dass die Macht an die nächste männliche Generation weitergegeben wird und somit in männlicher Hand bleibt. Mit diesen Strukturen geht ein Machtgefälle zwischen den Geschlechtern einher. Patriarchale Strukturen sind dabei bei Weitem die häufigsten gesellschaftlichen Strukturen weltweit. 

In einem Matriarchat wiederum hat die Frau die mehrheitliche Macht in Staat, Familie und Gesellschaftsordnung. Sie nimmt eine bevorzugte Stellung ein und gibt diese Macht mit der weiblichen Linie weiter. Dieses gesellschaftliche System wird meistens dadurch begründet, dass die Herrschaft auf eine Ahnfrau oder eine größere Göttin zurückzuführen sei.  

Okinka Pampa

Auch die matriarchalen Strukturen auf der westafrikanischen Insel Orango entstammen einer mächtigen Herrscherin. Die von 1910 bis 1930 herrschende Königin Okinka Pampa führte die matriarchalen Strukturen auf Orango ein. Sie hielt auf der Insel Widerstand gegen die portugiesischen Kolonialherren, setzte sich für die Rechte der Frauen ein und erließ Sozialreformen für ihr Volk. Außerdem schaffte die fortschrittliche Herrscherin die Sklaverei in ihren Hoheitsgebieten ab und schloss schließlich einen Friedensvertrag mit den portugiesischen Kolonialherren. Somit erlangte sie viele positive Errungenschaften für ihr Volk und wird bis heute von den Menschen vor Ort verehrt.

Das heutige Zusammenleben der Menschen auf Orango 

Seither haben vornehmlich die Frauen auf der Insel das Sagen und bilden das Familienoberhaupt. Sie bauen die Häuser, in denen sie mit ihren Familien leben, besitzen diese hinterher alleinig und verfügen über allen Besitz. Die Frauen treffen ebenfalls die Entscheidungen, wenn es um das Zusammenleben mit den Männern geht. Sie bestimmen somit auch die Trennung von ihnen. Die Frauen haben jedoch nicht nur die meiste Macht, sondern leisten auch die meiste Arbeit, indem sie sich um den Haushalt kümmern und das gesamte Familien- und Dorfleben managen. Die Männer auf der Insel kümmern sich währenddessen um das Fischen und haben ansonsten kaum größere Verpflichtungen, müssen sich aber dem Willen der Frauen unterordnen. Dabei sind die Frauen stolz auf ihre Rolle in der Gemeinschaft und nehmen sich als unabhängig wahr. Die meiste Macht auf der Insel haben jedoch die Königinnen und Priesterinnen von Eticoga. Sie geben den politischen und auch den spirituellen Ton an. 

Inzwischen gibt es auch einen männlichen Dorfvorsteher, dessen Meinung bedeutsam für die Königinnen und Priesterinnen ist. Somit soll sichergestellt werden, dass niemand ausgeschlossen wird. Zu Beratschlagungen treffen sich zunächst die Männer und Frauen getrennt, setzen sich dann aber zusammen, um über Dorfangelegenheiten zu entscheiden. Das letzte Wort haben dennoch am Ende die Königinnen und Priesterinnen. Somit werden auf politisch gesellschaftlicher Ebene mehr und mehr demokratische Werte gelebt. Aufgrund der Mitsprache aller wird von der Insel Orango seit einigen Jahren auch nicht mehr von einem reinen Matriarchat gesprochen.

Was denkt der Rest des Landes

Auch wenn die Regierung in der Hauptstadt Bissau kaum auf die besondere Lebensform der Menschen in Orango reagiert und alle offiziellen Dekrete an den männlichen Dorfvorsteher gehen, gelten die Bewohner*innen und die Gemeinschaftsstrukturen auf Orango für viele Einwohner*innen der Hauptstadt Bissau als vorbildlich. Diese sehen die besondere Lebensführung der Menschen auf der Insel als etwas Positives, an dem sich die sehr patriarchal orientierte Gesellschaftsordnung im Rest des Landes etwas abschauen könne. Aufgrund großer politischer Probleme des Landes wird ein vermehrtes Mitspracherecht für Frauen als fortschrittlich und demokratiefördernd angesehen.

Quellen:

  1. Youtube – Weltspiegel: Orango: Hier haben Frauen das Sagen | Weltspiegel (2023)
  2. Gleichstellung im Blick: Die Entwicklung des Patriarchats und wo Sie es heute noch finden können (Oktober 2021)  
  3. Hyperkulturell – Portal für Interkulturelle Kommunikation: Patriarchat und Matriarchat (2020)
  4. Wikipedia: Matriarchat (letzter Zugriff August 2023)
  5. Spektrum: Matriarchat (letzter Zugriff August 2023)
  6. Wikipedia: Okinka Pampa (letzter Zugriff August 2023)
  7. Spiegel: Was ist anders, wenn Frauen die Entscheidungen treffen? (April 2022)  

Verfasst am 30. August 2023

African Fashion — afrikanische Mode als politisches Statement

Wie African Fashion politische Statements setzt und das afrikanische Selbstbewusstsein stärkt.

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African Fashion — afrikanische Mode als politisches Statement

Afrikanische Mode und deren Designer*innen gewinnen immer mehr an Bedeutung und Aufmerksamkeit in der internationalen Modewelt. Die Modekreationen junger nigerianischer, senegalesischer oder südafrikanischer Designer*innen sind vermehrt auf den Laufstegen von Modemetropolen wie Paris und Mailand zu sehen. Auch Fashion Weeks werden auf dem afrikanischen Kontinent selbst immer häufiger und beliebter. So gibt es seit 2002 die Dakar Fashion Week. Die senegalesische Hauptstadt Dakar ist schon lange dafür bekannt, eine der Modehauptstädte des afrikanischen Kontinents zu sein, nicht zuletzt, weil sie lange Zeit die einzige Fashion Week in Subsahara-Afrika war. Mittlerweile finden Fashion Weeks aber unter anderem auch in Kapstadt, Johannesburg, Lagos und Accra statt. Auch einflussreiche internationale Modemagazine wie die Vogue Italia oder The Business of Fashion interessieren sich vermehrt für afrikanische Mode, deren Formen, Farben, Stoffe und die Message, die sie sendet. Denn bei der afrikanischen Mode geht es den Designer*innen nicht einzig und allein um Bekleidung, sondern auch um politische Botschaften, die auf gesellschaftlichen Wandel aufmerksam machen und diesen vorantreiben wollen.

Fashion als politisches Statement

Mode soll nicht nur schön sein, sondern auch auf politischer Ebene fungieren. So möchte der nigerianische Modeschöpfer Adebayo Oke-Lawal mit seinen Kreationen Geschlechternormen und -stereotype hinterfragen, aufbrechen und neu denken. Er verarbeitet Stoffe, Materialien und Farben, die typischerweise eher mit Weiblichkeit in Verbindung gebracht werden, auch in seinen Herrenkollektionen. Diese enthalten oftmals Rüschen, Seide oder Chiffon. Mit seinen Designs setzte er in der Vergangenheit außerdem ein Statement gegen Polizeigewalt und machte auf deren Proteste aufmerksam, indem er bei den Schauen Elemente einbrachte, die die Gewalt auf Nigerias Straßen thematisierte.

Immer mehr zeigt sich auch die Sichtbarkeit queerer Menschen in der afrikanischen Modewelt. Der südafrikanische Designer Rich Mnisi brachte zur PRIDE 2023 gemeinsam mit dem Sportartikelhersteller Adidas eine queere Kollektion heraus und erwirkte damit internationale Aufmerksamkeit für die Bedarfe der afrikanischen LGBTQIA* Communities. Außerdem sollen non-binäre Designs dazu beitragen, Widerstand gegen strickte Anti-LGBTQIA* Gesetze in einigen afrikanischen Ländern zu leisten. 

Auch der Aspekt der Nachhaltigkeit spiegelt sich in den Kollektionen vieler Designer*innen wider. Lukhanyo Mdingi, Fashion-Designer aus Kapstadt, schaut bei seiner Mode nicht nur auf die ökologische Nachhaltigkeit der verwendeten Materialien, sondern schafft auch faire Arbeitsbedingungen und Löhne für seine Angestellten, da gerade in der Textilindustrie weltweit verheerende Arbeitsbedingungen vorzufinden sind. Dem möchte der Designer entgegenwirken, indem er vor allem Frauen, die häufig als Näherinnen arbeiten, durch die Arbeit bei ihm die Möglichkeiten bietet, ihre Familien ausreichend versorgen zu können.

Ziele der afrikanischen Designavantgarde

Ziel der Designer*innen und ihrer Kreationen ist es aber auch international auf sich aufmerksam zu machen. Vorurteile gegenüber Afrika, die ein Bild von Armut und Korruption zeichnen, sollen aufgebrochen und tiefverankerte koloniale Vorstellungen abgeschafft werden. Stattdessen sollen positive und lebendige Schnitte und Designs dazu beitragen, dass der Kontinent mit Vielfalt und Aufbruch in Verbindung gebracht wird. 

Die zumeist jungen Designer*innen möchten außerdem selbst als positive Beispiele auf dem eigenen Kontinent fungieren. So wollen sie junge Afrikaner*innen motivieren, sich für ihre Träume stark zu machen und eine gemeinschaftliche positive Zukunft des Kontinents anstreben.

Durch diese Bemühungen schafft die afrikanische Modewelt Transparenz, Diversität und gesellschaftliche Verantwortung sowie die Konfrontation mit gesellschaftlich relevanten Themen, um so dazu beizutragen, dass die afrikanische Gesellschaft gestärkt wird und ein neues Selbstbewusstsein erlangt. 

Quellen: 

  1. Fashion Africa Now: THE POLITICS OF AFRICAN FASHION (August 2018)
  2. Arte: African Styles (Juli 2023)
  3. thred: Nigerias junge Designer setzen auf geschlechtsspezifische Mode (Juli 2022)
  4. Fashion Network: Adidas und Rich Mnisi lancieren Pride-Kollektion (Mai 2023)
  5. Frankfurter Allgemeine: Eine Protestbewegung wird in Blut ertränkt (Oktober 2020)
  6. Vogue Germany: #EndSARS: 5 Kreative aus Nigeria erkären, warum es bei der Bewegung um (noch) mehr geht als Polizeigewalt (November 2020)

Verfasst am 14. August 2023

Sexuelle Orientierung = Lebensgefahr? – LGBTQIA*-Bewegungen in Afrika für die Rechte von queeren Menschen

Was tun, wenn öffentliches Händchenhalten eine Gefängnisstrafe nach sich zieht? Was tun, wenn die Todesstrafe droht, wenn man sich öffentlich zu seiner Sexualität bekennt? Für viele homosexuellen und trans* Menschen weltweit gehören diese Fragen zum Alltag. Neben vielen anderen Organisationen setzen sich auch Gruppen in afrikanischen Ländern für die Rechte von queeren Menschen ein! Wir stellen euch drei Beispiele vor.

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Sexuelle Orientierung = Lebensgefahr? – LGBTQIA*-Bewegungen in Afrika für die Rechte von queeren Menschen

Weltweit sieht sich die LGBTQIA* Community immer noch verheerender Diskrimierung ausgesetzt. In 66 Staaten wird Homosexualität kriminalisiert und mit hohen Gefängnisstrafen oder sogar der Todesstrafe sanktioniert. Aber nicht nur auf formaler Ebene sieht sich die queere Community erheblicher Diskriminierung ausgesetzt, auch Ausgrenzung und Gewalt gegenüber homosexuellen und trans* Menschen sind immer noch an der Tagesordnung. So nehmen die Zahlen von Angriffen auf und Gewalttaten gegenüber Zugehörigen der LGBTQIA* Community beispielsweise auch in Deutschland zu. In den USA wird aufgrund des zunehmenden politisch rechten Einflusses verstärkt ein Klima des Hasses gegenüber homosexuellen und trans* Menschen sichtbar. Durch den Erlass von Anti-LGBTQIA* Gesetzen in Staaten wie Florida, Tennessee oder Texas steigen Gewalt und Hass enorm an. 

Und auch in einigen Ländern des Globalen Südens verschlechtert sich die Situation queerer Menschen, so beispielsweise in Uganda. Dort wurde kürzlich ein Gesetz erlassen, welches in bestimmten Fällen für den Tatbestand der „schweren Homosexualität“ die Todesstrafe vorsieht. Aktivist*innen, die sich für die Rechte dieser Menschen einsetzen, droht außerdem eine Haftstrafe von bis zu 20 Jahren. Damit hat das Land eines der schärfsten Gesetze gegen homosexuelle Menschen und die LGBTQIA* Community weltweit. 

Es wird sehr deutlich, dass die Situation für queere Menschen überall auf der Welt angespannt und gefährlich ist. Gleichzeitig entstehen immer mehr Bewegungen und Organisationen, die sich gegen solche Entwicklungen stellen und Aufklärungs- und Empowermentarbeit leisten. Diese Entwicklung ist auch in afrikanischen Ländern zu beobachten. Aktivist*innenbewegungen engagieren sich mit Projekten und Veranstaltungen für die Rechte und gegen die Diskriminierung von queeren Menschen. Hier möchten wir drei von ihnen vorstellen:

National Gay und Lesbian Human Rights Commission

Eine von ihnen ist die National Gay und Lesbian Human Rights Commission, die sich in Kenia für die juristische Unterstützung von queeren Menschen einsetzt. Sie wurde 2012 von sechs jungen Jurist*innen in Kenia gegründet, um die Rechte von Frauen zu stärken und Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität zu verhindern. Sie leiten strategische Rechtsstreitigkeiten im Sinne der queeren Community ein, stellen Betroffenen Rechtsbeistand zur Seite und bieten Schulungen und Aufklärung über die Rechte und Bedürfnisse sexueller und geschlechtlicher Minderheiten in Kenia an. Dabei erreichte die Kommission erst kürzlich einen wichtigen Meilenstein, indem einer ihrer Klagen von Kenias Obersten Gerichtshof stattgegeben wurde, welche sich auf das Recht auf die Vereinigungsfreiheit als LGBTQIA* Organisation berief. Dieses stehe nach dem Gerichtsurteil der gesamten queeren Community als Menschenrecht zu. 

BOLD Network AFRICA

Das BOLD Network AFRICA versteht sich als Sprachrohr der queeren Community, um zu vermitteln, dass diese sich nicht nur durch ihre Sexualität definiere, sondern inspirierende Visionär*innen, Macher*innen und Gestalter*innen unter ihnen seien. Vor allem soll jedoch vermittelt und erreicht werden, dass sie als gleichwertige Menschen in den afrikanischen Gesellschaften wahrgenommen werden. Das Netzwerk wurde 2020 von Chris Muriithi gegründet, nachdem sie Erfahrungen von Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung machte. 

BOLD setzt sich auf unterschiedlichen Ebenen für queere Menschen ein. Zum einen versuchen sie den Menschen außerhalb der Community Geschichten und Lebensrealitäten der Community durch Filme und Dokumentationen näher zu bringen und somit Aufklärung und Offenheit für diese zu schaffen. Zum anderen bieten sie Trainings in afrikanischen Organisationen an, um das Umfeld, in dem queere Menschen arbeiten, integrativer, freundlicher und respektvoller zu gestalten. Es soll dazu beitragen, Mobbing am Arbeitsplatz aufgrund der sexuellen Orientierung zu verhindern und die Repräsentation queerer Menschen im professionellen Umfeld zu steigern. Außerdem unterstützt das Netzwerk Kreative und Künstler*innen des Kontinents bei ihrer Arbeit, afrikanische Geschichten durch Musik, Kunst und Mode zu erzählen. Musik und Kunst soll so zur Aufklärung beitragen und bestehende gesellschaftliche Normen verändern. 

Coalition of African Lesbians

Die Coalition of African Lesbians ist ein feministisches pan-afrikanisches Netzwerk aus 14 Organisationen, welche sich für Freiheit, Gerechtigkeit und körperliche Selbstbestimmung in zehn Ländern auf dem afrikanischen Kontinent einsetzt. Sie gründete sich bereits im Jahr 2004. Ihr Ziel ist es, die Stimmen vor allem von lesbischen, bisexuellen und trans* Frauen zu stärken. Sie wollen die zunehmende Gewalt gegenüber Frauen der LGBTQIA* Community bekämpfen und streben eine schärfere Verfolgung der Täter*innen an. Das allumfassende Ziel ist es, unterschiedlichste Kampagnen in den verschiedenen afrikanischen Ländern zu vernetzen und zu koordinieren, um  Gerechtigkeit für die Community auf kontinentaler Ebene zu fordern und zu fördern. 

Die Klage des Lehrers Letsweletse Motshidiemang gegen den Staat Botswana

Dank des Lehrers Letsweletse Motshidiemang hat sich auch die Situation der LGBTQIA* Community in Botswana verändert. Er klagte 2016 gegen den botswansichen Staat, da homosexuelle Handlungen im Land verboten waren. Ein solches Gesetz wollte er mit einer entsprechenden Klage kippen. Das Gesetz sah eine Gefängnisstrafe von bis zu sieben Jahren für solche Handlungen vor. Letsweletse Motshidiemang wollte als schwuler Mann nicht länger in Angst leben und ging gemeinsam mit einem Anwalt rechtlich gegen dieses Gesetz vor. Er gewann die Klage schließlich im Jahr 2019. Der Oberste Gerichtshof entkriminalisierte Homosexualität mit der Begründung, dass es sich „bei der sexuellen Ausrichtung um keine Modeerscheinung handele, sondern den Menschen angeboren sei“. 

Quellen: 

  1. LSVD – Lesben- und Schwulenverband: LGBT-RECHTE WELTWEIT: WO DROHT TODESSTRAFE ODER GEFÄNGNIS FÜR HOMOSEXUALITÄT? (Zugriff Juli 2023)  
  2. ZDF: „Auch in Deutschland längst nicht alles gut“ (Mai 2023)
  3. ZDF: LGBTQ-Community: Zielscheibe der Republikaner (Juni 2023)
  4. ZDF: Ugandas Präsident stimmt Anti-LGBTQ-Gesetz zu (Mai 2023)  
  5. Zeit: Afrikanisch, queer und selbstbewusst – Mut zur Sichtbarkeit (Juni 2022)
  6. National Gay & Lesbian Human Rights Commission (Stand August 2023)
  7. Heinrich Böll Stiftung: Kenia: Welchen Preis zahlt die LGBTIQ-Community für ihren Kampf gegen Diskriminierung? (März 2023)
  8. CAL Coalition – Instagram @calcoalition
  9. Sigrid Rausing Trust: Coalition of African Lesbians (Zugriff Juli 2023)  
  10. Bold Network Africa (Zugriff Juli 2023)
  11. Fluter: „Politik ist mir egal, ich wollte einfach frei sein“ (August 2023)

Verfasst am 04. August 2023

Mehr als eine Kunstform: Musik als Sprachrohr für politischen Aktivismus 

Viele afrikanische Musiker*innen nutzen die Macht der Musik für sich, um Menschen zu inspirieren und politische Botschaften zu vermitteln.

