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Verhindern Fairtrade-Produkte Kinderarbeit?

In Deutschland werden rund 1,9 Milliarden Euro jährlich für faire Produkte ausgegeben, damit ist Deutschland eines der wichtigsten Absatzmärkte für fair gehandelte Waren. Die Vorstellung, mit ein paar Cent mehr die Lebensbedingungen der Produzierenden in Ländern des globalen Südens zu verbessern und Produkte zu konsumieren, die ohne Kinderarbeit hergestellt wurden, klingt verlockend.

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Verhindern Fairtrade-Produkte Kinderarbeit?

Es gibt unterschiedliche Siegel auf den deutschen Märkten die Produkte als “fair gehandelt” auszeichnen. Alternativen zum sehr bekannten “Fairtrade”-Siegel sind “GEPA fair+”, “Naturland fair” und “Rapunzel Hand in Hand”. Produkte mit Fairtrade-Siegel werden nicht nur in Biomärkten, sondern auch in Discountern angeboten. 

Ein Ziel von Fairtrade und Co. ist es sich für bessere Arbeits- und Lebensverhältnisse der Produzierenden einzusetzen. So ist es auch erklärtes Vorhaben Kinderarbeit zu bekämpfen.  

So wirkt Fairtrade gegen Kinderarbeit 

Im Fairtrade-System sind ausbeuterische Kinderarbeit und Zwangsarbeit verboten. Um dies zu erreichen, gibt es bei Fairtrade bestimmte Vorgaben. Wenn ein von Fairtrade verifizierter Produzent in einem Land liegt, in dem die Wahrscheinlichkeit für Kinderarbeit hoch ist, müssen bestimmte Maßnahmen umgesetzt werden.  

Dazu gehört es, dass sich die produzierenden Betriebe in ihren Richtlinien klar gegen Kinderarbeit positionieren und ein eigenes Kontrollsystem erarbeiten, um Kinderarbeit zu verhindern. Falls es doch zu ausbeuterischer Kinderarbeit kommt, sind alle Menschen im Fairtrade-Netzwerk verpflichtet diesen Verstoß zu melden. Nicht nur bei Fairtrade selbst sondern auch bei lokalen und internationalen Kinderrechtsorganisationen.  

So soll gesichert werden, dass das Kindeswohl so schnell wie möglich wieder geschützt werden kann. Sollten die Verstöße zu schwerwiegend sein, verliert der Produktionsstandort die Fairtrade-Verifizierung. 

Mindestpreise gegen Armut 

Außer Prävention und Bestrafung gibt es bei Fairtrade den Ansatz der fairen Bezahlung. Denn Armut ist die größte Ursache für Kinderarbeit. Fairtrade zahlt immer einen festen Mindestpreis, so haben die Menschen in Fairtrade-Produktionen ein regelmäßiges Mindesteinkommen. Ob dies ausreichend ist, wird allerdings häufig kritisch hinterfragt. Zusätzlich gibt es eine Prämie mit der Projekte, wie der Bau von Schulen oder Spielplätzen, finanziert oder Stipendien ermöglicht werden können. 

Fairtrade-Verifizierung zu teuer für viele 

Für kleinere Produzierende beispielswiese Kleinbäuerinnen und -bauern, die Kakao oder Kaffee anbauen, ist ein Fairtrade-Zertifikat zu teuer. Die Antragsgebühr liegt bei etwa 525 Euro, die für die Erstzertifizierung sogar bei 2.250 Euro. Dazu kommen jährliche Kosten, die Fairtrade mit Schulungen für die Steigerung der Produktivität erklärt. 

Keine langfristigen positiven Erfolge durch Fairtrade? 

Unterschiedliche Forschungsgruppen stellten außerdem fest, dass einige Fairtrade zertifizierte Produzierende in Äthiopien und Uganda weniger verdienen als vergleichbare Betriebe ohne Fairtrade-Zertifizierung. Eine andere Forschungsgruppe fand heraus, dass es kaum langfristige positive Effekte für Kaffeebäuerinnen und -bauern in Guatemala durch Fairtrade gab, da die hohen Zertifizierungskosten die wirtschaftlichen Vorteile wieder neutralisierten. 

