Ein Seifenunternehmen im Flüchtlingslager Kakuma

Innocent Havyarimana musste auf Grund politischer Instabilität aus seiner Heimat Burundi fliehen und gelangte 2015 in das kenianische Flüchtlingslager Kakuma. Dort baute der ehemalige Chemiestudent ein Kleinunternehmen auf, er produziert und verkauft Seife. Er hat 42 Mitarbeitende und bietet somit auch seinen Mitmenschen eine Perspektive.

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Ein Seifenunternehmen im Flüchtlingslager Kakuma

Als Innocent Havyarimana 2015 in das riesige Flüchtlingslager Kakuma im Norden Kenias kam, stellte er fest, dass es an vielen wichtigen Utensilien des täglichen Lebens für die 200.000 dort lebenden Menschen fehlte. Da es auch keine Produktion von Waschutensilien in der Nähe gab, entschied Havyarimana sich, selbst Seife herzustellen.  

Er informierte sich über das Internet, wie Seife hergestellt wird und nahm an einem Seifen-Kurs einer Hilfsorganisation teil. Zudem erhielt Havyarimana einen kleinen Kredit von einem alten Klassenkameraden aus Burundi. Er eröffnete sein Unternehmen mit zwei Mitarbeitenden und nannte es “Glap” – “God loves all people” (Gott liebt alle Menschen). 

Veränderungen durch die Covid-19-Pandemie 

Als es 2020 durch die Covid-19-Pandemie zu einem höheren Bedarf an Seife kam, entschied Innocent Havyarimana, seine Preise zu senken. Er wollte sich an der Bekämpfung des Virus beteiligen. Zurzeit beschäftigt Havyarimana 42 Mitarbeitende, die meisten sind auch geflüchtete Menschen aus Kakuma, 18 Angestellte sind Kenianerinnen oder Kenianer.  

Hilfsorganisationen kaufen Seife von Glap und verteilen sie an Geflüchtete, welche sich keine Seife leisten können. Auch Havyarimana verschenkt seine Seife zum Teil an sehr alte Menschen oder Menschen mit Behinderungen. 

Zudem bietet er Kurse für interessierte Menschen an, in denen sie erlernen können, selbst Seife herzustellen, um möglicherweise eigene kleine Unternehmen aufzubauen. Durch seine Arbeit hilft Innocent Havyarimana nicht nur sich selbst. Auch die Menschen um ihn herum profitieren von seinem Wissen. 

Kakuma: Die Übergangslösung, die zum dauerhaften Lebensraum wurde

1992 öffnete das Flüchtlingslager Kakuma für unbegleitete Minderjährige, die vor dem sudanesischen Bürgerkrieg flohen. Folgende ostafrikanische Konflikte trieben immer mehr Menschen in das Flüchtlingslager, welches ursprünglich für 23.000 Menschen konzipiert und als Übergangslösung gedacht war.  

Probleme im Flüchtlingslager Kakuma 

Viele Menschen leben dort schon in zweiter oder sogar dritter Generation. Die Straßen sind kaputt oder nicht befestigt, die Häuser müssen sich die Menschen in den meisten Fällen selbst bauen, sie leben in einfachen Unterkünften, meistens teilen sich ganze Familien einen einzigen Raum.  

Sauberes Wasser wird an die Menschen ausgegeben – rationiert, abhängig von der Größe einer Familie. Die Menge reicht allerdings häufig nicht aus, um sich zu waschen oder Geschirr zu spülen. So können sich Krankheiten über verunreinigtes Wasser aus naheliegenden Flüssen übertragen. Auch ein Abwassersystem oder sanitäre Anlagen gibt es nicht. Bei Überschwemmungen oder starken Regenfällen werden die Exkremente aus den für sie vorgesehenen Gruben gespült, verteilen sich und verbreiten Krankheiten wie Typhus und Cholera.  

Chancen durch informelle Arbeit 

Viele Menschen, die in Kakuma leben, wollen arbeiten, dürfen das allerdings nicht, da sie keinen Aufenthaltsstatus haben. Ohne diesen Status dürfen die Menschen das Lager zudem nicht ohne Erlaubnis verlassen. 

Trotzdem arbeiten viele Menschen im informellen Sektor und haben unterschiedliche Wege gefunden, Geld zu verdienen. Eine häufige Tätigkeit ist das Betreiben eines kleinen Gemischtwarenladens. Eine Studie der Weltbank von 2018 ergab, dass es zu dieser Zeit etwa 2.000 Kleinunternehmen in Kakuma gab und 12% der Menschen, die im Flüchtlingslager leben, sich selbst als Unternehmer oder Selbstständige bezeichneten. 

Unsere Mitgliedsorganisation Don Bosco Mondo bietet 4.000 Jugendlichen in Kakuma eine Berufsausbildung und damit eine Chance auf eine bessere Zukunft. Hier erfahren Sie mehr über das Projekt. 

Quellen:

Münstermann, M. & Werner, C. / Vom Leben und Arbeiten in einem der größten Flüchtlingslager der Welt im Spiegel vom 25.08.2019 

Boru, Q. / Kakuma ist längst eine dauerhafte Siedlung geworden in Entwicklung und Zusammenarbeit vom 18.12.2020  

Duarte, F./ The Burundian refugee soap maker who is fighting coronavirus in Kenya in BBC vom 09.01.2021