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Mehr als eine Kunstform: Musik als Sprachrohr für politischen Aktivismus 

“When someone sings, truth speak directly to your heart” – Angelique Kidjo (1)

Musik bewegt. Sie kann Emotionen auslösen, Energie wecken, motivieren und Menschen zusammenbringen. Als eine Form der Kommunikation hat Musik damit eine unglaubliche Macht. Dieses machtvolle Werkzeug wissen viele Musiker*innen für sich zu nutzen, um Menschen zu inspirieren und politische Botschaften zu vermitteln (2).  

So sind unter anderem mehrere afrikanische Künstler*innen dafür bekannt, dass sie ihre Plattform nutzen, um Veränderungen in der Gesellschaft zu bewirken (3). In ihren Liedern nehmen sie die Zuhörenden mit auf eine Bildungsreise, die zum Beispiel auf soziale Ungerechtigkeiten aufmerksam macht, von denen die Menschen auf dem afrikanischen Kontinent im Laufe der Jahre betroffen waren und bis heute sind. Ob es um den Wunsch nach Frieden, die Beendigung von Konflikten oder das Eintreten für die Rechte von Frauen geht – sie machen auf Probleme und Ungerechtigkeiten aufmerksam, die beseitigt werden müssen (4). Eine kleine Auswahl von ihnen wollen wir Euch hier vorstellen.  

Y‘en a marre  

Y’en a marre – was so viel heißt wie „Ich hab’s satt“ – ist eine Gruppe senegalesischer Rapper, Jorunalist*innen und Aktivist*innen, die seit ihrer Gründung 2011 eine wichtige gesellschaftliche Rolle in Senegal spielt. Die Gruppe spricht verschiedene vor allem politische Themen an, die das Land betreffen. So wandte sich die Bewegung zum Beispiel entschieden gegen die dritte Amtszeit des damals amtierenden Präsidenten Abdoulaye Wade und spielte eine entscheidende politische Rolle bei der Wahl vom bis heute amtierenden Präsidenten Macky Sall im März 2012. Das lag mitunter auch daran, dass die Gruppe und ihre Mitglieder zusätzlich zu ihrer Musik von Tür zu Tür gingen, um junge Senegales*innen für die Wahl zu registrieren (5). Das allgemeine Ziel der Gruppe: Der senegalesischen Jugend eine neue Art des (politischen) Denkens und Handelns nahebringen.  

Auch nach der Wahl blieb Y‘en a marre weiterhin aktiv, veranstaltet Versammlungen und Shows und fordert die neue Regierung auf, versprochene Wahlversprechen einzuhalten. Mit der Infragestellung der sozio-politischen Ordnung steht Y‘en a marre in einer langen Tradition der Mobilisierung der Bürger*innen und der politischen Beteiligung junger Menschen im Senegal (4).  

PilAto – „The Voice of the Voiceless 

Der sambische Hip-Hop-Musiker, Poet, Menschenrechtsaktivist und politische Kommentator Fumba Chama, bekannt unter seinem Künstlernamen „PilAto“, ist in seinem Heimatland und über die Landesgrenzen hinaus für seinen beharrlichen gesellschaftlichen und politischen Einsatz bekannt und gilt als Idol der sambischen Jugend. In seiner Musik und seinen Auftritten spricht er kontroverse Themen an, prangert Machtmissbrauch, Korruption, soziale Ungerechtigkeit und Unterdrückung, Zerstörung der Umwelt und den Klimawandel an, und das obwohl die Meinungsfreiheit in Sambia eingeschränkt ist. Aus diesem Grund ist der Künstler schon mehrmals festgenommen worden (6).

Als im August 2021 in Sambia Präsidentschaftswahlen stattfanden, setzte sich der Musiker im Vorfeld – teilweise aus dem Untergrund agierend – zusammen mit anderen Zivilorganisationen für die Mobilisierung der jungen Wählerschaft ein und propagierte offen einen politischen Wandel, mit Erfolg. Die Wahlbeteiligung war unvorhersehbar hoch und mithilfe der mobilisierten Jugend wurde friedlich ein neuer Präsident gewählt. Auch nach dem Regierungswechsel setzt er sich weiterhin dafür ein, das politische Bewusstsein der Bevölkerung zu schärfen und für eine aktive politische Teilhabe zu motivieren (7). 

Angelique Kidjo – „Instead of screaming my rage I would sing it 

Ich habe immer versucht, meine Stimme zu benutzen – singend und sprechend – um gegen Ungerechtigkeit und Ungleichheit zu kämpfen.“ (8)  

Schon zu Anfang ihrer Karriere war die Musikerin Angelique Kidjo politik-kritisch aktiv. Nachdem sie sich weigerte, für das repressive Regime ihres Landes Benin aufzutreten, das in der Zeit der kommunistischen Diktatur von 1972 bis 1991 nur die engste Art von Kunst in Form von Propaganda zuließ, floh Kidjo in den 1980er Jahren aus ihrem Heimatland nach Frankreich. Seither setzt sich die Grammypreisträgerin und laut Forbes Magazin eine der 50 einflussreichsten Frauen Afrikas mit ihrer Musik unter anderem mit Themen der politischen Unterdrückung und staatlichen Gewalt auseinander (9) und setzt sich neben der Meinungsfreiheit vor allem auch für Geschlechtergerechtigkeit ein (8).

Mit jungen afrikanischen Künstler*innen zusammenarbeitend, zelebriert sie in ihren Liedern heute nicht nur die kulturelle Kraft und den Eifer des afrikanischen Kontinents, sondern behandelt auch sozio- und politikkritisch Themen wie die Klimakrise oder Polizeigewalt (9). Einer dieser Künstler*innen ist der nigerianische Musiker Burna Boy. In unserem Innovationskoffer für die Sekundarstufen stellen wir Arbeitsblätter für den Unterricht zum Album “African Giant” von ihm zur Verfügung. Mehr Infos dazu hier.  

Quellen

  1. New York Times: Songs of Freedom (November 2012)
  2. Global Citizen: 7 African Musicians Whose Music Stands Up Against Injustice & Inequality (Februar 2021)  
  3. Africa News: Music as a tool for activism (Oktober 2017)
  4. EduBirdie: Tactics Of Activism Used By The Selected African Musicians In Tackling Global Injustice (März 2022 ) 
  5. Jeune Afrique: Sénégal : Wade et le péril jeune (August 2011)
  6. Amnesty International Deutschland: AKTIVIST GEGEN KAUTION FREI (Letzter Zugriff am 24. Juli 2023)  
  7. Daily Maverick: People’s power triumphed in Zambia: ‘Can you breathe now?’ (September 2021)  
  8. Amnesty International: Musician Angélique Kidjo and African youth activists honoured with Amnesty International award (Mai 2016)
  9. The Guardian: Interview – ‘Africa has so much talent – we can’t even grasp it’: Angélique Kidjo on pop, politics and power (Juni 2021)

Verfasst am 24. Juli 2023

Feminist Coalition – Eine nigerianische Bewegung von Frauen für Frauen

Die Feminist Coalition ist ein Zusammenschluss nigerianischer Frauen, die sich unter anderem für Bildungsgerechtigkeit, politische Teilhabe und Ernährungssicherheit von Frauen für Frauen einsetzt.

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Feminist Coalition – Eine nigerianische Bewegung von Frauen für Frauen

Die Feminist Coalition ist ein Zusammenschluss nigerianischer Frauen, die sich unter anderem für Bildungsgerechtigkeit, politische Teilhabe und Ernährungssicherheit von Frauen für Frauen einsetzt.

Impfstoff gegen Malaria

Ghana und Nigeria lassen als erste Länder weltweit den R21-Malaria-Impfstoff zu.

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Impfstoff gegen Malaria

Im April 2023 ließ Ghana als erstes Land der Welt den neuen R21/Matrix-M-Impfstoff der Universität Oxford gegen Malaria zu. Eine vorläufige Zulassung des Impfstoffes erfolgte eine Woche später auch in Nigeria. Damit wurde der Impfstoff bereits vor der Empfehlung durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und damit erstmals zuerst in einem afrikanischen Land zugelassen (1).  

Was ist Malaria? 

Malaria ist eine der gefährlichsten und häufigsten Infektionskrankheiten der Welt und wird durch die weibliche Anopheles-Mücke übertragen. Sie kommt in tropischen und subtropischen Regionen aller Kontinente (außer in Australien) in etwa 100 Ländern vor (2) und löst Fieber und Gliederschmerzen aus. Unbehandelt kann sie im schlimmsten Fall zur Hirnhautentzündung und somit zum Tod führen. Laut dem Malaria-Report 2022 der WHO wurden 2021 247 Millionen Malariafälle und 619.000 Todesfälle registriert. Ein Großteil der Todesfälle – etwa drei Viertel – waren Kinder unter fünf Jahren (3). Afrika ist mit 90 Prozent der registrierten Fälle der am meisten betroffene Kontinent (2).  

Für weitere Informationen zu Malaria: Unser Gesundheitskoffer enthält den Film „Das Fieber“, der eine Heilpraktikerin und einen Arzt bei ihrem täglichen Kampf gegen Malaria begleitet.  

Impfstoffzulassung und Herstellung 

Der nun in Ghana und Nigeria zugelassene Impfstoff ist auch für Kinder unter drei Jahren zugelassen und ist damit gerade im Kontext der hohen Sterblichkeitsrate bei mit Malaria infizierten Kindern ein bedeutender Fortschritt. Bereits vor zwei Jahren wurden die ersten klinischen Studienergebnisse des R21/Matrix-M-Impfstoffes veröffentlicht, in denen der Wirkstoff bei über 400 Teilnehmenden getestet wurde. Demnach bieten drei Erstdosen und eine Auffrischung ein Jahr später einen Schutz von über 77 Prozent (5). Die offizielle Empfehlung zur Zulassung durch die WHO steht derzeit noch aus. Sie wartet noch auf bisher unveröffentlichte Ergebnisse einer Phase-3-Studie in Burkina Faso, Kenia, Mali und Tansania, an der insgesamt 4.800 Kinder teilnahmen (1). Der Hauptentwickler des Impfstoffs, Adrian Hill, gab jedoch bereits bekannt, dass die Studie eine ähnliche Sicherheit und Wirksamkeit gezeigt habe (6).  

Der weltweit größte Impfstoffhersteller – das Serum Institute of India – ist bereits dabei, mehr als 100 Millionen Dosen pro Jahr herzustellen. Die Herstellungskosten könnten sich auf ein paar Dollar belaufen, was eine Erhebliche Verringerung der Malariabelastung bedeuten würde (5). Der WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus sprach im Kontext der R21-Impfstoffherstellung von einem „historischen Moment“ und einem „Durchbruch für Wissenschaft, Kindergesundheit und Malariabekämpfung“. So könne der Einsatz des Impfstoffes zusätzlich zu den bereits bestehenden Mitteln zur Malariaprophylaxe und den Vorbeugungsmaßnahmen durch z.B. Moskitonetze, Moskitosprays und spezielle Malariaseifen jedes Jahr Zehntausende junger Menschenleben retten. (4) 

In diesem Artikel findet Ihr u.a. Antworten darauf, warum die Entwicklung eines Malaria-Impfstoffes vergleichsweise lange gedauert hat.  

Neue Selbstbestimmtheit afrikanischer Länder 

Die Zulassung des Impfstoffs durch die beiden Länder vor der offiziellen Empfehlung durch die WHO gilt als eher ungewöhnlich. Viele Länder, die über keine eigenen Zulassungsverfahren für Impfstoffe verfügen, halten sich oft an die WHO-Empfehlungen, denn für Impfstoffe, insbesondere Kinderimpfstoffe, erfolgt normalerweise zuerst eine Prüfung durch diese. Die Herstellung wird dann im Anschluss auch von internationalen Organisationen wie z.B. UNICEF mitfinanziert.

Mit der Zulassung des Malaria-Impfstoffes in Ghana und Nigeria wurde zum ersten Mal ein bedeutender Impfstoff in einem afrikanischen Land zugelassen, bevor dies in wirtschaftlich stärkeren Regionen der Welt geschieht. Expert*innen bewerten dieses Vorgehen als Zeichen einer neuen Selbstbestimmtheit der afrikanischen Länder. Das könnte auch ein Resultat der strukturellen Vernachlässigung des afrikanischen Kontinents bei der Verteilung der Corona-Impfstoffe sein (1). Zur Entscheidung zum R21-Impfstoff sagte die WHO, dass sie derzeit keinen konkreten Zeitplan habe. So zeigt sich erneut, dass es der WHO an der Dringlichkeit fehlt, die sie und andere Aufsichtsbehörden der Welt bei Covid an den Tag gelegt haben (6).  

Quellen

(1) LoNam: Malaria-Impfstoff Erstmals heißt es Africa-First (Juni 2023)
(2) Robert Koch Institut: Malaria (Letzter Zugriff am 26. Juni 2023)
(3) UNICEF: Malaria: Alle Fragen und Antworten zur Infektionskrankheit – und wie UNICEF hilft (Juni 2023)
(4) World Economic Forum: Malaria vaccines provide new hope in fight against the disease (April 2023)
(5) BBC: New malaria vaccine is world-changing, say scientists (September 2022)
(6) NBC News: Promising new malaria vaccine has been approved in two countries, with others likely to follow (April 2023)

Verfasst am 26. Juni 2023

Natürlich reich und trotzdem arm? Die Theorie des „Ressourcenfluchs“   

Haben rohstoffreiche Länder einen wirtschaftlichen Vorteil gegenüber rohstoffarmen Ländern? Eher nicht, suggeriert die Theorie des "Ressourcenfluchs".

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Natürlich reich und trotzdem arm? Die Theorie des „Ressourcenfluchs“   

In Zeiten von Energiekrise und einem Krieg, der zu einem Großteil aus Bodenschätzen finanziert wird, scheint es zunächst eine plausible Annahme zu sein, dass rohstoffreiche Länder einen wirtschaftlichen Vorteil gegenüber rohstoffarmen Länden hätten (1). Diese Annahme hielt sich auch in der Wissenschaft lange Zeit standhaft und wurde erst in den 1980er Jahren durch zahlreiche Studien hinterfragt, in denen ein Zusammenhang zwischen Ressourcenreichtum und niedrigem Wirtschaftswachstum nachgewiesen wurde (2). Ein Phänomen, das auch als „Ressourcenfluch“ bezeichnet wird. Als Beispiele auf dem afrikanischen Kontinent zählen hierzu unter anderem Nigeria, Angola und die Demokratische Republik Kongo (DRK).  

So war Nigeria 2021 führender Erdölproduzent und -exporteur Subsahara Afrikas, gefolgt von Angola. (6) Doch im Index für menschliche Entwicklung (Human Development Index – HDI), einem Wohlstandsindikator für Staaten, liegen beide Länder auf den hinteren Plätzen (Nigeria: Platz 163/191; Angola: Platz 148/191). Gleiches gilt für die DRK. Reich an Kobalt (z.B. für Lithium-Ionen-Batterien in E-Autos, die u.a. in der deutschen Automobilindustrie eingesetzt werden), Tantal (wichtiger Stoff für die Elektrotechnik) und Diamanten, belegt das Land im HDI Platz 179 von 191 (7) Doch wie ist dieser scheinbare Gegensatz zu erklären?  

Schlüsselfaktoren des Ressourcenfluchs 

Der afrikanische Kontinent ist reich an Rohstoffen. Doch unterschiedliche und kontextabhängige Schlüsselfaktoren führen dazu, dass die Wirtschaft und die Bevölkerung einiger Staaten nicht davon profitiert.

Die Erklärungsansätze für dieses Paradox sind vielfältig und für die einzelnen Länder unterschiedlich ausgeprägt. Gewiss spielt eine Rolle, dass viele der rohstoffreichen Länder gleichzeitig auch autokratisch-diktatorisch geführt werden. Vom Druck der Widerwahl entlastet, orientiert sich die Wirtschaftspolitik dieser Regierungen oftmals an den Interessen einer kleinen Oberschicht. (1) Bleiben wir bei den oben genannten Beispielen, so zeigt sich, dass alle drei Staaten auf dem Demokratieindex von 2022 als autoritäre bzw. im Falle Nigerias als hybrides Regime eingestuft werden. (8) 

Ein weiterer Aspekt ist Korruption. So landen viele rohstoffreiche Länder auf den hinteren Plätzen des Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International. Von insgesamt 180 bewerteten Ländern belegt Nigeria Platz 150, Angola Platz 116 und die DRK Platz 166. (9) Korruption hemmt die Entwicklung der Wirtschaft und klaut dem Staat Einnahmen (unter anderem vom Export der Rohstoffe), die z.B. für Investitionen in Infrastruktur, das Gesundheitssystem und Bildung benötigt werden. Zudem fördern große Vorkommen natürlicher Rohstoffe bewaffnete Konflikte um die wertvollen Lagerstätten. (2)  

Darüber hinaus führt ein großer Reichtum an natürlichen Ressourcen häufig zu einer oft einseitigen und damit krisenanfälligen Wirtschaftsstruktur. Fokussiert sich ein Staat nur auf eine einzige Einnahmequelle – hier die Einnahme durch den Export der natürlichen Rohstoffe – macht dieser sich davon abhängig. So hatten zum Beispiel die fallenden Ölpreise in den letzten Jahren für ein Land wie Nigeria dramatische wirtschaftliche Folgen. (2) Von dieser Gefahr sind auch stabile demokratische Staaten betroffen.   