Einige Ökonomen gehen davon aus, dass der “ethische Konsum” in Ländern des globalen Nordens Kinderarbeit sogar fördert, anstatt sie zu verringern. Grund dafür ist die Annahme, dass wenn mehr und mehr Produktionsstätten sich durch Fairtrade verifizieren lassen und Kinder als Arbeitskräfte dort nicht mehr zulässig sind, vermehrt Kinderarbeit in die informellen Sektoren der Landwirtschaft verschoben wird. Dort sind Bezahlung und Arbeitsbedingungen meist noch schlechter und im schlimmsten Fall müssen mehr Kinder einer Familie arbeiten gehen, um den Lebensunterhalt zu verdienen. 

Fairtrade wirkt nur schlecht gegen Kinderarbeit 

Fairtrade steht also häufig in der Kritik nicht effektiv gegen Kinderarbeit zu wirken. Das bedeutet nicht, dass fair gehandelte Produkte insgesamt nicht dafür sorgen können, dass sich die Arbeitsbedingungen für Produzierende verbessern. Es scheint allerdings nötig zu sein, sich genauer mit einzelnen Produkten, ihren Lieferketten und ihrer Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, um ganz sicher sein zu können.  

Echte Veränderungen durch Politik und Wirtschaft 

Die Wirtschaft und Politik sind die entscheidenden Kräfte die grundlegend etwas an Kinderarbeit und Zwangsarbeit verbessern könnten. Höhere Mindestpreise für Produkte wären eine Option. Auch die Verarbeitung von Produkten wie Kakao oder Kaffee in den Anbauländern würde zu einer Wertsteigerung und einem wirtschaftlichen Aufschwung führen. Auch Deutschland ist Teil des Problems: Beispielsweise kann Rohkaffee zollfrei nach Deutschland eingeführt werden, wohingegen gemahlener und gerösteter Kaffee mit 7 % bezollt wird. Diese Ungleichheiten führen zu weniger Investitionen in den Ausbau von Weiterverarbeitungsbetrieben in den Anbauländern selbst. Somit bleiben die Lebensumstände dieselben.  

Quellen:

o. A. / Fairtrade und Kinderrechte Factsheet vom 05.2020 von Fairtrade Deutschland.  

Döpke, M. / Hilft Fairtrade wirklich? Ausgabe 7/10 Geo.   

Scherer, K. / Der bittere Beigeschmack der Schokolade vom 02.01.2018 in der Süddeutschen Zeitung. 

Hansen, A. / Wenn Kaffee bitter schmeckt 18.08.2014.  

Datum: 09.06.2021

Geringe Kaffeepreise führen zu Kinderarbeit auf Kaffeeplantagen

Kaffee ist das absolute Lieblingsgetränk der Deutschen, fast 150 Liter trinkt jede Person durchschnittlich im Jahr. Außerdem ist Kaffee nach Erdöl der wichtigste Exportrohstoff der Welt. Der meiste Kaffee wird in Südamerika und Afrika produziert. Doch in vielen Anbauländern gibt es immer noch ausbeuterische Kinderarbeit auf Kaffeeplantagen.

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Geringe Kaffeepreise führen zu Kinderarbeit auf Kaffeeplantagen

Die Kaffeebohnen werden mühsam von Hand geerntet. Trotzdem ist der Preis für Rohkaffee sehr gering. Der Weltmarktpreis lag im Januar 2020 bei etwa einem US-Dollar pro Pfund (etwa ein halbes Kilo). Für die Menschen auf den Kaffeeplantagen ist es schwierig genügend Kaffee zu ernten, um ihr Leben damit ausreichend finanzieren zu können. Deshalb müssen häufig ihre Kinder mithelfen.  

Kinder arbeiten auf Kaffeeplantagen als Erntehelfende, aber auch um die Bohnen zu säubern und zu sortieren oder die Pflanzen einzusprühen und zu düngen. Viele Kinder müssen zudem die schweren Kaffeesäcke schleppen. Die großen Gewichte sind eine starke Belastung für den Rücken und die Gelenke.  

Fairer Kaffee ist eine Seltenheit in Deutschland 

Nur etwa zehn Prozent des deutschen Kaffees werden fair produziert. Fairtrade zahlt einen festen Mindestpreis von 1,40 US-Dollar pro Pfund, um die Schwankungen des Weltmarktpreises abzudämpfen. Zusätzlich erhalten die Kaffeeanbauenden eine Prämie von 20 US-Cent pro Pfund, mit der Gemeinschaftsprojekte, wie der Bau von Schulen, finanziert werden sollen. Kinder- und Zwangsarbeit sind verboten und es gibt Systeme zur Kontrolle und Prävention. 