Der Ressourcenfluch ist kein Naturgesetz 

Rohstoffreiche Länder wie Botsuana und Ghana zeigen jedoch, dass der Ressourcenfluch kein unumgängliches Naturgesetz sein muss. Nach dem Vorbild Norwegens – dem drittgrößten Erdölexporteur der Welt -, das einen erheblichen Anteil der Ressourcen-Einkünfte in einen staatlichen Pensionsfonds und den Rest in Bildung, Gesundheit und die Infrastruktur investiert, hat auch Ghana ein Gesetz verabschiedet, das einen Teil der Öleinnahmen des Landes in staatliche Fonds überführt. Kontrolliert durch ein speziell dafür gegründetes Komitee, dem auch zivilgesellschaftliche Akteure beisitzen, dient dieser der Stärkung von bäuerlicher Landwirtschaft und als Puffer für Krisenzeiten. Ähnliches gilt für Botsuana. Das Land im Süden Afrikas ist der weltweit größte Exporteur von Edelsteinen und investiert einen Großteil der Einnahmen aus dem Export in das Bildungs- und Gesundheitswesen. So hat es das Land seit Erlangung seiner Unabhängigkeit 1966 in relativ kurzer Zeit geschafft, zu einem der finanziell und politisch stabilsten Staaten Afrikas zu werden. (3) (4) 

Good Governance und Investitionen in Humankapital 

Natürlich spielen noch weitere, individuell geltende Faktoren eine Rolle für den Erfolg der Länder. Die Beispiele machen jedoch zwei allgemeine Aspekte deutlich, die dazu beizutragen scheinen, dem Ressourcenfluch zu entgehen: Gute Regierungsführung und Investitionen in Humankapital. Besonders der hohe Stellenwert von Bildung schlägt sich in einer höheren Arbeitsproduktivität nieder und kann somit höhere Wachstumsraten gewährleisten. So wird erwartet, dass die Entwicklung von Fähigkeiten bei der Gewinnung und Nutzung der natürlichen Ressourcen helfen kann. Das wiederum kann die negativen Auswirkungen auf das Wachstum, die mit dem Verbrauch natürlicher Ressourcen einhergehen, abschwächen. (5) 

Die Beispiele machen deutlich, dass die Auswirkungen des Rohstoffreichtums von Land zu Land unterschiedlich und nicht vom Rohstoffreichtum per se, sondern von den Kontextfaktoren abhängig sind. Ob der Begriff Ressourcenfluch also tatsächlich angebracht ist, lässt sich anzweifeln.  

Quellen

(1) Frankfurter Allgemeine: Der Fluch des Rohstoffreichtums (März 2023)
(2) DNR: Ressourcenfluch (Letzter Aufruf am 24. Mai 2023)  
(3) Deutschlandfunk Kultur: Ressourcenfluch – Warum viele Länder trotz Rohstoffreichtum arm bleiben (Mai 2015)   
(4) Spiegel: Der Fluch der Ressourcen (Mai 2006)
(5) Rahim et al.: Do natural resources abundance and human capital development promote economic growth? A study on the resource curse hypothesis in Next Eleven countries, in: Resources, Environment and Sustainability Volume 4 (Juni 2021)
(6) Statista: Oil production in Africa as of 2021, by country (Juni 2022)
(7) United Nations Developmental Programme: Human Development Report 2021-22 (September 2022)
(8) Länderdaten: Demokratieindex 2022
(9) Transparancy International Deutschland: CPI 2022: Tabellarische Rangliste

Verfasst am 24. Mai 2023

Der Mythos der „Überbevölkerung“ als Ursache für Klimakrise und Hungerkatastrophen

Bevölkerungswachstum wird häufig als Ursache für Klimakrise und Hungerkatastrophen genannt. Das ist nicht nur faktisch falsch, sondern schürt Angst und füttert menschenverachtende Narrative.

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Der Mythos der „Überbevölkerung“ als Ursache für Klimakrise und Hungerkatastrophen

Ob Klimakrise oder Hungerkatastrophen: In der Diskussion über Ursachen und Auswirkungen globaler Probleme hält sich der Mythos der „Überbevölkerung“ hartnäckig. Die Logik dahinter: Zu viele Menschen verbrauchen zu viele Ressourcen und tragen zu einem Zuviel an CO2-Emmissionen bei. Die Eindämmung des Bevölkerungswachstum würde demnach Klimakrise und Hunger entgegenwirken. Diese Logik ist nicht nur oberflächlich und faktisch falsch, sie ist zudem oft rassistisch und menschenfeindlich. (1)  

Überbevölkerung ist nicht verantwortlich für die Klimakrise 

Die Weltbevölkerung ist in den letzten 500 Jahren von 500 Millionen auf mehr als acht Milliarden Menschen gestiegen. Gleichzeitig waren die CO2-Werte in der Atmosphäre noch nie so hoch wie heute. Einen Kausalzusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum und Klimakrise zu schlussfolgern, ist jedoch irreführend und leicht zu widerlegen. So ist Afrika momentan der Kontinent mit der höchsten Geburtenrate, knapp 18 Prozent der Weltbevölkerung leben hier. Gleichzeitig trägt der Kontinent aber nur etwa drei bis vier Prozent zu den weltweiten CO2-Emissionen bei. Die Gleichung „mehr Menschen = mehr CO2-Emissionen“ geht also nicht auf. Denn anders als das Argument nahelegt, trägt nicht jeder Mensch gleich viel zur Klimakrise bei. Ganz im Gegenteil. (2) 

Das Problem ist „Überkonsum“ nicht „Überbevölkerung“ 

Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Global Footprint Network leben besonders die Länder des Globalen Nordens über ihre Verhältnisse. So wären fast drei Erden notwendig, um den Ressourcenverbrauch nachhaltig zu ermöglichen, wenn alle Menschen so leben würden wie die Europäer*innen. Bevölkerungsreiche Staaten wie Nigeria und Äthiopien bleiben dagegen bisher unter der Nachhaltigkeitsschwelle von einer Erde. (3)  

Das Problem heißt also „Überkonsum“ und nicht „Überbevölkerung“. Denn das Produktions- und Konsumverhalten der Industrienationen trägt maßgeblich zur Klimakrise bei. Eng verbunden damit – zumindest zum Teil – sind auch die Ursachen von Hunger. So hat sich zum Beispiel in den Bemühungen zur Verringerung des Hungers in den letzten Jahren deutlich gezeigt, dass das Problem, trotz des Bevölkerungswachstums, nicht ein Mangel an Nahrungsmitteln ist, sondern vielmehr ein Problem der Effizienz des gesamten Produktions- und Verbrauchsprozesses, angefangen bei der Landnutzung. Denn als Reaktion auf die steigende Nachfrage nach Fleisch und Milchprodukten (vor allem im Globalen Norden) werden etwa 60 Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche für die Weidehaltung von Tieren genutzt. Im weiteren Verlauf des Verarbeitungsprozesses geht ein Drittel der produzierten Lebensmittel – also in etwa 1,3 Milliarden Tonnen pro Jahr – verloren und wird verschwendet. (4) Das Nicht-Vorhandensein von Ressourcen ist im Kern also nicht das Problem, sondern die Frage danach, wer sie verbraucht und wie. (5) 

Framing von „Überbevölkerung“ ist menschenfeindlich und rassistisch 

Die „Überbevölkerung“ zum Sündenbock der Klima- und Hungerkrise zu machen, ist also nicht nur falsch, es ist auch der Versuch, die Verantwortung zu verschieben – weg von den reichen Industrienationen hin zu den ärmeren Ländern des Globalen Südens. Darüber hinaus reproduziert das Framing das Problem tiefgreifender Ungleichheit und Rassismus, und macht den Weg frei für menschenverachtende Narrative. So schüren vor allem Rassist*innen ganz aktiv die Angst vor der sogenannten „Überbevölkerung“, um ihre Einstellungen und Taten zu rechtfertigen. (1)(5) 

Fakt ist, dass die Ursachen und Auswirkungen von Klimakrise und Hunger vielfältig und komplex sind. Einfache und schnelle Lösungen, wie es das Framing der „Überbevölkerung“ suggeriert, gibt es nicht. 

Quellen

(1) El Ouassil, Samira – Spiegel: Der Mythos der Überbevölkerung (November 2022) 

(2) Stich, Maria – Perspective Daily: Hört auf, den Mythos »Überbevölkerung« zu glauben! (Mai 2022)

(3) Earth Overshoot Day (Stand März 2023)

(4) UN Environmental Programme: How to feed 10 billion people (Juli 2020)

(5) Sepehr, Jana – Global Citizen: Wir werden immer mehr: 5 Mythen über das Wachstum der Welt (Juli 2018)

Verfasst am 21.3.2023

Das Fieber

Der Dokumentarfilm "Das Fieber" zeigt den Kampf der Heilpraktikerin Rehema Namyalo aus Uganda und dem Entomologen Dr. Richard Mukabana in Kenia gegen Malaria.

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Das Fieber

Der Dokumentarfilm Das Fieber von der österreichischen Filmemacherin Katharina Weingartner begleitet die Heilpraktikerin Rehema Namyalo in Masaka, Uganda und den Entomologen Dr. Richard Mukabana von der Universität Nairobi in Kenia bei ihrem täglichen Kampf gegen Malaria. Beide versuchen mit lokalen und günstigen Mitteln gegen die Krankheit vorzugehen. Ohne Unterstützung von internationalen Gesundheitsinstitutionen und Stiftungen stoßen sie jedoch immer wieder auf finanzielle und bürokratische Widerstände.

Hintergrundinformationen

Malaria ist eine Krankheit, die für afrikanische Kinder besonders schlimm ist. 2019 wurden 229 Millionen Fälle und 400.000 Tote registriert – zwei Drittel der Toten waren Kinder unter fünf Jahren. Malaria wird durch einen Parasiten ausgelöst und durch die Anopheles-Mücke übertragen. Zu den Symptomen gehören unter anderem hohes Fieber und Schüttelfrost. Die Heilung mithilfe von Medikamenten kostet nur einige Euro, vorausgesetzt, diese sind verfügbar. Moskitonetze schützen nachts vor der Malaria-Mücke, aber arme Familien können sich die Netze oft nicht leisten. Wenn ein Kind an Malaria erkrankt, kann es nicht zur Schule gehen und auch Erwachsene können nicht arbeiten, wenn sie Malaria haben. Als Folge haben viele Menschen Schwierigkeiten, ihre Familie finanziell zu versorgen.

Malaria und andere Krankheiten kosten die betroffenen Länder jedes Jahr Milliarden, nicht nur für die Behandlungen, sondern auch durch den Ausfall von Hunderttausenden Arbeitskräften. Viel schlimmer ist aber der Verlust an Menschenleben, denn ein schwerer Verlauf von Malaria kann tödlich enden! Doch auch hier gibt es Hoffnung: Im April 2021 veröffentlichte die Oxford University eine erste Studie über einen neuen Malaria-Impfstoff. Erste klinische Studien wurden erfolgreich abgeschlossen und der Impfstoff erreichte eine Wirksamkeit von 77 Prozent. Die Forscher*innen hoffen auf eine baldige Zulassung. (1)

Tipp!

Die DVD „Das Fieber“ ist Teil unseres Lernkoffers Gesundheit! Mit Hilfe des Lernkoffers soll die Gesundheitsversorgung in afrikanischen Ländern für Schüler*innen greifbarer gemacht werden. Den Lernkoffer finden Sie hier! Er kann kostenfrei bestellt werden.

Quelle

(1) Gemeinsam Für Afrika: Neuer wirksamerer Malaria-Impfstoff gefunden 

MUAC Armband

Das MUAC-Band ist ein spezielles Maßband, mit dem der Ernährungszustand von Kindern zwischen sechs Monaten und fünf Jahren ermittelt werden kann.

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MUAC Armband

MUAC steht für Mid-Upper Arm Circumference und bezeichnet den mittleren Oberarmumfang. Das MUAC-Band ist ein spezielles Maßband, mit dem der Ernährungszustand von Kindern zwischen sechs Monaten und fünf Jahren ermittelt werden kann. Das Band wird um den Oberarm des Kindes gelegt, um den Umfang zu ermitteln. Zeigt die Farbskala des Bandes den roten Bereich, leidet das Kind unter akuter Mangelernährung und muss umgehend behandelt werden.

Die einzelnen Farben bedeuten Folgendes:

ROT: akute Mangelernährung (< 11,5 cm) = Lebensgefahr: medizinische Behandlung erforderlich
ORANGE: Mangelernährung (11,5–12,5 cm) = kalorien- und vitaminreiche Aufbaunahrung erforderlich
GELB: Gefahr für Mangelernährung (12,5–13,5 cm) = kalorien- und vitaminreiche Aufbaunahrung erforderlich
GRÜN: normaler Ernährungszustand (> 13,5 cm) = kein Handlungsbedarf (1)

Hintergrundinformationen

Trotz der weltweiten Fortschritte bei der Senkung der Kindersterblichkeitsrate in den letzten Jahrzehnten starben im Jahr 2019 schätzungsweise 5,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren – mehr als die Hälfte dieser Todesfälle ereigneten sich in den Ländern von Subsahara-Afrika. Durch die Folgen der Corona-Pandemie droht diese Zahl wieder zu steigen.

Unterernährte Kinder sind oft zu klein für ihr Alter und zu leicht. Daneben weisen sie viele weitere Symptome auf. Sie sind oft schwach, müde und apathisch. In vielen Fällen zeigt sich außerdem eine verzögerte geistige Entwicklung bis zu einer geistigen Behinderung. Auch körperlich ist eine Unter- oder Mangelernährung bei Kindern zu erkennen. Die Folgen sind ein Mangel an Fett, Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen. Ein weiteres Merkmal ist eine Vorwölbung des Bauches, die durch Wassereinlagerungen und eine stark vergrößerte Leber entsteht. Unter- und Mangelernährung und das damit oft verbundene geschwächte Immunsystem machen die Menschen außerdem anfälliger für Infektionskrankheiten, wie zum Beispiel Tuberkulose. (2)

Der Test ist schnell und einfach in der Anwendung. Mit ihm kann auch eine größere Gruppe von Kindern rasch untersucht werden. Außerdem kann medizinisches Personal die Anwendung des Tests zügig lernen und dann selbstständig durchführen. Eine Variante des Armbands für ältere Kinder und Erwachsene ist derzeit in der Entwicklung. Im Niger hat die Nichtregierungsorganisation Alima ein Projekt gestartet, bei dem Frauen für die Früherkennung von Unterernährung ausgebildet werden. Mithilfe des MUAC-Schnelltests können sie den Ernährungszustand ihres Kindes selbst feststellen und durch Früherkennung Krankenhausaufenthalte vermeiden. (3)

Tipp!

Das MUAC Armband ist Teil unseres Lernkoffers Gesundheit! Mit Hilfe des Lernkoffers soll die Gesundheitsversorgung in afrikanischen Ländern für Schüler*innen greifbarer gemacht werden. Den Lernkoffer finden Sie hier! Er kann kostenfrei bestellt werden.

Quellen

(1) Aktion Deutschland Hilft: Infografik: Das Hunger-Maßband
(2) Malteser International: Unterernährung bei Kindern
(3) Euronews: Stille Revolution im Niger: Mütter übernehmen Unterernährungs-Vorsorge

Simulationsbrille Grauer Star

Die Simulationsbrille Grauer Star spiegelt circa fünf Prozent Restsehvermögen wider - Das Endstadium dieser Augenerkrankung.

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Simulationsbrille Grauer Star

Die Simulationsbrille Grauer Star von CBM* spiegelt circa fünf Prozent Restsehvermögen wider. Dies bedeutet das Endstadium dieser Augenerkrankung. Wenn die Krankheit weiter voranschreitet, würde man erblinden. Als gesetzlich blind gilt ein Mensch ab einem Sehrest von circa zwei Prozent.

Hintergrundinformationen

Augengesundheit

Weltweit leben 295 Millionen Menschen mit einer mittelgradigen bis schweren Sehbehinderung. Ein Großteil (90 Prozent) dieser Menschen lebt in einkommensschwachen Ländern. Dort sind zahlreiche Menschen von Blindheit und Sehbehinderungen betroffen, weil schwierige Lebensverhältnisse und unzureichende Gesundheitssysteme zu schlechten Hygienestandards, Mangelernährung und Erkrankungen führen. Ohne medizinische Versorgung können diese ungehindert fortschreiten und zu Blindheit führen.

Grauer Star

Der Graue Star ist die häufigste Ursache für Blindheit. Fast 40 Prozent aller Erblindungen weltweit gehen auf den Grauen Star zurück, davon sind die meisten in Afrika und Asien. Fast 20 Millionen Menschen sind blind durch diese Augenkrankheit, 83 Millionen Menschen dadurch mittelgradig bis schwer sehbehindert.

Der Graue Star ist eine Trübung der Augenlinse. Er kann angeboren sein, verletzungsbedingt oder durch bestimmte Medikamente verursacht werden. In aller Regel aber tritt der Graue Star im fortgeschrittenen Alter auf, weil sich die ursprünglich klare Linse im Laufe des Lebens ganz allmählich eintrübt. Die ersten Anzeichen sind zunehmende Lichtempfindlichkeit und abnehmende Sehschärfe. Im weiteren Verlauf verlieren die Farben an Leuchtkraft, Konturen verwischen, der Seheindruck gleicht dem Blick durch eine Milchglasscheibe.

Auch wenn die Augenkrankheit insbesondere im Alter auftritt, sind in einkommensschwachen Ländern bereits viele Kinder davon betroffen. Infektionskrankheiten während der Schwangerschaft, Mangelernährung oder Vererbung spielen dabei eine Rolle. Der Graue Star ist jedoch heilbar. Am Grauen Star erblindete Menschen können durch eine Operation das Augenlicht wiedererhalten. Dabei wird die hinter der Pupille liegende, milchig gewordene Linse entfernt und durch eine künstliche Linse ersetzt. Das CBM-Projekt „Augenlicht schenken“ ermöglicht Kindern und Erwachsenen diese Operation.

Tipp!

Die Simulationsbrille Grauer Star ist Teil unseres Lernkoffers Gesundheit! Mit Hilfe des Lernkoffers soll die Gesundheitsversorgung in afrikanischen Ländern für Schüler*innen greifbarer gemacht werden. Den Lernkoffer finden Sie hier! Er kann kostenfrei bestellt werden.

*Die Christoffel-Blindenmission (CBM) ist eine internationale Organisation der Entwicklungszusammenarbeit. Ihr Hauptziel ist es, die Lebensqualität der ärmsten Menschen zu verbessern, die eine Behinderung haben oder gefährdet sind, behindert zu werden. Mit lokalen Partnern in Asien, Afrika und Lateinamerika ist die CBM in den Bereichen Prävention, medizinische Versorgung, Rehabilitation und Bildung tätig, um Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen qualifiziert zu unterstützen. In Deutschland betreibt die CBM Bewusstseinsbildung an Schulen. Die Bildungsangebote regen Schüler*innen und Lehrkräfte dazu an, über Behinderung, menschliche Vielfalt und globale Ungleichheiten nachzudenken – und sich für eine inklusive Gesellschaft einzusetzen. Die Bildungsangebote der CBM finden Sie hier.

Pinard-Stethoskop

Ein Pinard-Stethoskop ist ein geburtshilfliches Stethoskop zum Abhören der fetalen Herztöne.

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Pinard-Stethoskop

Ein Pinard-Stethoskop ist ein geburtshilfliches Stethoskop zum Abhören der fetalen Herztöne.

Hintergrundinformationen

Der französische Geburtshelfer Adolphe Pinard entwickelte das Stethoskop 1895. Heute findet es besonders in den Ländern des Globalen Südens Anwendung in der Geburtshilfe, denn CTG-Geräte (Kardiotokografie-Geräte oder Wehenschreiber), die in den Ländern des Globalen Nordens als Nachfolger des Pinard-Rohrs verwendet werden, gibt es in den meisten Kliniken Afrikas nicht. (1)

Um die kindlichen Herztöne mit dem Hörrohr abzuhören, wird der Bauch zuerst abgetastet, um die Lage des Babys festzustellen und seinen Rücken zu lokalisieren. Dort, wo der Rücken des Kindes liegt, ist das Herz (und somit der Herzschlag) der Bauchdecke am nächsten und kann am deutlichsten wahrgenommen werden. Beim Horchen wird das Hörrohr auf den Bauch gesetzt und mit dem Ohr leicht angedrückt – während des Hörens nimmt man die Hand vom Hörrohr, um Störgeräusche zu vermeiden. (2) Obwohl das CTG das standardmäßige Mittel zur Untersuchung der Herzfrequenz und der Wehentätigkeit in den Ländern des Globalen Nordens ist, benutzen einige Hebammen immer noch das Pinard-Rohr, um die Herztöne des Babys abzuhören.

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Das Pinard-Stethoskop ist Teil unseres Lernkoffers Gesundheit! Mit Hilfe des Lernkoffers soll die Gesundheitsversorgung in afrikanischen Ländern für Schüler*innen greifbarer gemacht werden. Den Lernkoffer finden Sie hier! Er kann kostenfrei bestellt werden.

Quellen

(1) DocCheck Flexikon: Pinard-Rohr
(2) Hebammenzentrum: PINARD`SCHES HÖRROHR

Wasserfilter

Der AQQA®bag ist ein Wasserfilter, der in Not- und Krisensituationen eingesetzt werden kann, um Trübstoffe, Bakterien und Krankheitserreger aus dem Wasser zu entfernen.

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Wasserfilter

Der AQQA®bag von Weise Water GmbH ist ein Wasserfilter, der in Not- und Krisensituationen eingesetzt werden kann, um Trübstoffe, Bakterien und Krankheitserreger aus dem Wasser zu entfernen. Er erreicht eine Rückhalterate von 99,99996 Prozent für Bakterien. In vielen Gegenden der Welt, in denen die Menschen keinen Zugang zu Trinkwasser haben, sind insbesondere Bakterien (z. B. Typhus, Cholera) und andere Wasserparasiten (z. B. Bilharziose) eine akute Bedrohung für die Gesundheit. Der AQQA®bag ist dafür gemacht, in diesen Fällen die hygienische Qualität des Wassers entscheidend zu verbessern.

Hintergrundinformationen

Wasser in Afrika

In den ländlichen Gebieten Afrikas haben 90 Prozent der Bevölkerung keinen uneingeschränkten Zugang zu sauberem Wasser auf dem eigenen Grundstück. Wasserholen braucht viel Zeit und es leiden nicht nur einzelne Menschen, sondern auch die Produktivität als Ganzes. Dies führt folglich zu Armut oder erschwert die Wege aus der Armut heraus. Der Klimawandel verschärft diese Situation zusätzlich. Außerdem führt unsauberes Trinkwasser zu Krankheiten und gefährdet die Gesundheit, vor allem von Kindern. Bestimmte Krankheiten können sich infolge von unreinem Wasser und schlechter Hygiene und Sanitärversorgung besonders schnell und weitläufig verbreiten, wie zum Beispiel Malaria, Cholera oder Gelbfieber. UNICEF geht davon aus, dass 27 Prozent der Kinder, die 2015 weltweit verstorben sind, davon betroffen waren. (1)

Dr. Askwar Hilonga

Dr. Askwar Hilonga aus Tansania hat ebenfalls einen Wasserfilter erfunden – den Nanofilter, der an lokale Unterschiede in der Wasserverschmutzung angepasst werden kann. Der Chemieingenieur ist in einem kleinen Dorf in Tansania groß geworden. Wie in vielen ländlichen Gebieten in Afrika gibt es dort keine ausreichende Versorgung mit sauberem Trinkwasser. Dr. Hilonga sah und spürte selbst als Kind die Folgen von unsauberem Wasser: Durchfall und Krankheit. Nach einem erfolgreichen Studium mit Promotion über Nanotechnologien überlegte er, wie er mit seinem Wissen den Menschen in seinem Heimatdorf am besten helfen könnte. So entstand die Idee, mithilfe von Nanotechnologie unsauberes Wasser zu reinigen. Das Ziel von Dr. Hilonga war es dabei, ein System zu entwickeln, das auf lokale Unterschiede in der Wasserverschmutzung angepasst werden konnte. 2015 gewann Dr. Hilonga dafür den ersten „Africa Prize for Engineering Innovation“ (Afrikanischer Innovations-Preis). Sein Nanofilter arbeitet in zwei Stufen: In der ersten Stufe läuft das verunreinigte Wasser durch eine Sandschicht, die viele Bakterien und größere Partikel herausfiltern kann. In der zweiten Stufe setzt der Nanofilter ein: Er reinigt das Wasser von Schwermetallen, Fluor und anderen Chemikalien. Dr. Hilonga ist überzeugt, dass der Nanofilter 70 Prozent der Haushalte in Tansania, die bisweilen ohne sauberes Wasser leben, helfen kann. (1)

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Quellen

(1) Unterrichtsmodul „Wasser“ von GEMEINSAM FÜR AFRIKA

Ergebnisse der COP 27

Die UN-Klimakonferenz 2022 (COP 27) hat sich auf eine Abschlusserklärung geeinigt. Der Aufbau eines Fonds für Klimaschäden und -verluste wurde beschlossen, dringend notwendige Maßnahmen zum Klimaschutz fehlen jedoch.

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Ergebnisse der COP 27

Am Sonntag kam die zweiwöchige UN-Klimakonferenz in Sharm El-Sheikh, Ägypten zum Ende und die fast 200 Vertragsstaaten des Pariser Klimaabkommens haben sich auf eine gemeinsame Abschlusserklärung geeinigt. 

Fonds zum Ausgleich von Klimaschäden und -verlusten 

Festgelegt wurde der Aufbau eines gemeinsamen Fonds zum Ausgleich von Klimaschäden und -verlusten in Ländern des Globalen Südens. Dies bedeutet einen großen diplomatischen Erfolg für Afrika und andere von der Klimakrise gefährdete Nationen. Sie versuchten schon lange vor allem die Europäische Union und die Vereinigten Staaten  von der Idee eines Fonds zu überzeugen. Die beiden großen Emittenten hatten sich jahrelang gegen die Forderungen nach einem Fonds gesträubt, weil sie befürchteten, dass ein solcher Fonds sie für historische Emissionen haftbar machen könnte. Durch die Formulierung in der Vereinbarung, die vorsieht, dass die Mittel aus einer Vielzahl bestehender Quellen, einschließlich Finanzinstitutionen, stammen sollen, konnten die Bedenken zerstreut werden. (2) 

Mit dem Fonds für Klimaschäden sollen unabwendbare Folgen der Erderhitzung wie Dürren, Überschwemmungen und Stürme, der steigende Meeresspiegel und Wüstenbildung abgefedert werden. Besonders gefährdete Länder im Globalen Süden sollen Mittel aus dem Fonds erhalten, darunter viele afrikanische Staaten. Viele Fragen bleiben jedoch offen, denn in dem Beschluss werden zum Beispiel weder Summen für den neuen Entschädigungsfonds genannt noch wer den Fonds beaufsichtigen soll. Vorgesehen ist lediglich der Einsatz einer Übergangs-Kommission, die Empfehlungen dazu erarbeiten wird. Diese sollen dann auf der nächsten UN-Klimakonferenz Ende 2023 in Dubai beraten werden. Bis der Fonds existiert und zum Einsatz kommt, werden wahrscheinlich noch einige Jahre vergehen. (1) (2) 

Ein Schritt nach vorne und zwei zurück?  

Doch die Errichtung des Fonds hat auch seinen Preis. Denn eine Einigung für eine stärkere Verpflichtung auf das im Pariser Abkommen von 2015 festgelegte 1,5 Grad Ziel gab es nicht. So gaben viele der Länder im Nachhinein zu, sie hätten sich unter Druck gesetzt gefühlt, auf strengere Verpflichtungen zur Begrenzung der globalen Erderhitzung auf 1,5 Grad Celsius zu verzichten, damit die wegweisende Vereinbarung über den Fonds zustande kommen konnte.  

Der letztjährige COP26-Gipfel in Glasgow, Schottland, hatte sich auf das Thema konzentriert, das 1,5 Grad-Ziel am Leben zu erhalten. Die Länder wurden damals aufgefordert, ihre nationalen Klimaziele vor dem diesjährigen Gipfel in Ägypten anzupassen. Nur ein Bruchteil der fast 200 Vertragsparteien hat dies auch getan. Einige Länder versuchten sogar auf der diesjährigen Klimakonferenz, die in Glasgow eingegangenen Verpflichtungen zurückzunehmen. Zwar konnte dies verhindert werden, doch eine ganze Reihe ehrgeiziger, aber von der Wissenschaft als notwendig erachteter, Maßnahmen wurde blockiert: Darunter zum Beispiel wichtige Maßnahmen zum Kohleausstieg und eine klare Verpflichtung zum Ausstieg aus oder zumindest der schrittweise Abbau von weiteren fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas. Ein Vorantreiben des Klimaschutzes ist auf der diesjährigen COP also nicht gelungen. (2)  

Damit bleibt die Erklärung hinter den Forderungen vieler Klimaaktivist*innen und Umweltschützer*innen zurück. Und auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres warf der UN-Klimakonferenz vor, zentrale Ziele verfehlt zu haben: „Ein Fonds für Verluste und Schäden ist wichtig – aber er ist keine Lösung, wenn die Klimakrise einen kleinen Inselstaat von der Landkarte verschwinden lässt oder ein ganzes afrikanisches Land in eine Wüste verwandelt. Die Welt braucht immer noch einen großen Sprung in Sachen Klimaambitionen.“ (3) 

Quellen

(1) Tagesschau: COP27 einigt sich auf Abschlusserklärung (November 2022)

(2) Reuters: COP27 delivers climate fund breakthrough at cost of progress on emissions (November 2022)  

(3) Foreign Policy: What Came Out of COP27? (November 2022)

Verfasst am 22.11.2022

Handlungsoptionen

Im Vorfeld und während der COP gibt es viele weitere großartige politische Kampagnen. Besonders wichtig ist es, auch die zu unterstützen, die von den sogenannten „Frontline“ Communities und Organisationen kommen. - also von denen, die am stärksten betroffen sind.

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Handlungsoptionen

Im Vorfeld und während der COP gibt es viele weitere großartige politische Kampagnen. Besonders wichtig ist es, auch die zu unterstützen, die von den sogenannten „Frontline“ Communities und Organisationen kommen. Also von denen, die am stärksten betroffen sind. Viele haben nicht das Privileg wie die meisten von uns, gegen Ungerechtigkeiten auf die Straße gehen zu können und zu demonstrieren. Jeden zweiten Tag wird weltweit ein*e Umweltschützer*in getötet. Du kannst Aktivistis mit deiner Reichweite unterstützen. Die Staats- und Regierungschefs auf der COP27 müssen auf die Lösungen hören, die diese inspirierenden Aktivist*innen auf den Tisch bringen.    

Drei solcher Kampagnen möchten wir euch im Folgenden gerne vorstellen: 

Don’t Gas Africa – Erschließungsstopp weiterer fossiler Energien in Afrika  

Don’t Gas Africa ist ein eindringlicher Aufruf der afrikanischen Zivilgesellschaft, um sicherzustellen, dass die Afrikanische Union die Ausweitung der Förderung fossiler Brennstoffe nicht unterstützt. Die Förderung fossiler Brennstoffe in Afrika hat nicht zum Wohlstand der Bevölkerung geführt. Ganz im Gegenteil. 600 Millionen Afrikaner*innen haben nach wie vor keinen Zugang zu moderner, sauberer und erneuerbarer Energie. Don’t Gas Africa setzt sich für die Verbreitung kostengünstiger, sauberer, dezentraler und erneuerbarer Energien ein, um die Energieausgrenzung zu beenden und die Bedürfnisse der Menschen in Afrika zu erfüllen. Darüber hinaus fordern sie einen transformativen, von den Menschen getragenen Prozess, der einen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Wandel beinhaltet, um den Menschen und Gemeinden auf dem gesamten Kontinent erneuerbare Energien zur Verfügung zu stellen.  

Auch Ihr könnt den Aufruf zum Förderungs-Stopp fossiler Energien unterstützen, indem Ihr den offenen Brief unterschreibt und in den sozialen Netzwerken teilt! 

Debt for Climate – Schuldenerlass des Globalen Südens  

Die Graswurzel-Initiative Debt for Climate – angeführt von Menschen aus dem Globalen Süden – verbindet soziale Gerechtigkeits- und Klimagerechtigkeitskämpfe miteinander, indem sie die Arbeits-, sozialen und Klima-Bewegungen des Globalen Südens und des Globalen Nordens hinter einem gemeinsamen Ziel vereint. Das Ziel ist die Überwindung der “Diplomatie der Schuldenfalle” durch die Entschuldung der Länder mit geringen finanziellen Ressourcen, sodass diese es sich leisten können, eine gerechte Energiewende zu finanzieren, ohne dabei auf fossile Energien zurückgreifen zu müssen.  

Unterstützen könnt Ihr die Initiative, indem Ihr sie in den sozialen Netzwerken teilt und euch der Bewegung anschließt.  

Rise Up Movement  

Das Rise Up Movement wurde von der ugandischen Klimaaktivistin Vanessa Nakate ins Leben gerufen und bietet afrikanischen Klimaaktivist*innen eine Plattform, auf der ihre Stimme von der Welt gehört werden kann.  

Indem Ihr das Rise Up Movement auf euren Social Media Kanälen teilt, könnt ihr die Reichweiten dieser Stimmen erhöhen.  

Klimafinanzierung auf der COP27

Jährlich 100 Milliarden US-Dollar Klimafinanzierung ab 2020 – Das wurde den Ländern des Globalen Südens von den Ländern im Globalen Norden versprochen. Mit ca. 83 Milliarden US-Dollar pro Jahr wurde das Versprechen jedoch weit verfehlt. Auf der COP27 steht die Zukunft der Klimafinanzierung nun im Mittelpunkt der Konferenz.

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Klimafinanzierung auf der COP27

Im Jahr 2009 haben sich die Länder im Globalen Norden dazu verpflichtet, den Ländern im Globalen Süden ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für Schutz- und Anpassungsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen. Also für Maßnahmen, die dazu beitragen, dass die Länder im Globalen Süden sich an die unabwehrbaren Folgen der Klimakrise anpassen können. Beispiele für Anpassungsmaßnahmen in Deutschland gegen die Klimakrise wäre z. B. die Errichtung von Dämmen. Die Bestätigung dieser Summe war ein fundamentaler Bestandteil des Pariser Klimaabkommens von 2015, in dem auch festgelegt wurde, diesen Mindestbetrag bis 2025 zu halten. Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) lag die jährliche weltweite Klimafinanzierung seither jedoch nur bei rund 83 Milliarden US-Dollar. Das Ziel wurde also deutlich verfehlt. (1)

Diese Verfehlung bedeutet, dass bis 2023 Milliarden von Dollar für wichtige Projekte und Programme fehlen, z. B. zur Anpassung an klimatische Veränderungen, aber auch für bereits entstandene Schäden. (2) Wenn also jetzt über die Klimafinanzierung gesprochen wird, dann muss das neue Ziel deutlich über den bisherigen Zusagen liegen, um den Bedürfnissen der Länder gerecht werden zu können, die von der Klimakrise am meisten betroffen sind und über wenige finanzielle Mittel verfügen. (1) 

100 Milliarden sind ein Tropfen auf den heißen Stein  

Die Studie „Finance for Climate Action“ der „High Level Expert Group for Climate Finance” im Auftrag der britischen und ägyptischen COP-Präsidentschaft kommt nach einer neuen Berechnung zu dem Schluss, dass für das Erreichen der Ziele des Pariser Klimaabkommens bereits 2025 etwa eine Billion US-Dollar in die Energiewende, die Anpassung an die Klimakrise und den Erhalt von Naturflächen im Globalen Süden investiert werden muss. Bis 2030 steigt dieser Bedarf laut des Berichts auf 2,4 Billionen US-Dollar jährlich. Davon sollen eine Billion aus „externen Finanzflüssen“ in die Länder des Globalen Südens fließen. Zwar betonen die Autor*innen ausdrücklich, dass die Billion nicht die neue 100 Milliarden ist. Doch zeigt die Berechnung sehr deutlich, dass selbst das Versprechen der 100 Milliarden, nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. (3)  Eine weitere Studie, die die die Schäden auf das Bruttoinlandsprodukte (BIP) betroffener Länder bis 2100 berechnet hat, geht von jährlichen Schäden von 13,1 % des BIPs aus (unter Voraussetzung, dass die 1,5 Grad-Grenze erreicht wird). Diese Schätzung sei sehr konservativ. (6) Bei afrikanischen Ländern werden die Schäden weit höher eingeschätzt. (7) 

Ein Schutzschirm für Verluste und Schäden 

Die Zukunft der Klimafinanzierung und der Themenpunkt „Loss and Damage“ (Verluste und Schäden) stehen auf der diesjährigen Klimakonferenz im Mittelpunkt. Dieser Fakt an sich ist schon ein Erfolg, wurden vor allem Verluste und Schäden im Zuge der Klimakrise auf den vergangenen Klimakonferenzen weitestgehend ignoriert. Zentrale Zusagen und Umsetzungspläne blieben jedoch bisher dürftig.

Heraus sticht die deutsche Initiative eines finanziellen Rettungsschirm für Klimarisiken, die von den G7-Staaten einhellig unterstützt wird. Deutschland will zu diesem Schirm 170 Millionen Euro als „Anschubfinanzierung“ beisteuern. Bisher haben sich jedoch nur sieben Staaten im Globalen Norden gefunden, die sich an diesem Schutzschirm beteiligen wollen. Neben Deutschland sind das Schottland mit ca. 2,3 Millionen Euro, Dänemark mit ca. 13,5 Millionen Euro, Österreich mit 50 Millionen Euro, Irland mit 10 Millionen Euro, Belgien mit 2,5 Millionen Euro und Neuseeland mit 12 Millionen Euro. Das sind zusammen ca. 260,3 Millionen Euro. Zu wenig, um Schäden und Verluste durch Klimakatastrophen im Globalen Süden auszugleichen. (4) Das Programm wurde auch kritisiert, weil es sich auf Versicherungen und die Verhinderung künftiger Verluste und Schäden konzentriert, anstatt direkte Mittel für die Bewältigung der bereits eingetretenen – und jüngsten – Katastrophen bereitzustellen. Außerdem sei die Initiative auch kein Ersatz für einen offiziellen UN-Schadensfonds, wie es Umweltorganisationen und Länder aus dem Globalen Süden schon lange fordern, betonte Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze. (5)  

Fonds für Schäden und Verluste erst 2024? 