Für biologisch angebauten Kaffee gibt es eine weitere Prämie von 30 US-Cent pro Pfund. Leider reicht dies trotzdem nicht aus, damit alle Fairtrade zertifizierten Kaffeebäuerinnen und -bauern ein existenzsicherndes Einkommen haben. 

Die Wertschöpfung liegt in Deutschland statt in den Rohstoffländern 

Afrikanische und südamerikanische Länder sind die größten Exporteure von Rohkaffee, doch die wahre Wortschöpfung passiert in anderen Ländern. Deutschland ist der größte Exporteur von geröstetem Kaffee. Dieser lässt sich im Vergleich zu Rohkaffee für mehr als das Doppelte verkaufen. Das bedeutet, dass erst das Rösten der Kaffeebohnen den günstigen Rohstoff zu einem mitunter teuren Konsumgut werden lässt.  

Deutschland unterstützt dieses Vorgehen, indem die Steuern für gerösteten Kaffee, der aus anderen Ländern importiert wird, bei 7,5 % liegt – Rohkaffee darf hingegen zollfrei eingeführt werden.  

Gerechtere Kaffeepreise, um Kinderarbeit zu reduzieren 

Der Grund von ausbeuterischer Kinderarbeit ist die Armut ihrer Eltern. Hohe und transparente Kaffeepreise könnten das Problem lösen. Ein Vorschlag dafür ist, dass die Arbeitenden umgerechnet 10 US-Cent pro Tasse Kaffee erhalten sollten (bei Fairtrade Kaffee sind es etwa 2,5 US-Cent). 

Verlagerung der Wertschöpfung nach Afrika und Südamerika für eine nachhaltige Veränderung 

Ein anderer Vorschlag ist es, dass Rohstoffländer ihren Kaffee selbst rösten, mahlen und verpacken sollten, um dann das fertige Produkt exportieren zu können. So könnte 60 % mehr Umsatz erwirtschaftet werden und die Wertschöpfung würde in den Rohstoffländern bleiben. Davon würden nicht nur Kaffeebäuerinnen und -bauern profitieren, sondern auch die Menschen, die den Kaffee rösten, die Verpackungen herstellen und die Etiketten für diese drucken.  

Schätzungsweise könnten so in Äthiopien – dem größten Rohkaffeeexporteurs Afrikas – etwa 280.000 neue Jobs entstehen. Weitaus mehr als durch klassische Entwicklungshilfe möglich wäre. 

Weitere Informationen: 

Kaffee Fact Sheet von Fairtrade von Mai 2019. 

Amann, S. et al. / Die bittere Wahrheit über unser Lieblingsgetränk vom 21.09.2017.  

k. A. / Kaffee vom 29.11.2010 in aktiv-gegen-kinderarbeit.  

Datum: 03.06.2021

Kinderarbeit in Minen

In den Minen afrikanischer Länder werden einige der wertvollsten und wichtigsten Rohstoffe unserer Zeit wie Kupfer, Coltan, Gold und Kobalt gefördert. Allerdings geschieht das häufig, indem Kinder unter gefährlichen Bedingungen extrem hart körperlich arbeiten müssen und ausgebeutet werden.

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Kinderarbeit in Minen

Kinderarbeit in Goldminen 

In Tansania und Niger wird das wertvolle Metall Gold gefördert. Kinder, die in Goldminen arbeiten tun dies meist ohne Schutzkleidung. Das führt dazu, dass sie Staub einatmen und in Berührung mit giftigem Quecksilber kommen. Dies und die Gefahr in den Minen abzustürzen, birgt große gesundheitliche Risiken.  

Kinderarbeit in Kobaltminen 

In der Demokratischen Republik Kongo, einem der rohstoffreichsten Länder der Erde, wird vor allem das Metall Kobalt abgebaut. Mehr als 60 % des weltweiten Kobalts stammt hierher. Allerdings wird es oft unter höchstgefährlichen Bedingungen gefördert: Immer wieder stürzt die Erde über Menschen ein, Steine fallen auf Köpfe oder Menschen stürzen beim Klettern in eine Mine ab. Kinderarbeit ist keine Seltenheit. 2019 arbeiteten im Kongo mindestens 22.000 Kinder in den Minen. Die über 7-jährigen Kinder arbeiten oft mehr als acht Stunden pro Tag. Dabei verdienen sie kaum mehr als 1,50 Euro an einem ganzen Tag. Kobalt wird für Smartphone-Akkus genauso gebraucht wie für die Batterien von Elektro-Autos.   