Die Einrichtung eines solchen verbindlichen Finanzmechanismus innerhalb des UN-Rahmens für klimabedingte Schäden und Verluste scheint sich jedoch weiterhin zu verzögern. Vor allem die Vereinigten Staaten, die Europäische Union und das Vereinigte Königreich haben sich bisher gegen die Einrichtung eines “Loss-and-Damage“-Mechanismus ausgesprochen. Bevor ein verbindliches Abkommen über einen neuen Fonds für Verluste und Schäden zustande kommen könne, müssen erst alle Details der Funktionsweise geklärt werden, heißt es von Seiten der EU. So könne die COP27-Vereinbarung eine Einigung darüber beinhalten, dass an diesem Thema gearbeitet werden muss und bis 2024 eine Lösung gefunden werden sollte. Ähnliche Pläne kommen von Seiten der britischen Regierung, die einen “Prozess” in Gang setzen möchte, der spätestens 2024 zu einer konkreten Lösung führen soll. Vertreter*innen der US-Regierung haben lediglich zugesagt, ein Gespräch über Verluste und Schäden zu führen, sind aber nicht weiter darauf eingegangen, welche Art von Fonds sie letztendlich unterstützen würden. Auch sie sehen das Jahr 2024 als Frist für eine Einigung über Schäden und Verluste an, lehnen aber die bisher vorgelegten Vorschläge ab, da sie befürchten, dass die Länder im Globalen Norden in den kommenden Jahren rechtlich haftbar gemacht werden könnten. (5)

Diese Verzögerung ist jedoch nicht nur keine Garantie dafür, dass jemals ein spezieller Fonds für Schäden und Verluste im Rahmen der UN eingerichtet wird, sie bedeutet auch, dass die Länder im Globalen Süden mindestens zwei weitere Jahre auf verbindliche Zahlungen warten müssen, für Schäden und Verluste aufgrund von Klimakatastrophen, die schon jetzt eintreten.  

Quellen 

(1) VENRO Positionspapier: ZEITENWENDE FÜR KLIMAGERECHTIGKEIT – Forderungen zur 27. Weltklimakonferenz in Ägypten  

(2) Deutsche Klimafinanzierung: Klimafinanzierung im Bundeshaushalt 2023: Unfall oder absichtsvolle Missachtung? (September 2022)  

(3) Capital: COP27 – Neue Studie zeigt Billionen-Bedarf beim Klimaschutz (November 2022)

(4) Fridays for Future Berlin: Der Tag der Finanzen – COP Daily Tag 3 (November 2022)

(5) CNN: Rich countries are trying to hit pause on climate summit’s key issue (November 2022)

6) Diffenbaugh und Burke Global warming has increased global economic inequality (2019) 

7) CAN International, Christian Aid; Heinrich Böll Stiftung (Washington, DC); Practical Action & Stamp Out Poverty. LOSS AND DAMAGE FINANCE FACILITY – WHY AND HOW (2022) 

Test

Deutsche und europäische Investitionen in fossile Brennstoffe

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine seit Februar dieses Jahres macht die europäische Abhängigkeit von russischem Gas mehr als deutlich. Auf der Suche nach einer schnellstmöglichen Alternative wenden sich die EU-Staaten an Afrika. Doch dies ist der falsche Weg.

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Deutsche und europäische Investitionen in fossile Brennstoffe

Der ehemalige italienische Ministerpräsident Draghi bemühte sich intensiv um neue Gasabkommen mit Algerien, Ägypten, Angola, der Republik Kongo und Mosambik (1). Bundeskanzler Scholz setzte sich beim EU-Gipfel im Oktober 2022 für die weltweite Erschließung neuer fossiler Gasfelder ein, nachdem er bereits im Mai angekündigt hatte, im Senegal mit finanzieller Hilfe neue Offshore-Gasfelder und LNG-Exportanlagen zu unterstützen. (2)  

Investitionen in nicht-zukunftsfähige Energiequellen 

Die Neuerschließung fossiler Gasfelder verstößt jedoch nicht nur gegen das Pariser Klimaabkommen von 2015. Estreibt Deutschland und die EU in neue fossile Abhängigkeiten und widerspricht der Erklärung des letzten Weltklimagipfels von Glasgow, dass keine neuen Öl- und Gasvorhaben mehr finanziert werden sollen. (2) Deutschland drängt die afrikanischen Länder auch dazu, ihre begrenzten finanziellen Reserven in den Aufbau einer Förder- und Exportindustrie für fossile Brennstoffe zu stecken, die ausschließlich europäischen Kund*innen zugutekommen würde. In ein paar Jahren, aller Voraussicht nach, wenn eigene europäische Investitionen in Erneuerbare Energien zu greifen beginnen, werden sie ihren Nutzen verlieren. Denn die EU erwartet bis 2030 einen Erdgas-Nachfragerückgang um 40 Prozent im Vergleich zu 2021. Und Deutschland und Italien planen zum Beispiel innerhalb der nächsten 30 Jahre ihre Emissionen auf null zu senken. Auch das neue CO2-Grenzausgleichssystem (CBAM) der EU, das kohlenstoffintensive Importe besteuert, wird den Übergang weiter beschleunigen und damit Länder, die noch von fossilen Brennstoffen abhängig sind, weiter benachteiligen. (1)   

Energiegerechtigkeit durch Investitionen in fossile Energie? 

Einige afrikanische Staatschefs dürften sich über die europäische Energie-Kehrtwende freuen, forderten sie doch zu Beginn des Jahres den Stopp der öffentlichen Finanzierung von Gasprojekten zu überdenken. So begründeten der nigerianische Vizepräsident Yemi Osinbajo und Senegals Präsident Macky Sall, dass nur mit Hilfe von Gas als Brückenstoff eine gerechte Wende möglich sei, die es den Ländern des Globalen Südens erlaube, sich zu industrialisieren, schnellen Zugang zu moderner Energie für die Bevölkerung und Wohlstand zu schaffen. Doch das extraktive Exportmodell, das zurzeit durch die EU befördert wird, wird wenig zur Entwicklung der Länder beitragen. (4)  So weist die ugandische Klimaaktivistin Vanessa Nakate darauf hin, dass afrikanische Länder, deren Volkswirtschaften ohnehin schon auf der Produktion und dem Export von fossilen Brennstoffen basieren, ein oft bis zu dreifach langsameres Wirtschaftswachstum aufweisen als Länder mit einer stärker diversifizierten Wirtschaft. In Mosambik zum Beispiel haben ausländische Gesellschaften, allen voran ENI und Total, für 20 Milliarden Dollar ein Offshore-Erdgasfeld und eine Onshore-Flüssiggasanlage aufgebaut. Dennoch sind gleichzeitig 70 Prozent des Landes von Elektrizität abgeschnitten. Ein Beispiel, dass ganz deutlich zeigt, dass weder das Gas noch die Exportprofite für die einheimische Bevölkerung bestimmt sind. (1)  

Erneuerbare Energien sollten Vorrang haben 

Dabei gibt es andere und viel bessere Optionen. Afrika verfügt über reichhaltige und erschwingliche Quellen von erneuerbaren Energien: starke Sonneneinstrahlung, heftige Winde und unerschöpfliche geothermische Energie. Diese sind nicht nur klimasicher, sondern auch zukunftsfähig. (3)  

Quellen

  1. Zeit: Deutschland will uns eine fossile Infrastruktur aufdrücken (Juni 2022) https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-06/afrika-erdgas-europa-erneuerbare-energien-klimaschutz?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F  
  2. Presseportal: Interne EU-Gipfel-Dokumente zeigen massive Gas-Förderpläne von Olaf Scholz: Deutsche Umwelthilfe fordert klare Absage an diesen Weg in die Klimakatastrophe (Oktober 2022) https://www.presseportal.de/pm/22521/5349950 
  3. Tagesspiegel: Gas aus dem Senegal statt aus Russland? (Juni 2022) https://www.tagesspiegel.de/politik/wir-wollen-euer-geld-fur-fossile-energien-nicht-5430943.html 
  4. Heinrich Böll Stiftung: Die Suche Europas nach Gasressourcen in Afrika (Juni 2022) https://www.boell.de/de/2022/06/22/die-suche-europas-nach-gasressourcen-afrika  

Katastrophale Überschwemmung in Nigeria

Nigeria wird aktuell von den schlimmsten Überschwemmungen seit einem Jahrzehnt heimgesucht, mit katastrophalen Folgen.

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Katastrophale Überschwemmung in Nigeria

In den vergangenen Wochen haben die Überschwemmungen in Nigeria massive Schäden angerichtet. Über 600 Menschen kamen ums Leben, mehr als 2.400 wurden verletzt und über 2,5 Millionen sind laut den Vereinten Nationen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Dazu zählen 1,5 Millionen Kinder, die durch Ertrinken, Krankheiten und Hunger oder bedroht sind. Über 200.000 Häuser, Infrastruktur und weite Teile der landwirtschaftlichen Nutzfläche wurden beschädigt oder sind ganz zerstört. 34 der insgesamt 36 Bundesstaaten Nigerias sind betroffen. In einigen davon werden die Überschwemmungen wahrscheinlich noch mehr als einen Monat andauern. (1) (2) 

Klimakrise mitverantwortlich  

Nigeria ist an saisonale Überschwemmungen gewöhnt. Dieses Jahr sind sie jedoch deutlich schlimmer als sonst. Laut nigerianischer Regierung und den Vereinten Nationen sind ungewöhnlich starke Regenfälle und die Klimakrise mitverantwortlich für die massiven Überschwemmungen. (2) (3)  

Im Klima-Risiko-Index des Kinderhilfswerks UNICEF belegt Nigeria Platz zwei von weltweit 163 Ländern und leide daher unter einem “extrem hohen Risiko”, Schäden durch die Klimakrise zu erleiden. (2) Neben Überschwemmungen nennt das bevölkerungsreichste Land Afrikas in einem nationalen Klimapolitikdokument auch Dürren, schlechte Luftqualität, Gesundheitsgefährdung und Lebensraumverlust als Folgen der Klimakrise. (1) 

Klimakrise nicht der einzige Faktor 

Regen und Klimakrise sind jedoch wohl nicht die einzigen Ursachen für die aktuelle Katastrophe. Jedes Jahr lässt das benachbarte Kamerun Wasser aus einem Damm im Norden Kameruns ab, was zu Überschwemmungen flussabwärts in Nigeria führt. Als der Damm in den 1980er Jahren gebaut wurde, vereinbarten die beiden Länder, dass auf der nigerianischen Seite ein Zwillingsdamm gebaut werden sollte, um den Überlauf einzudämmen. Das wurde jedoch nie realisiert. Die nigerianische Ministerin für humanitäre Angelegenheiten, Sadiya Umar Farouq, machte deshalb auch die Untätigkeit anderer Regierungsstellen für das Ausmaß der Katastrophe verantwortlich. (1) Auch schlechte Planung und Infrastruktur haben laut Expert*innen die Schäden weiter verschlimmert. (3) 

Quellen

(1) New York Times: Nigeria Floods Kill Hundreds and Displace Over a Million (Oktober 2022)

(2) Tagesschau: Überschwemmungen in Nigeria – 2,5 Millionen Menschen brauchen humanitäre Hilfe (Oktober 2022)   

(3) BBC: Nigeria floods: ‚Overwhelming‘ disaster leaves more than 600 people dead (Oktober 2022)

Dickhäuter mit viel Rüsselspitzengefühl 

Elefanten haben so viele Gesichtsneuronen wie kein anderes Landsäugetier. Das verleiht den grauen Riesen besondere Feinfühligkeit, v.a. im Rüssel. Für die Forschung sind sie deshalb ein interessanter Untersuchungsgegenstand. Doch die Klimakrise schränkt ihren Lebensraum immer weiter ein.

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Dickhäuter mit viel Rüsselspitzengefühl 

Dickhäuter mit viel Rüsselspitzengefühl 

Feinfühlige Giganten  

Der Rüssel eines Elefanten hat 40.000 Muskeln und wiegt mehr als eine burmesische Python – also über 90 kg. Trotz Größe und Stärke des Anhängsels, das dem Elefanten ermöglicht sogar Bäume zu entwurzeln, ist es empfindlich genug, um zerbrechliche Tortilla-Chips aufzusaugen. Diese ausgeprägte Geschicklichkeit konnten der Neurowissenschaftler Michael Brecht und sein Team von der Humboldt Universität Berlin bei der Untersuchung der Gehirne der Dickhäuter auf die Vielzahl an Neuronen zurückführen, die diese im Gesichtsbereich haben. Elefanten haben mehr Gesichtsneuronen als jedes andere Landsäugetier der Welt. (1)  

Elefant ist nicht gleich Elefant  

Die Untersuchung trug außerdem dazu bei, wesentliche Unterschiede zwischen afrikanischen Savannenelefanten und asiatischen Elefanten aufzuzeigen. Die Forschenden fanden heraus, dass afrikanische Elefanten über 63.000 Gesichtsneuronen verfügen, ihre asiatischen Verwandten über 54.000. Die einzigen Säugetiere, die mehr Neuronen haben, sind Delfine mit fast 90.000 Gesichtsneuronen in ihrer empfindlichen Schnauze.  

Zwar sehen die Elefanten ähnlich aus, die afrikanischen haben aber zum Beispiel größere Ohren, die sie beim Angreifen auffächern. Das liegt daran, dass sie über ca. 12.000 Gesichtsneuronen verfügen, die allein für die Steuerung ihrer Ohren zuständig sind. Damit haben afrikanische Elefanten allein für ihre Ohren mehr Neuronen, als wir Menschen für unseren gesamten Gesichtsbereich – insgesamt fast 3.000 mehr.  

Ein weiterer großer Unterschied zwischen den Elefanten ist die Art und Weise, wie sie ihren Rüssel bewegen. Afrikanische Elefanten verwenden zwei fingerartige Fortsätze an den Rüsselspitzen, um Objekte zu greifen, ähnlich wie bei der Bewegung mit einem Essstäbchen. Asiatische Elefanten haben nur einen fingerartigen Fortsatz und greifen Objekte, indem sie ihren Rüssel um sie wickeln.  

Zwar seien die Anzahl der Neuronen im Gesicht der Elefanten wenig überraschend und im Vergleich auch nicht überragend, doch könne ein besseres Verständnis der Strukturen bei Elefanten auch Einblicke in andere große Säugetiere – einschließlich des Menschen – geben, glaubt Dr. Brecht. (1) 

Elefanten stark von Klimakrise betroffen  

Doch nicht nur für die Forschung sind die sensiblen Giganten von unschätzbarem Wert. Auch im Kampf gegen die Klimakrise kommt ihnen eine bedeutsame Rolle zu. Denn indem sie mit ihren Hinterlassenschaften Pflanzensamen und Nährstoffe verteilen, sorgen die Tiere für Artenvielfalt. Waldelefanten lichten darüber hinaus dichtes Gehölz, sodass sich die verbliebenen Bäume besser entwickeln können. Damit sind sie wahre Klimaschützer, die jedoch gleichzeitig selbst stark von der Klimakrise betroffen sind. So wird es für die Tiere immer schwieriger Wasser und Nahrung zu finden. (2) Allein in diesem Jahr sind bereits mehr als 179 Elefanten in Kenia an den Folgen der Klimakrise verendet (Stand Juli 2022). (3) Es ist nicht klar, wie lange Elefanten in der Lage sein werden, sich den Folgen der Erderhitzung  anzupassen. (2) Fakt ist, dass sie sich nun vor zwei menschengemachten Bedrohungen schützen müssen: Wilderei und Klimakrise.  

Quellen

(1) New York Times: It Takes a Lot of Elephant Brains to Solve This Mystery (Oktober 2022)

(2) WWF: Opfer und Hoffnungsträger zugleich: Afrikanische Elefanten in der Klimakrise (Mai 2022)

(3) Der Standard: Kenia: Klimawandel tötet zwanzigmal mehr Elefanten als Wilderei (Juli 2022)   

Verfasst am 1.11.22

Malaria Seife

Die Malaria Seife reinigt Körper, Bettlacken und Kleidung und bietet Schutz vor Malaria und allen weiteren Krankheiten, die von Mücken übertragen werden.

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Gesundheitskoffer: Malaria Seife

Malaria Seife

Joan Nalubega entwickelte eine Seife, die sechs Stunden vor Mücken schützt. Mit dieser Seife kann nicht nur der Körper gereinigt, sondern auch Bettlaken und Kleidung gewaschen werden. Somit bietet die Seife nicht nur Schutz vor Malaria, sondern vor allen Krankheiten, die von Mücken übertragen werden.

Hintergrundinformationen

Malaria ist eine Krankheit, die für afrikanische Kinder besonders schlimm ist. 2019 wurden 229 Millionen Fälle und 400.000 Tote registriert – zwei Drittel der Toten waren Kinder unter fünf Jahren. Malaria wird durch einen Parasiten ausgelöst und durch die Anopheles-Mücke übertragen. Zu den Symptomen gehören unter anderem hohes Fieber und Schüttelfrost. Die Heilung mithilfe von Medikamenten kostet nur einige Euro, vorausgesetzt, diese sind verfügbar. Moskitonetze schützen nachts vor der Malaria-Mücke, aber Familien mit wenigen finanziellen Mitteln können sich die Netze oft nicht leisten. Wenn ein Kind an Malaria erkrankt, kann es nicht zur Schule gehen und auch Erwachsene können nicht arbeiten, wenn sie Malaria haben. Als Folge haben viele Menschen Schwierigkeiten, ihre Familie finanziell zu versorgen.

Malaria und andere Krankheiten kosten die betroffenen Länder jedes Jahr Milliarden, nicht nur für die Behandlungen, sondern auch durch den Ausfall von Hunderttausenden Arbeitskräften. Viel schlimmer ist aber der Verlust an Menschenleben, denn ein schwerer Verlauf von Malaria kann tödlich enden! Doch auch hier gibt es Hoffnung: Im April 2021 veröffentlichte die Oxford University eine erste Studie über einen neuen Malaria-Impfstoff. Erste klinische Studien wurden erfolgreich abgeschlossen und der Impfstoff erreichte eine Wirksamkeit von 77 Prozent. Die Forscher*innen hoffen auf eine baldige Zulassung.