Kobaltabbau im eigenen Garten 

Viele Menschen graben bis zu 50 m tiefe Löcher in ihre eigenen Gärten, um dort nach Kobalt zu graben. Doch auch in offiziellen Kobaltminen werden die von der Regierung auferlegten Sicherheitsregeln und das strenge Verbot von Kinderarbeit häufig missachtet.  

Fehlende Perspektiven sind Grund für gefährliche Arbeit 

Trotzdem gibt es für viele Menschen im Kongo keine andere Möglichkeit Geld zu verdienen. Und da sich viele Familien die Schulbildung für ihre Kinder nicht leisten können, fangen diese schon in jungen Jahren an zu arbeiten. Mit ihrem Lohn können die meisten aber gerade mal für ihre Kleidung und ihr Essen aufkommen. Kinder werden in der Regel schlechter bezahlt als Erwachsene. 

Sparen, Bildung oder die Finanzierung von Medizin ist für Familien und Kinder kaum möglich. Jedoch verdient ein Mensch, der in Minen arbeitet, mehr als eine Person, die in der Landwirtschaft tätig ist. Vielen Kindern wird keine bessere Alternative geboten, weshalb sie sich trotz der Gefahr für die Arbeit in den Minen entscheiden. 

Keine gute Lösung in Sicht 

Viele große Automobilhersteller setzen nun auf industrielle Großminen, um Kinderarbeit ausschließen zu können. Diese Großminen verschmutzen allerdings ihre Umwelt und können das Problem der Armut in der Bevölkerung nicht lösen. So schleichen sich die Menschen nachts auf unbewachte Großminen und setzen sich in der Dunkelheit noch größeren Gefahren aus.  

Andere Unternehmen geben an überhaupt kein Kobalt mehr aus der DR Kongo zu beziehen. Doch dies scheint auch nicht die Lösung zu sein. Der Bedarf an Kobalt wird in den nächsten Jahren ansteigen und nicht ohne die Vorkommen der DR Kongo gedeckt werden können. Dies könnte laut Experten zu einem erheblichen Anstieg von Schmuggel führen.  

Quellen: 

Staude, L. / Der hohe Preis für Elektroautos und Smartphones vom 25.07.2017 in Deutschland Funk.  

Gerding, J. / Kobalt aus dem Kongo: Der Makel der E-Mobilität vom 02.07.2019 in DW.  

Datum: 03.06.2021

Ist das neue Lieferkettengesetz wirksam gegen Kinderarbeit?

Deutschland ist stark von Importen aus dem Ausland abhängig. Somit ergibt sich eine Verantwortung für Menschen, die in anderen Ländern Produkte unseres täglichen Lebens herstellen. Um beispielsweise etwas gegen ausbeuterische Kinderarbeit innerhalb unserer Lieferketten zu unternehmen, soll nun das Lieferkettengesetz verabschiedet werden.

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Ist das neue Lieferkettengesetz wirksam gegen Kinderarbeit?

Von allen Industrienationen der Erde ist Deutschland am stärksten  in internationale Lieferketten eingebunden. Im Jahr 2018 machten 320.000 deutsche Exportunternehmen einen Umsatz von 1,32 Billionen Euro. Mehr als 770.000 Unternehmen sind über den Import im internationalen Handel aktiv und erwirtschafteten 2018 einen Umsatz von 1,09 Billionen Euro. 

Viele alltägliche Dinge kommen aus anderen Ländern 

Die wichtigsten Importe aus anderen Ländern stellen mit 63 % Textilien dar, auch elektronische Geräte werden zu 45 % importiert. Die chemisch pharmazeutische Industrie bezieht 39 % ihrer Rohstoffe und Produkte aus anderen Ländern. Auch 39 % der Lebensmittel müssen nach Deutschland importiert werden. 

Sehr viele alltägliche Produkte werden also nicht in Deutschland hergestellt. Viele Rohstoffe, die für diese Produkte nötig sind, kommen aus dem globalen Süden. Einige dieser Rohstoffe und Produkte werden in anderen Ländern unter menschenrechtsverletzenden Arbeitsbedingungen produziert. Dazu gehören unter anderem ausbeuterische Kinderarbeit oder Zwangsarbeit. 

Deutschlands Verantwortung für menschenwürdige Arbeitsbedingungen 

Durch die engen internationalen Verbindungen durch Lieferketten steht Deutschland auch in der Verantwortung, etwas gegen menschenrechtsverletzende Arbeitsbedingungen in anderen Ländern zu tun. Denn laut Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes ist die Würde des Menschen unantastbar.