Eine Seife die Leben rettet

Joan Nalubega wuchs in Uganda in einem Waisenhaus auf. Sie und die Kinder in ihrem Umfeld erkrankten immer und immer wieder an Malaria. Über 65 Prozent der Malaria-Todesopfer sind Kinder unter fünf Jahren. Nalubega hatte Glück und erholte sich jedes Mal wieder. Sie war nie sicher, wie sie sich angesteckt hatte, da sie unter einem Moskitonetz schlief. Aus dieser Erfahrung zog sie die Motivation, etwas für die Lebensumstände von Kindern und ihren Familien zu tun, die unter Malaria leiden.

Zu Beginn waren die Produktionskosten der Seife allerdings noch deutlich zu hoch, um einen echten Mehrwert für die breite Bevölkerung Ugandas zu schaffen. Deshalb gründete Nalubega das Unternehmen Uganics und entwickelte ein spezielles Verkaufsmodell. Mit Uganics verkauft sie die Seife an Hotels und Safari-Parks zu einem höheren Preis und kann so günstigere Angebote für Menschen mit weniger Geld querfinanzieren. So können auch ärmere Menschen von ihrer Seife profitieren, ohne dass sie auf Spenden angewiesen sind.

Tipp!

Die Malaria Seife ist Teil unseres Lernkoffers Gesundheit! Mit Hilfe des Lernkoffers soll die Gesundheitsversorgung in afrikanischen Ländern für Schüler*innen greifbarer gemacht werden. Den Lernkoffer finden Sie hier! Er kann kostenfrei bestellt werden.

Ernährungspyramide

Eine Ernährungspyramide sortiert verschiedene Nahrungsmittel und Lebensmittelgruppen auf verschiedenen Ebenen ein und stellt so ein gesundes Mengenverhältnis dar.

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Gesundheitskoffer: Ernährungspyramide

Ernährungspyramide

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) empfiehlt – neben ausreichend Flüssigkeit von mindestens 1,5 Litern Wasser am Tag – eine vielseitige Ernährung. Über die Ernährung nehmen wir lebenswichtige Makro-und Mikronährstoffe auf, die dazu dienen, dass der Körper seinen Funktionen nachgehen kann. Makronährstoffe sind die Energielieferanten unseres Körpers und daher ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung. Zu den Makronährstoffen zählen Kohlenhydrate, Fette und Proteine. Auf der anderen Seite benötigt unser Körper zahlreiche Mikronährstoffe, um seine Funktionen erfüllen zu können. Zu den Mikronährstoffen zählen Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe. Um ausreichend Makro- und Mikronährstoffe aufzunehmen, sollten sich die täglich verzehrten Lebensmittel aus möglichst jeder Lebensmittelgruppe zusammensetzen (siehe Ernährungspyramide). Auf jedem Teller sollten somit täglich viel Obst und Gemüse, Getreideprodukte, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Kerne und Saaten, Milch und Milchprodukte sowie Öle und Fette (aus möglichst pflanzlicher Quelle) sein. Fleisch, Wurst, Fisch und Eier sollten nur wöchentlich eine Ergänzung sein.

Was ist eine Mangelernährung?

Unter Mangelernährung versteht man im Allgemeinen die mangelnde Zufuhr an Makro-und Mikronährstoffen. Eine Mangelernährung kann sich in einer Unterernährung, Überernährung oder in einem Nährstoffmangel äußern. Während Unterernährung die Folge einer unzureichenden Zufuhr an energiereicher Nahrung ist und oft auf Hunger hindeutet, äußert sich eine Überernährung oder ein Nährstoffmangel durch eine einseitige Ernährung. Diese kann zwar oberflächlich sättigen und den Energiebedarf decken, jedoch nicht zur Deckung von Mikronährstoffen beitragen. Man spricht dabei von einem versteckten Hunger. In Teilen Afrikas werden beispielsweise in großen Mengen Kochbananen, Hirse, Mais, Maniok (Cassava) oder Süßkartoffeln gegessen. Die Integration von Obst und Gemüse, Nüssen, Saaten, Hülsenfrüchten oder tierischen Produkten in die Ernährung fehlt hingegen oft. Auch wenn hier vordergründig kein Hunger zu herrschen scheint, können in der Folge Mangelerscheinungen von bestimmten Mikronährstoffen auftreten.

Eine Folge der Mangelernährung ist ein schlechtes Immunsystem, das die Betroffenen anfälliger für Krankheiten bzw. schwere Krankheitsverläufe macht. Daraus resultiert wiederum eine geringere Lebenserwartung. Besonders bei Kindern birgt eine Mangelernährung in den ersten Lebensjahren Gefahren für ihre Entwicklung. Damit stellen Hunger und Unterernährung eine der weltweit größten Gefahren für unsere Gesundheit dar.

Zwischen 2014 und 2016 lag die Zahl der unterernährten Menschen weltweit bei ungefähr 795 Millionen. Von diesen Menschen lebten circa 23,2 Prozent in Afrika. Allerdings variieren diese Zahlen pro Land stark. So verschieden und vielfältig viele Länder Afrikas sind, so verschieden sind auch die Ursachen von Unterernährung in den jeweiligen Ländern. Im Folgenden stehen zwei Ursachen im Fokus, die im direktem Zusammenhang mit unserem eigenen Konsum stehen. Daraus lassen sich schließlich eigene Handlungsmaßnahmen ableiten.

Wie der Globale Norden Einfluss auf die Nahrungsmittelverfügbarkeit in anderen Ländern nimmt

Ein wichtiges Phänomen, durch das der Globale Norden Einfluss auf die Nahrungsmittelverfügbarkeit in anderen Ländern nimmt, ist Land Grabbing. Aufgrund von unklaren Bodenrechtsverhältnissen in manchen Ländern haben private, aber auch staatliche Investoren ein leichtes Spiel, Land im Ausland, vor allem im Globalen Süden, zu erwerben oder zu pachten. Die vorherigen Besitzverhältnisse werden dabei nicht beachtet, da diese meist rechtlich nicht erfasst wurden. Kleinbäuer*innen, die jenes Land seit Generationen bewirtschaften, werden im Zuge dessen vertrieben. Die Landfläche wird der einheimischen Bevölkerung vorenthalten, sodass diese nicht mehr für die Produktion eigener Grundnahrungsmittel genutzt werden kann. Laut der „Land Grabbing“-Studie des Südwind Forschungsinstituts sind in Afrika besonders Äthiopien, Ghana, Kamerun, Kenia, Kongo, Madagaskar, Malawi, Mosambik, Nigeria, Sambia, Sierra Leone, Sudan und Tansania von Land Grabbing betroffen.

Diese Landflächen werden dann für den Anbau von Produkten, wie zum Beispiel Futtermittel für Tiere, genutzt. Da die Nachfrage nach tierischen Produkten, wie Fleisch und Milcherzeugnissen, im Globalen Norden steigt, steigt auch die Nachfrage an Agrarfläche im Ausland, um Futtermittel zu erhalten. Es wird deutlich, dass Fleisch ein ressourcenintensives Produkt ist. Während wir pflanzliche Lebensmittel direkt verzehren können, muss beim Konsum von Fleisch oder Milchprodukten zunächst das jeweilige Tier durch diese pflanzlichen Lebensmittel ernährt werden. Um schlussendlich auf eine beispielhafte Zufuhr von 1.000 Kilokalorien zu kommen, verzehrt das Tier bis zur Herstellung der Endprodukte Fleisch oder Milch mehr pflanzliche Produkte, als wenn wir diese selbst essen würden.

Folgende Beispiele stellen den Flächenverbrauch von Lebensmitteln dar, um 1.000 Kilokalorien über unsere Nahrung aufzunehmen. Die Einheit von Energie wird in Kilokalorien als „kcal“ angegeben (DGE). Zum Verständnis: Laut DGE benötigt ein durchschnittlicher Jugendlicher zwischen 15 und 19 Jahren, je nach Geschlecht und körperlicher Aktivität, zwischen 2.300 und 3.400 kcal pro Tag.

  • Rindfleisch: 13,7 m2/1.000 kcal
  • Schweinefleisch: 4 m2/1.000 kcal
  • Hühnerfleisch: 2,6 m2/1.000 kcal
  • Brot: 0,9 m2/1.000 kcal
  • Kartoffeln: 0,3 m2/1.000 kcal

Würde der Fleischkonsum im Globalen Norden stark zurückgehen, könnten Agrarflächen eingespart werden und Landflächen, die durch Land Grabbing angeeignet wurden, könnten somit der lokalen Bevölkerung in den entsprechenden Ländern wieder zurückgegeben werden. So könnten viele Menschen vor einer Unterernährung bewahrt werden. Auch der Konsum von Fairtrade-Produkten kann das Risiko einschränken, Land Grabbing und somit mögliche Hungerkrisen zu unterstützen.

Tipp!

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Quellen

(1) DGE (2015): Energiegehalt
(2) Galvan, O. (2010): Erhebung des Ernährungszustandes von Erwachsenen im ambulanten und stationären Bereich, in: Ledochowski, M. (Hrsg.): Klinische Ernährungsmedizin. Wien/New York, S.83–89
(3) Forum Bio-und Geotechnologie e.V. (2020): Mehr Vitamine, mehr Mikronährstoffe: Pflanzen gegen den versteckten Hunger
(4) Humanium (2018): Ernährung: Unterernährung und Mangelernährung
(5) Dullinger, E. M., Kreißl, A. & K. Widhalm (2009): Mangelernährung bei Kindern im ländlichen Guinea in Westafrika, in: Journal für Ernährungsmedizin 11/19, S. 3–4,
(6) Bundeszentrale für politische Bildung (2017): Unterernährung
(7) Südwind Forschungsinstitut (2011): Studie: LAND GRABBING
(8) Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (2019): Fleischkonsum, Umweltund Klima

Eine Punk-Rock-Band aus Nairobi: Crystal Axis

Mit ihrer Musik bekämpft die Band systematische Unterdrückung und setzten sich gegen die jahrhundertelange koloniale Gewalt auf dem afrikanischen Kontinent zur Wehr.

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Eine Punk-Rock-Band aus Nairobi: Crystal Axis

Crystal Axis, eine fünfköpfige Afro-Punk-Band aus Nairobi, Kenia, hat sich als eine der führenden Gruppen in Kenias aufstrebender Rockmusikszene etabliert. Die Band besteht aus Sänger Ahmed Bulhan, den Gitarristen Djae Aroni und Fox Elijah, Bassist Doug Kihoro und Schlagzeuger Dan Gichia. (1) Die als Anwälte ausgebildeten Afropunk-Rocker bekämpfen systematische Unterdrückung und setzten sich gegen die jahrhundertelange koloniale Gewalt auf dem afrikanischen Kontinent zur Wehr. (2) 

Werdegang 

Ihre Ursprünge hat die Band in der alternativen Musikszene von Nairobi in den späten Nullerjahren, in der es eine Reihe von Bands gab, die von Indie-Rock über Punk bis hin zu Heavy Metal alles spielten. In dieser Zeit ging Gitarrist und Gründer der Band Djae Aroni noch zur Schule. Nachdem er sich eines Abends von Zuhause wegschlich, um eine Post-Hardcore-Band  zu sehen, gründete er kurz darauf, im Jahr 2009, Crystal Axis. 2017 stießen die weiteren Bandmitglieder dazu, Gichia kam als letztes 2021 dazu. (1) 

Wissen ist Macht 

Ihre Liedtexte, verfasst auf Englisch und ein wenig Suaheli, sind vor allem politisch und befassen sich mit Themen der Kolonialgeschichte, Korruption und Rassismus. (1) 

„Wir wollen afrikanische Geschichten aus einer afrikanischen Perspektive erzählen“

Djae Aroni. (1) 

Sie verbinden die Vergangenheit mit der Gegenwart und fordern die Höhrer*innen dazu auf, ihr gelerntes Wissen zu hinterfragen, gegen (neo-)koloniale Unterdrückung zu kämpfen und die Geschichte damit zu verändern. Ihre Botschaft: Wissen ist Macht! (2) So ist ihre erste veröffentlichte Single „Leopold“ ein Kommentar zu den kolonialen Gräueltaten König Leopolds II. von Belgien in der Demokratischen Republik Kongo. Ihre Hitsingle „Nyayo House“ befasst sich mit dem Erbe Daniel arap Moi, Kenias Dienstältestem Präsidenten. Moi führte das sog. „Nyayo-Regime“ . Das Nyayo House ist ein Hochhaus der Regierung im Zentrum Nairobis, das für seine Folterkammer berüchtigt ist. Dort wurden Gegner*innen von Moi, der von 1978 bis 2002 an der Macht war, gefoltert . (1)  

Ihre letzte, im August veröffentlichte, Single „Black AF“ ist eine Hommage an zeitgenössische Identitäten. Die Band verarbeitet in der Single ihre eigenen Erfahrungen als junge Schwarzafrikaner, die mit verschiedenen Herausforderungen, wie Korruption, zu kämpfen haben. Gleichzeitig aber feiert der Song ihre eigene Stärke, ihr Talent und ihre Kreativität. (1)  

“Wenn wir [als Band] einen Song machen können, der dich zum Ausrasten bringt – aber nachdem du ausgeflippt bist, machst du eine schnelle Google-Suche -, dann nutzen wir verschiedene Wege, um die Botschaft zu verbreiten, dass wir unsere Rechte schützen müssen und dass wir unsere Rechte kennen müssen.” 

Ahmed Bulhan (2) 

Aufarbeitung von Punk-Geschichte 

Darüber hinaus ist den Bandmitgliedern die Aufarbeitung der Punkrock-Geschichte, in der der Beitrag schwarzer Punk-Künstler*innen oft nur wenig Beachtung findet und weiße, männliche Bands das Genre dominieren, besonders wichtig. Schwarze Pioniere und Bands der Punkrockgeschichte, wie zum Beispiel die gruppe Death, eine 1971 in Detroit gegründete Proto-Punk-Band, und deren Beitrag zur Entwicklung des frühen Punk-Sounds werden oft nicht gewürdigt. Auch deshalb will die Band die Kraft ihrer Musik dazu nutzen, jungen Kenianer*innen zu zeigen und den Raum zu geben, solche Musik nach ihren eigenen Vorstellungen zu machen. (1) 

Wir haben eine Verantwortung, wenn wir Musiker sind, wenn wir Künstler sind. Und wenn wir jemanden erziehen können, ihm mehr über sich selbst beibringen können und ihn auf eine Art und Weise lehren können, von der er nie gedacht hätte, dass er sie lernen würde, nun, das ist … wirklich etwas.“

Fox Elijah (2)

Quellen  

(1) BBC: Letter from Africa: The Afro-punk band taking on ‚whitewashed‘ history (Oktober 2022) 

(2) Louder than War: Anticolonial Afropunk Rockers — Interview with Crystal Axis (September 2020) 

Verfasst am 19.10.2022

Mali: Weitergabe bewährter Ansätze an lokale Organisationen der Zivilgesellschaft

Unsere Mitgliedsorganisation Kinderrechte Afrika e.V. stärkt zusammen mit ihrem lokalen Partner GRADEM den Wissens- und Kompetenztransfer zwischen zivilgesellschaftlichen Organisationen für einen besseren Zugang von Kindern und Jugendlichen zu ihren Grundrechten in benachteiligten Regionen Malis.

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Mali: Weitergabe bewährter Ansätze an lokale Organisationen der Zivilgesellschaft

Projektregionen: San, Koulikoro und Doïla in Mali
Laufzeit: 01.11.2021 bis 31.10.2024
Lokaler ProjektpartnerGRADEM (Groupe Recherche Action des Droits de l’Enfant au Mali)
Projekttitel: Stärkung des Wissens- und Kompetenztransfers zwischen zivilgesellschaftlichen Organisationen für einen besseren Zugang von Kindern und Jugendlichen zu ihren Grundrechten in benachteiligten Regionen Malis

Hintergründe

Die Ansätze der Projekte

die wir in den vergangenen Jahren mit GRADEM in den ländlichen Regionen Ségou, Koulikoro und Mopti umsetzen konnten, haben erfolgreich dazu beigetragen, die Kinderrechtssituation in insgesamt 76 Dörfern maßgeblich zu verbessern. Ökologische Anbaumethoden wurden eingeführt, die in der kargen Sahelregion nachhaltig zu höheren Ernteerträgen führen. Die Versorgungslage, das Einkommen der Familien und damit auch die Bildungs- und Zukunftsperspektiven der Kinder haben sich verbessert. Gemeinschaftsinitiativen der neu gegründeten Kooperativen fördern die Schulbildung der Kinder. Die Landflucht junger Mädchen konnte eingedämmt werden. Kinderrechte wurden in lokale Sprachen übertragen und verbreitet und in Schulen und Familien ist ein Wandel hin zu gewaltfreien Erziehungsmethoden zu beobachten!

Um eine größere Reichweite zu erzielen, sollen diese erfolgreichen Projektansätze nun an drei lokale Organisationen (NRO) weitergegeben werden. GRADEM arbeitet mit ihnen im Netzwerk malischer Kinderrechtsorganisationen zusammen, ist aber bislang der einzige Akteur, der diese Ansätze beherrscht. Im neuen Projekt nimmt GRADEM nun eine Coaching-Funktion ein, gibt seine Erfahrungen und Kenntnisse weiter und begleitet die drei NRO bei der Umsetzung ihrer Maßnahmen in je 5 Pilotdörfern mit dem Ziel, dass sie die Ansätze später eigenständig ausweiten können.

Die begleiteten Kooperativen engagieren sich für die Verbesserung der Bildungssi­tuation in ihrem Dorf. Die Mitglieder le­gen auch selbst Hand an, wie hier beim Verputzen der Klassenzimmer.

Projektziele

Oberziel (Impact): Beitrag zu einem wirksameren Kinderschutz in den drei benachteiligten ländlichen Regionen Dioïla, Koulikoro und San in Mali

Projektziel (Outcome): Die drei NRO Kabu-Wolo, SOLI-AM und Séniwè setzen in 15 Dörfern ihres Interventionsgebiets einen integrierten Ansatz für Kinderrechte und nachhaltige Entwicklung um.

Unterziele (Output):

  1. Die Mitarbeitenden von GRADEMs drei Partnerorganisationen haben den integrierten Ansatz zu Kinderrechten und nachhaltiger Entwicklung verstanden und die notwendigen Fähigkeiten erworben, um ihre Kenntnisse an die Dorfgemeinschaften in ihrem jeweiligen Interventionsgebiet weiterzugeben.
  2. Die Mitarbeitenden der drei im ländlichen Bereich aktiven zivilgesellschaftlichen Organisationen verfügen über erste praktische Erfahrungen bei der Umsetzung des integrierten Ansatzes zu Kinderrechten und nachhaltiger Entwicklung in insgesamt 15 Dorfgemeinschaften ihrer Interventionsgebiete.
  3. Das Bewusstsein und die Akzeptanz des integrierten Kinderrechtsansatzes als wirksames Mittel zur Verbesserung des Zugangs von Kindern zu ihren Grundrechten in benachteiligten ländlichen Gebieten in Mali sind gestärkt.

Zielgruppen

Direkte Zielgruppe:

  • 3 zivilgesellschaftliche Organisationen, die in den benachteiligten ländlichen Gemeinden Tenindougou, Motougoula, Benena aktiv sind
  • 2.000 Kinder aus 15 Projektdörfern der drei Gemeinden in den Regionen San, Koulikoro et Dioïla
  • 120 Mitglieder von 15 (vor)genossenschaftlichen Vereinigungen
  • 54 Führungskräfte aus dem Schulbereich
  • 28 Medienvertreter(innen)
  • 150 Kinderschutzakteure von Staat und Zivilgesellschaft

Indirekte Zielgruppe:

Die Bevölkerung der 15 Projektdörfer in den drei Projektgemeinden der Regionen San, Koulikoro et Dioïla (ca. 17.500 Personen)

Welche Pflanzen unterstützen sich ge­genseitig? Und wie kann ich mit der rich­tigen Fruchtfolge meine Erträge erhöhen? Auf der Farm von GRADEM lernen die Mitglieder der Kooperativen ökologische Anbaumethoden für ihre Region kennen.

Wesentliche Projektmaßnahmen

  • Diverse Schulungen der NRO zu Kinderrechten und deren Vermittlung in den Lokalsprachen, zur Realisierung von Radiobeiträgen, zur Förderung gewaltfreier Erziehungsmethoden, zum Konzept der (vor)genossenschaftlichen Vereinigungen sowie zur Agroökologie
  • Weiterbildung von 120 Mitgliedern aus 15 (vor)genossenschaftlichen Vereinigungen in nachhaltigen Anbaumethoden und Kleintierhaltung nach agroökologischen Grundsätzen sowie Treffen (vor)genossenschaftlichen Vereinigungen zum Erfahrungsaustausch
  • Begleitung von 15 Dörfern bei der Gründung einer (vor)genossenschaftlichen Vereinigung sowie Schulungen der Mitglieder
  • Förderung von Gemeinschaftsinitiativen in allen 15 Projektdörfern
  • Sensibilisierung von 2.000 Kindern und Jugendlichen zu Kinderrechten sowie ihrer eigenen Rolle bei der Durchsetzung ihrer Rechte
  • Förderung der Sekundarschulbildung, insbesondere für Mädchen, in den 15 Projektdörfern

Finanzierung

Projektkosten: 469.700 Euro

Finanzierung:

  • Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
  • Kinderrechte Afrika e. V. (Spenden)

Weitere Informationen zu dem Projekt von Kinderrechte Afrika e. V. in Mali finden Sie hier.

Ihre Spende hilft! Unterstützen Sie die Projekte unserer Mitgliedsorganisationen:

10 Jahre Weltmädchentag

Mädchen sind weltweit mit besonderen Herausforderungen konfrontiert, die sie daran hindern, ihre Rechte voll und ganz zu entfalten.

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Weltmädchentag

10 Jahre Weltmädchentag

Die Ernennung des 11. Oktobers zum Weltmädchentag durch die Vereinten Nationen im Dezember 2011 gilt als Meilenstein auf dem Weg zu mehr Gleichberechtigung. Denn in den letzten 10 Jahren haben Regierungen, politische Entscheidungsträger*innen und die breite Öffentlichkeit Themen, die für Mädchen wichtig sind, mehr Aufmerksamkeit geschenkt und mehr Möglichkeiten für Mädchen geschaffen, sich auf der globalen Bühne Gehör zu verschaffen. (1)  

Doch warum braucht es neben dem Weltkindertag und dem Weltfrauentag auch noch einen gesonderten Tag nur für Mädchen?  

Mädchen sind mit besonderen Herausforderungen konfrontiert 

Die UN-Kinderrechtskonvention legt fest, dass Mädchen und Jungen dieselben, unveräußerlichen Rechte haben. Dennoch haben sie immer noch nicht dieselben Chancen: Im Verhältnis werden Mädchen häufiger diskriminiert und an der freien Entfaltung ihrer Rechte gehindert. Dies zeigt sich zum Beispiel im Bereich der Bildung deutlich: Weltweit gehen rund 34 Millionen Mädchen im Grundschulalter nicht zur Schule, im Vergleich zu 30 Millionen Jungen. 9 Millionen der Mädchen leben in Subsahara-Afrika (4). Barrieren, wie Frühverheiratung, Frühschwangerschaft und (sexuelle) Gewalt hindern sie daran, einen Zugang zu hochwertiger Bildung zu erhalten. (1) (3)

In West- und Zentralafrika waren beispielsweise 37 Prozent der heute 20-24-jährigen Frauen bereits vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet – 12 Prozent von ihnen waren bei der Hochzeit nicht einmal 15 Jahre alt. (3) Prozentual die meisten Kinderbräute gibt es in Niger (76 Prozent), der Zentralafrikanischen Republik (68 Prozent), im Tschad (67 Prozent), Burkina Faso, Mali, Sudan (je 52 Prozent) und Guinea (51 Prozent) (Stand 2021). (5) Mädchen, die als Minderjährige verheiratet werden, gehen danach meist nicht mehr zur Schule, da sie sich um den Haushalt kümmern müssen und früh Mutter werden. Viele der jungen Ehefrauen geben an, dass sie physischer und sexueller Gewalt durch ihren Ehemann ausgesetzt sind. (3) 

Krisen verschärfen Ungleichheit 

Die Ungleichheit wird durch Krisen wie die Klimakrise, die Corona-Pandemie und gewaltvolle und humanitäre Konflikte weiter verstärkt. So steigt das Risiko, Opfer von (sexueller) Gewalt oder Zwangsverheiratung zu werden, in Krisen- und Katastrophensituationen deutlich an. (1) (2) Das liegt unter anderem auch daran, dass der Zugang zu Bildung in Krisenzeiten nochmals erschwert wird. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass Mädchen in einer Notlage nicht mehr zur Schule gehen, mehr als doppelt so hoch wie bei Jungen. Den Kindern fehlt dann nicht nur die Bildung, sondern auch der Schutz, den die Schule, zum Beispiel vor Frühehen, bietet. So kann ein einziges Jahr auf der weiterführenden Schule die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mädchen zur Heirat gezwungen wird, um fünf Prozentpunkte oder mehr verringern. (3) 

Mädchen sind Multiplikatorinnen 

Die Gleichstellung von Mädchen hat nicht nur auf das Individuum positive Auswirkungen, sondern auf die ganze Gesellschaft: Wenn Mädchen zur Schule gehen, heiraten sie später und bekommen weniger und gesündere Kinder. Ihre Kinder gehen wiederum später auch mit einer größeren Wahrscheinlichkeit zur Schule. Studien haben gezeigt, dass jedes zusätzliche Jahr, das ein Mädchen die Grundschule besucht, später zu einem durchschnittlich 10 bis 20 Prozent höheren Einkommen führt. (3) 

Die vollständige Gleichberechtigung der Geschlechter ist eines der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen, die bis 2030 erreicht werden sollen. Ihr kommt eine besondere Rolle zu. Denn ohne die Gleichstellung der Geschlechter sind Ziele wie das Ende von Armut, Frieden und Gerechtigkeit nicht zu erreichen.  

Hinweis:  

Unter Mädchen* und Frauen* verstehen wir Personen, die sich selbst als weiblich definieren und /oder von der Gesellschaft als weiblich gelesen werden. 

Quellen

(1) Plan Deutschland: Welt-Mädchentag

(2) United Nations: International Day of the Girl Child 11 October 

(3) Unicef: Weltmädchentag – Elf Fakten über Mädchen (September 2022)   

(4) UNESCO: Education in Africa  

(5) Unicef: Kinderehen weltweit: Die wichtigsten Fragen und Antworten (November 2021)

Verfasst am 11. Oktober 2022

Modell-Herz

Die erste Herz-OP der Welt wurde 1967 von dem südafrikanischen Herzchirurgen Christiaan Barnard in Kapstadt durchgeführt.

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Gesundheitskoffer: Herz-Modell

Modell-Herz

Das Modell-Herz symbolisiert die erste Herz-OP der Welt, die der südafrikanische Herzchirurg Christiaan Barnard 1967 in Kapstadt durchgeführt hat.

Hintergrundinformation

Der südafrikanische Herzchirurg Christiaan Barnard hatte in Virginia in den USA beim berühmten Herzchirurgen Norman Shumway gelernt, wie Herztransplantationen vonstattengingen – bei Hunden. Als er 1958 nach Kapstadt zurückkam brachte Christiaan Barnard von dort eine Herz-Lungen-Maschine mit. Es verging jedoch noch fast ein Jahrzehnt, bis er erstmals ein Herz transplantierte. So fand die erste Herztransplantation erst Ende 1967 statt.

Über Wochen wartete Barnard mit seinem herzkranken Patienten Louis Washkansky auf ein Spenderorgan. Zwei vollständige Operationsteams, 31 Personen insgesamt, waren in ständiger Rufbereitschaft – eines für die Entnahme und eines für die Transplantation des Herzens. Am 3. Dezember 1967 war es dann so weit. Zunächst wurde Louis Washkansky an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. Dann entnahm Christiaan Barnard das kranke Herz und setzte das neue ein. Die Herz-Lungen-Techniker*innen erhöhten langsam die Temperatur des Bluts von 21 auf 32 Grad, eine Klammer wurde gelöst – es kam wieder Sauerstoff in das Herz. Das Herz begann sofort zu schlagen. Medizingeschichte wurde geschrieben: Das erste Spenderherz klopfte in der Brust eines Menschen, dem Patienten Louis Washkansky.

Diese Sensation machte Christiaan Barnard berühmt. Und das Groote Schuur Hospitalin Kapstadt blieb für zehn Jahre das weltweit wichtigste Zentrum für Herztransplantationen. 18 Tage nach der Operation verstarb Louis Washkansky mit 54 Jahren. Er hatte Medikamente erhalten, die sein Immunsystem unterdrückten, damit er das neue Organ nicht abstieß. Bei der Obduktion kam heraus, dass es keine Abstoßung des Spenderherzens gegeben hatte. Er hatte sich eine unentdeckt gebliebene Lungenentzündung eingefangen. Im Januar 1968 transplantierte das Team aus Kapstadt das nächste Herz. Dieser zweite transplantierte Patient, Philip Blaiberg, überlebte 18 Monate.

Tipp!

Das Modell-Herz ist Teil unseres Lernkoffers Gesundheit! Mit Hilfe des Lernkoffers soll die Gesundheitsversorgung in afrikanischen Ländern für Schüler*innen greifbarer gemacht werden. Den Lernkoffer finden Sie hier! Er kann kostenfrei bestellt werden.

Menstruationstasse

Die Menstruationstasse ist eine effiziente, nachhaltige und kostengünstige Alternative zu sonst eher teuren Menstruationsprodukten.

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Menstruationstasse

In vielen afrikanischen Ländern ist die weibliche Menstruation negativ behaftet. Es ist ein Tabuthema und menstruierende Mädchen und Frauen gelten oftmals als ‚unrein‘ und werden ausgegrenzt. Hinzu kommt, dass sich viele Mädchen schlichtweg keine Binden oder Tampons leisten können. Sie helfen sich mit Notlösungen wie Lumpen, Blättern oder Watte. Das birgt nicht nur eine hohe Gefahr für Infektionen, auch die Saugfähigkeit ist meist nicht ausreichend. Diejenigen, die Hygieneartikel besitzen, werden wiederum gehindert, diese zu wechseln, da es an vielen Schulen an Waschmöglichkeiten mangelt. Aus Angst, ihre Schuluniform zu verschmutzen und von Mitschülerinnen und Mitschülern für ihre Periode gehänselt zu werden, bleiben viele Schülerinnen deshalb zu Hause. Jeden Monat verpassen diese Mädchen aus Not und Scham den Unterricht. Laut eines Berichts der UNESCO geht mindestens eines von zehn Mädchen in Afrika südlich der Sahara während ihrer Periode nicht zur Schule. Einige versäumen dadurch mehr als 20 Prozent ihrer schulischen Ausbildung, nicht wenige brechen aus diesem Grund frustriert die Schule ab.

Was hilft, ist zum einen Menstruation öffentlich zu thematisieren und zu entmystifizieren. Sie ist etwas ganz Normales und Natürliches. Mädchen und Frauen sollten daraus kein Geheimnis machen müssen, geschweige denn, sich dafür schämen. Zum anderen helfen kostengünstige und nachhaltige Menstruationsprodukte wie beispielsweise Menstruationsunterwäsche, waschbare Binden oder Menstruationstassen.

Golda Ayodo _©rubycup.com

Golden Girls Foundation

Golda Ayodo ist die Gründerin der Golden Girls Foundation. Eine NRO (Nicht-Regierungs-Organisation) in Kenia, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Mädchen und Frauen in Kenia über Mädchenhygiene aufzuklären und sie in ihrem Bildungsweg zu unterstützen. Ihr Leitsatz: „Empowering Girls and Women for a better society“, also „Stärkung von Mädchen und Frauen für eine bessere Gesellschaft“. Außerdem ist die Golden Girls Foundation eine offizielle Partnerorganisation von Ruby Cups, die Menstruationstassen herstellt und verkauft. Golda Ayodo und ihr Team verteilen diese an Mädchen und Frauen in Kenia. Die Tasse ist eine effiziente, nachhaltige und kostengünstige Alternative zu den sonst sehr teuren Menstruationsprodukten. Zusätzlich halten sie Workshops, wie man diese benutzt und generell mit der eigenen Periode umgeht. Für die jungen Frauen bieten diese Workshops auch die Gelegenheit, Fragen zu stellen, die sie sonst aus Angst und Scham nicht fragen würden. Golda Ayodo setzt sich so aktiv für eine bessere Zukunft für Frauen und Mädchen in ihrem Land ein!

Tipp!

Die Menstruationstasse ist Teil unseres Lernkoffers Gesundheit! Mit Hilfe des Lernkoffers soll die Gesundheitsversorgung in afrikanischen Ländern für Schüler*innen greifbarer gemacht werden. Den Lernkoffer finden Sie hier! Er kann kostenfrei bestellt werden.

Aus Elefantenmist wird Papier 

Papier aus Elefantenmist - ein ungewöhnlicher Industriezweig, der eine nachhaltige Alternative zur Abholzung von Wäldern bietet, zum Schutz von Elefanten und Umwelt beiträgt und Gemeinschaften stärkt.

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Aus Elefantenmist wird Papier 

“When life hands you elephant dung, make paper”  

Nampath Paper (5)

Aus Sch**ße Gold machen? – Das geht wirklich. Zumindest im übertragen Sinne. Die Kataara Womens Poverty Alleviation Group (dt. Kataara-Frauengruppe zur Armutsbekämpfung) im ugandischen Distrikt Bushenyi verarbeitet Elefantenmist zu Papier. Die von Frauen geführte Organisation, mit insgesamt 83 Mitgliedern schafft eine Gemeinschaft mit nachhaltiger Lebensgrundlage, indem Armut gelindert und die Umwelt geschützt wird. Neben der Herstellung von Papier betreiben sie auch ein Handwerkszentrum. Dort wird das Papier weiterverarbeitet zu Produkten wie Büchern, Bilderrahmen und Taschen. Die Frauen züchten auch Bienen und rösten Kaffee. Darüber hinaus bieten sie Touren für Tourist*innen an, die sich zum Beispiel den Papier-Herstellungsprozess anschauen können. (3)  

Wie aus Elefantenmist Papier wird 

Bits of elephant poop paper_©flickr
Bits of elephant poop paper _©flickr

Elefanten verzehren durchschnittlich 200 bis 350 kg Nahrung am Tag, hauptsächlich von Pflanzen und Früchten. Davon fallen etwa 50 kg Dung an. Da die Dickhäuter die Zellulose in den Pflanzen nicht verdauen, wird das faserige Material fast komplett ausgeschieden. Die Zellulose wird nach dem Einsammeln zurückgewonnen, indem der Elefantendung gewaschen, mehrere Stunden gekocht und auf flachen Sieben getrocknet wird. Danach kann das Material wie herkömmlicher Holzzellstoff, der für die Herstellung von normalem Papier verwendet wird, behandelt werden. Aus den 50 kg Dung entstehen in etwa 125 Blatt (A4) Papier, das natürlich, geruchlos und frei von Bakterien ist. Qualität und Preis sind am Ende ähnlich zu dem von herkömmlichem Papier. (1) (2)  

Ein außergewöhnlicher Industriezweig 

Die Frauen der Kataara-Frauengruppe sind nicht die ersten, die diese innovative und nachhaltige Form der Industrie betreiben. Bereits 1994 kam der Unternehmer John Matano aus Kenia auf die Idee, Elefantenmist zu Papier zu verarbeiten. Sein aus dieser Idee entstandenes Unternehmen – Nampath Paper – beschäftigt heute 42 Mitarbeitende. (1)  

Sowohl in Uganda als auch in Kenia tragen die beiden lokalen Unternehmen zur Verbesserung des Lebensunterhalts der Mitglieder durch den Verkauf von Elefantenmistpapier und Kunsthandwerk bei.Die gemeinsame Arbeit an den Produkten fördert und stärkt den Zusammenhalt der Gemeinschaft. (4)   

Grey Black Elephant on Green Grass Field

Schutz der Elefanten und der Umwelt  

Die außergewöhnliche Art der Papierherstellung eröffnet jedoch nicht nur eine innovative Form der Beschäftigung und Industrie. Sie bietet auch eine nachhaltige Alternative zur Abholzung der Wälder und Schutz für Elefanten. Denn damit das Material zur Herstellung des Papiers nicht ausgeht, muss die lokale Elefantenpopulation erhalten bleiben. So helfen die Projekte den Menschen auch, die Vorteile der Pflege von Elefanten sowie die Verbesserung und Erhaltung ihres Lebensraums und der Umwelt insgesamt zu erkennen. (4) 

Am Beispiel des Mwaluganje Elephant Sanctuary in Kenia zeigt sich, dass der Schutz der Tiere wiederum den örtlichen, in der Landwirtschaft tätigen, Personen zugutekommt, nicht nur, weil sie aus deren Dung Papier herstellen können. Denn die Bauer und Bäuerinnen mussten sich vor Gründung des Schutzgebiets damit abfinden, dass Elefanten in ihr Ackerland eindrangen und die Ernten fraßen oder zerstörten. Dies führte zu schweren und manchmal tödlichen Auseinandersetzungen zwischen Menschen und Elefanten. Mit dem Elefantenschutzgebiet gaben die umliegenden Bauern und Bäuerinnen einen Teil ihrer Ländereien für einen Wanderkorridor für die Elefanten ab. Um die von den Elefanten zerstörten Ernten wiederum auszugleichen, erhalten sie einen Anteil an den Tourismuseinnahmen. (1) Eine Win-Win-Situation, von der die Mitglieder der örtlichen Gemeinden und die Tiere profitieren.  

Quellen

(1) BBC: Don’t pooh-pooh it: Making paper from elephant dung (Mai 2016)

(2) BBC: The Ugandan women turning elephant dung to household items (September 2022)   

(3) Kataara Womens Poverty Alleviation Group: About us (Letzter Aufruf September 2022)  

(4) SEED: Kataara Women’s Poverty Alleviation Group (Letzter Aufruf September 2022)

(5) Design Indaba: Nampath Paper (Letzter Aufruf September 2022)   

Verfasst am 29.9.2022

Vertreibung und Klimakrise

Weltweit sind so viele Menschen wie nie zuvor dazu gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Die meisten Menschen fliehen, weil sie Angst haben, Opfer von Kriegen und gewaltsamen Konflikten zu werden. Aber mehr und mehr Menschen müssen aufgrund von Naturkatastrophen und Klimaveränderungen ihre Heimat verlassen.

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Vertreibung und Klimakrise

Weltweit sind so viele Menschen wie nie zuvor dazu gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. So waren Ende 2021 laut dem aktuellen „Global Trends Report“ von UNHCR 89,3 Millionen Menschen auf der Flucht, davon 7 Millionen allein in Afrika (6). Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022 steigt die Zahl mittlerweile auf über 100 Millionen Menschen an. Das sind mehr als doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren. (1) Die meisten Menschen fliehen, weil sie Angst haben, Opfer von Kriegen und gewaltsamen Konflikten zu werden. Aber mehr und mehr Menschen müssen aufgrund von Naturkatastrophen und Klimaveränderungen ihre Heimat verlassen.  

Vertreibung betrifft aktuell nicht nur viel mehr Menschen, sondern sie ist auch kein kurzfristiges und vorübergehendes Phänomen mehr. Wir brauchen eine grundlegend neue und positivere Haltung gegenüber allen, die fliehen – gepaart mit einem viel entschlosseneren Bestreben, Konflikte, die jahrelang andauern und die Ursache dieses immensen Leidens sind, zu lösen. 

Filippo Grandi, Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (1)

Naturkatastrophen und Klimaveränderungen tragen zu Flucht bei 

Bereits in seinem ersten Bericht von 1990 warnte das International Panel on Climate Change (IPCC) davor, dass die Auswirkungen der Klimakrise dazu führen würden, dass „Millionen von Menschen durch Küstenerosionen, Überschwemmungen und schwere Dürren vertrieben werden“ würden. (3) Laut dem Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC) haben 2021 rund 23,7 Millionen Menschen ihre Heimat aufgrund von Naturkatastrophen, wie Dauerregen, langanhaltende Dürren, Hitzewellen und Stürmen sowohl kurz- als auch langfristig verlassen müssen. Und die Klimakrise verdoppelt die Anzahl der Naturkatastrophen innerhalb eines Jahres noch einmal.  

Die meisten Menschen, die im Zusammenhang mit Klimaveränderungen und Naturkatastrophen zur Flucht gezwungen werden, bleiben in ihren eigenen Ländern und sind damit, formal gesehenen, Binnenvertriebene und keine Flüchtlinge. (2) Ein “Flüchtling” ist definiert als eine Person, die eine internationale Grenze überquert hat “aus der begründeten Flucht vor Verfolgung wegen ihrer Ethnie, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung”. (4) So kamen 2021 zu den 53,2 Millionen Menschen, die aufgrund von Konflikten und Gewalt innerhalb ihres Landes vertrieben wurden, 23,7 Millionen intern Vertriebene im Rahmen von Katastrophen und den Auswirkungen der Klimakrise dazu. (1) 

Kein Rechtsstatus für Klimaflüchtlinge 

Es gibt mehrere Gründe dafür, dass Menschen innerhalb ihres Staates fliehen. Einer davon ist der fehlende Rechtsstatus außerhalb der Landesgrenzen. Menschen, die aufgrund klimatischer Veränderungen fliehen fallen also weder unter die Kategorie “Flüchtling” im Sinne der UN-Flüchtlingskonvention, noch gibt es eine rechtliche Definition für Klimakrisenflüchtlinge. Das ist nicht nur ein theoretisches Problem, sondern vor allem ein praktisches: Ohne rechtliche Definition haben diese Menschen keinen Anspruch auf Schutz außerhalb ihrer Landesgrenzen. (5) 

„Gefangene Bevölkerungen”  

Von den Auswirkungen der Klimakrise sind insbesondere marginalisierte Personen und Menschen mit geringen finanziellen Mitteln betroffen. Diese haben bisher wenig bis gar keinen Zugang zu Anpassungsmaßnahmen, wie zum Beispiel der Umstellung auf klimaresistente Anbauprodukte. Darüber hinaus fehlt es ihnen auch oft an Zeit und sozialen Ressourcen für die Migration. Auch wenn die Menschen ihr Zuhause verlassen möchten, können sie es nicht und sie werden innerhalb der eigenen Staatsgrenzen gefangen. (3) 

Klimakrise als Sicherheitsproblem?  

Im Jahr 2008 veröffentlichten die Europäische Kommission und der Hohe Vertreter der EU für die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik einen Bericht über den Zusammenhang zwischen der Klimakrise und der internen Sicherheit innerhalb der Union. Sie betonten, dass Europa in Folge der Klimakrise mit einem erheblich erhöhten Migrationsdruck rechnen müsse. 

Ein wesentlicher Bestandteil der „Versicherheitlichung“ der Klimakrise ist daher die Sorge, dass „Klimaflüchtlinge“ Europa „überschwemmen“ könnten, was dazu führt, dass die Klimakrise zunehmend als Sicherheitsproblem wahrgenommen wird. Wie jedoch oben bereits beschrieben, kommt es aus verschiedenen Gründen vor allem zu Mobilität innerhalb von Staaten infolge der Klimakrise. Einfache und alarmistische Schlussfolgerungen sind dementsprechend fehlleitend und entziehen sich jeglicher wissenschaftlicher Grundlage. (3) 

Quellen

(1) UNO-Flüchtlingshilfe: Flüchtlingszahlen (Stand September 2022)   

(2) UNO-Flüchtlingshilfe: Fluchtursachen – Klimawandel (Stand September 2022)

(3) Welternährung: Mythos Migrationsdruck: Klimawandel ist kein automatischer Treiber (Juni 2021)  

(4) UNHCR: Climate Change and Desaster Displacement (Stand September 2022)   

(5) OHCHR: “Intolerable tide” of people displaced by climate change: UN expert (Juni 2022)   

(6) UNO-Flüchtlingshilfe: Flüchtlinge in Afrika (Stand September 2022)  

Verfasst am 28.9.2022

Energiewende nur MIT Afrika

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine lässt die Forderungen der Industriestaaten auf die Beschleunigung des Übergangs zu grüner Energie in den Hintergrund rücken. Alternativen zu russischem Gas müssen her. Und das auf Kosten der afrikanischen Energiewende.

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Energiewende nur mit Afrika

Energiewende nur MIT Afrika

Noch vor etwas weniger als einem Jahr drängte Europa die afrikanischen öl- und gasproduzierenden Staaten den Übergang zu grünen Energiequellen zu beschleunigen und zu forcieren. Mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine und dem Willen der europäischen Staaten, schnellstmögliche Unabhängigkeit von russischem Öl und Gas zu erlangen, rückt die Forderung nach der grünen Energiewende jedoch in den Hintergrund. Doch die Suche der Industriestaaten nach fossilen Brennstoffen außerhalb Russlands gefährdet die Energiewende Afrikas.

Der Verzicht auf fossile Energie ist nicht überall die Antwort

Auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow (COP26) im letzten Jahr einigten sich 19 Staaten darauf, die Finanzierung der fossilen Energien im Ausland zu beenden. Projekte, die Kohle, Öl oder Gas nutzen, sollen ab Ende 2022 nicht mehr finanziert werden. (1) Diese Entscheidung stieß wenig überraschend nicht überall auf Wohlwollen. Der senegalesische Präsident und seit Februar 2022 Präsident der Afrikanischen Union (AU), Macky Sall, kritisierte die Erklärung der COP 26 als „unilateral“. Bevor sie sich gegen die Finanzierung der Gasförderung für Afrika aussprechen, sollten die Unterzeichnerstaaten zunächst einmal vor der eigenen Haustür kehren und den Verbrauch von Kohle und Öl einstellen. Auch der nigerianische Vizepräsident Yemi Osinbajo forderte die Europäer*innen bei dem Treffen mit der EU-Delegation im März 2022 dazu auf, die öffentliche Finanzierung von Gasprojekten in Nigeria und anderen Ländern des Globalen Südens während ihres Übergangs zu einer Zukunft mit Netto-Nullemissionen nicht zu stoppen. Beide begründeten ihre Kritik und Forderungen damit, dass Gas als Brückentreibstoff für eine gerechte Wende notwendig sei, da es den betroffenen Ländern erlaube, sich zu industrialisieren und schnellen Zugang zu moderner Energie für die Bevölkerung sowie Wohlstand schaffe. (2) Erdgas kann potentiell die weit verbreitete Energiearmut auf dem Kontinent lindern und die fast 600 Millionen Menschen in Subsahara-Afrika, die bisher ohne verlässliche Stromversorgung sind, mit Strom versorgen. Gleichzeitig kann der faire Handel mit der Ressource die finanziellen Mittel bieten, die Afrika für eine erfolgreiche Energiewende benötigt. (3)

Perspektivenwechsel: Europa auf Energie-Einkaufstour

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine seit März dieses Jahres veränderte den europäischen Standpunkt erheblich. Denn seither versucht Europa unabhängig von russischem Öl und Gas zu werden. Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) bezieht die Europäische Union derzeit 45 Prozent ihrer Gasimporte aus Russland. (3) Mit der Absicht, dies schnellstmöglich zu ändern, sind die Europäer*innen derzeit auf weltweiter “Energie-Einkaufstour”. (2)

So standen Gasimporte bei der Afrikareise von Bundeskanzler Scholz im Mai zum Beispiel ganz oben auf der Agenda. Scholz besprach in Senegal mit Präsident Sall eine Zusammenarbeit für die Erschließung der Gasressourcen des westafrikanischen Landes. Anders als der Erdölgigant Nigeria steht Senegal noch ganz am Anfang seiner Förderung von Öl und Gas. Bis vor kurzem hatte das Land noch Schwierigkeiten, auf den internationalen Finanzmärkten Investitionskapital für seine Öl- und Gasförderung einzuwerben. Die gestiegene europäische Nachfrage ändert diese Situation. (2)

Extraktives Exportmodel schadet afrikanischer Energiewende

Doch von dem europäischen Sinneswandel profitiert die breite Masse der afrikanischen Bevölkerung am Ende am wenigsten. Denn das klassische extraktive Exportmodell trägt nur wenig zur Entwicklung afrikanischer Länder bei, wenn das Gas nicht für die eigene Industrie genutzt wird. Darüber hinaus wird der europäische Bedarf für Gas, sofern die Länder der EU ihre Ausbaupläne für erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff umsetzten, mittel bis langfristig stark zurückgehen. Damit drohen Teile von heute gebauter Gasinfrastruktur, deren Kosten sich oft erst über Jahrzehnte decken, sogenannte “stranded assets” (dt. “gestrandete Vermögenswerte”) zu werden – also Vermögenswerte, deren Ertragskraft oder Marktwert drastisch sinkt, bis hin zu ihrer weitgehenden oder vollständigen Wertlosigkeit. (2)

Wenn also in Afrikas Erdgas investiert wird, dann sollte der Brennstoff nicht einzig und allein zu Exportzwecken gefördert werden, sondern zum Großteil für die Industrialisierung des Kontinents reserviert bleiben. Denn die in Afrika vorhandenen Ressourcen könnten bis 2030 zusätzlich etwa 90 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr liefern, das wiederum für die einheimische Düngemittel-, Stahl und Zementindustrie sowie die Meerwasserentsalzung von zentraler Bedeutung sein könnte. Die gesamte CO2-Emission aus der Nutzung dieser Gasressourcen würden sich dabei in den kommenden 30 Jahren auf etwa zehn Milliarden Tonnen belaufen. Das entspräche lediglich einem Anteil von etwa 3,5 Prozent an den weltweiten Emissionen seit Beginn der Industrialisierung. (1)

Grünes Potential auf dem afrikanischen Kontinent

Gleichzeitig braucht es Investitionen in Afrikas erneuerbare Energien. Der afrikanische Kontinent verfügt über 40 Prozent des weltweiten Potentials für grünen Strom. Allerdings gehen nur etwa zwei Prozent der weltweiten Erneuerbaren-Investitionen nach Afrika. (1) So stehen in allen Afrikanischen Ländern zusammen heute insgesamt so viele Wind-Onshore- und Solar-Anlagen wie Deutschland sie bald in einem einzigen Jahr installieren will. (4) Laut dem im Juni veröffentlichten Africa Energy Outlook 2022 beherbergt Afrika etwa 60 Prozent der weltweit am besten geeigneten Solarstandorte. Gleichzeitig verfügt der Kontinent aber bisher nur über ein Prozent der globalen Photovoltaik-Kapazitäten. Bei einem nachhaltigen Ausbau können 80 Prozent der bis 2030 neu installierten Stromerzeugung Afrikas auf Erneuerbaren beruhen, darunter Sonne, Wind und Wärmeenergie. (1) Die internationale Staatengemeinschaft muss Afrika daher deutlich stärker auch im Ausbau einer nachhaltigen Energiewirtschaft unterstützen. Denn ausgehende von dem enormen Potential erneuerbarer Energien hat Afrika die Möglichkeit, zukünftig eine zentrale Rolle bei der Erzeugung und dem Export von Strom und anderen Energieträgern wie grünem Wasserstoff zu spielen und so auf lange Sicht in doppelter Hinsicht von der Energiewende zu profitieren. (4)

Quellen

1) Klimareporter: Erneuerbare für Afrika statt Erdgas-Suche für Europa (Juni 2022)

2) Heinrich-Böll-Stiftung: Die Suche Europas nach Gasressourcen in Afrika (Juni 2022)

3) African Energy Chamber: Es ist an der Zeit, dass sich Europa und Afrika auf ein grünes Gasabkommen einigen (April 2022)

4) Deutsche Energie-Agentur: Gewaltige Potenziale Afrikas für erneuerbare Energien endlich besser nutzen (Juni 2022)

Verfasst am 21.9.2022

Kinder brauchen Schutz – Stoppt Kinderarbeit!

Kinder brauchen besonderen Schutz. Sie werden zunehmend bedroht von Armut, Klimakrise und bewaffneten Konflikten - und auch Kinderarbeit nimmt wieder zu in Folge dieser Entwicklungen.

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Kinder brauchen Schutz – Stoppt Kinderarbeit!

Weltweit müssen etwa 160 Millionen Kinder im Alter zwischen 5 und 17 Jahren arbeiten. Afrika ist besonders von Kinderarbeit betroffen: 92 Millionen Kinder – etwa 20 Prozent – müssen dort unter extremen und ausbeuterischen Bedingungen schuften. Das ist jedes fünfte Kind! Darum rufen wir unseren Appell vom letzten Jahr wieder in Erinnerung: Stoppt Kinderarbeit!

Kinderarbeit kurz erklärt

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Kinderarbeit ist eine direkte Folge von Armut

  • Familien sind darauf angewiesen, dass ihre Kinder in der Landwirtschaft mithelfen oder zum Einkommen der Familie beitragen.
  • Familien können es sich nicht leisten, Kinder zur Schule zu schicken – weil die Kosten zu hoch sind oder die Schulen zu weit weg.
  • Alleinlebende Kinder ohne jegliche Unterstützung müssen Lohnarbeit nachgehen, um nicht zu verhungern.
  • Flüchtlingskinder sind häufig Opfer von Kinderhandel. Sie werden dazu gezwungen, in Fabriken, als Hausmädchen oder in der Prostitution zu arbeiten.
  • Oft geraten Kinder in ausbeuterische Arbeitsverhältnisse: Arbeitgeber und -geberinnen stellen Kinder ein, weil sie ihnen niedrigere Löhne zahlen können und Kinder sich nicht gewerkschaftlich organisieren.

Was kann jede*r gegen Kinderarbeit tun?

Ihr persönliches Handeln macht einen Unterschied:

  • Achten Sie beim Kauf von Produkten darauf, dass in deren Lieferketten keine Kinderarbeit steckt. Gütesiegel können hier Orientierung geben, zum Beispiel Fairtrade-Siegel. Fragen Sie aktiv in Supermärkten nach.
  • Beteiligen Sie sich an Petitionen für den Stopp von Kinderarbeit. Petitionen können Gesetzgeber zum Handeln auffordern und politischen Druck aufbauen.
  • Mit Patenschaften können Sie bedürftigen Kindern eine Schulbildung und damit eine selbstbestimmte Zukunft ermöglichen
  • Unterstützen Sie Projekte, die Familien genügend Einkommen ermöglichen, damit sie ihre Kinder zur Schule schicken können.
  • Unterstützen Sie die Arbeit von GEMEINSAM FÜR AFRIKA mit einer Spende, denn unsere Mitgliedsorganisationen sind vor Ort aktiv.
  • Machen Sie in Ihrem Freundeskreis und Ihrer Familie auf das Schicksal arbeitender Kinder aufmerksam.

Mehr zum Thema Kinderarbeit erfahren Sie hier.

Armut nimmt wieder zu

Bereits durch die Covid-Pandemie lebten in den Ländern Subsahara-Afrikas in den Jahren 2020 und 2021 etwa 40 Millionen Menschen mehr in Armut als vorher. Weltweit hat Armut seitdem zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder zugenommen.

Klimakrise verstärkt Armutstrend

Längere Hitzeperioden, ausbleibende Regenzeiten und zunehmende Extremwetterereignisse verstärken die Ernährungsunsicherheit in vielen Regionen Afrikas bereits jetzt enorm – und damit auch Armut und Abwanderung. Das ist nicht gerecht! Denn die Menschen in Afrika tragen nur rund 4 Prozent zu den weltweiten Emissionen bei, während der Globale Norden 92 Prozent der klimaschädlichen Treibhausgase verursacht. Es wird Zeit, dass die Industrieländer dafür endlich die Verantwortung übernehmen! Hier finden Sie weitere Informationen zu den Auswirkungen der Klimakrise und zum Thema Klimagerechtigkeit.

Verfasst am 20.09.2022