Nach langen Diskussionen zwischen den Bundesministerien für Entwicklung, Arbeit und Wirtschaft verabschiedete das Bundeskabinett im März 2021 ein Gesetzentwurf für ein neues Lieferkettengesetz. Möglicherweise wird der Entwurf noch im Juni 2021 vom Deutschen Bundestag verabschiedet. 

Das Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten 

Zunächst heißt das Gesetz eigentlich “Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten” und klingt erst einmal vielversprechend: Deutsche Unternehmen sollen die Menschenrechte der Arbeiterinnen und Arbeiter in ihren Zulieferunternehmen im Ausland schützen. Dafür sollen Risikoanalysen durchgeführt und Präventionsmaßnahmen bspw. gegen Kinderarbeit oder Zwangsarbeit entwickelt und umgesetzt werden.  

Zudem sollen Beschwerdeverfahren eingerichtet werden, damit Arbeiterinnen und Arbeiter aus ausländischen Unternehmen Menschenrechtsverletzungen melden können. Diese müssen dann mit Hilfe deutscher Unternehmen in Zukunft vermieden oder zumindest minimiert werden. 

Lobbyarbeit führt zu milderem Gesetzentwurf 

Das Gesetz wurde allerdings durch Lobbyverbände deutscher Unternehmen stark abgemildert: Nun sollen nicht mehr alle Unternehmen von dem Gesetz betroffen sein, sondern nur noch Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten. Das sind etwa 4.800 in Deutschland. Auch große Niederlassungen ausländischer Unternehmen in Deutschland sind von dem neuen Gesetz betroffen. 

Deutsche Unternehmen nur für direkte Zulieferfirma verantwortlich 

Unternehmen sind nun auch nicht mehr direkt für alle Zulieferfirmen in ihrer Lieferkette verantwortlich, sondern nur noch für die unmittelbaren. Das bedeutet, die ersten Stationen der Lieferketten müssen nicht aktiv von deutschen Unternehmen kontrolliert werden. Ihre Sorgfaltspflichten gelten bei mittelbaren Zulieferern nur anlassbezogen, d.h., wenn eine Beschwerde vorliegt oder bereits ein Schaden entstanden ist. Allerdings sollen auch für mittelbare Zulieferfirmen Beschwerdeverfahren eingerichtet werden. Sollten menschenrechtsverletzende Arbeitsbedingungen bei mittelbaren Zulieferfirmen dem Unternehmen bekannt werden, müssen Konzepte zur Minimierung dieser erarbeitet und umgesetzt werden. Konkrete Verantwortung tragen deutsche Unternehmen allerdings nur für ihre direkten Zulieferfirmen. 

Keine Schadensersatzansprüche im Falle von Gesetzverstößen 

Falls diese Auflagen verletzt werden, sollen deutsche Unternehmen künftig Bußgelder zahlen müssen. Zivilrechtliche Strafen, wie Schadensersatzansprüche, werden allerdings durch das Gesetz ausgeschlossen. Trotzdem soll es für ausländische Arbeitnehmende möglich werden, sich im Falle von menschenrechtsverletzenden Arbeitsbedingungen von Nichtregierungsorganisationen oder Gewerkschaften in Deutschland vertreten zu lassen und deutsche Unternehmen zu verklagen. Allerdings kann nicht auf Schadensersatz geklagt werden. 

Abgemildertes Lieferkettengesetz kaum wirksam gegen Kinderarbeit 

Insgesamt erfüllt das Gesetz nicht die Erwartungen auf einen wirksamen Schutz der Menschen- und Kinderrechte. Denn Kinderarbeit findet sich selten bei den direkten Zulieferern deutscher Unternehmen, sondern eher in früheren Stationen der Wertschöpfungskette. So beispielsweise beim der Kakao– und Kaffeeanbau, bei der Baumwollernte oder im Bergbau. Diese Stationen fallen allerdings kaum unter das neue Lieferkettengesetz bzw. müssen nur anlassbezogen kontrolliert werden. Zusätzlich entsteht die Gefahr, dass Kinderrechtsverletzungen in frühere Stufen der Lieferkette verlagert werden, damit sie nicht von deutschen Unternehmen nachverfolgt werden müssen. Es ist außerdem fraglich, ob der Beschwerdemechanismus für Kinder und Jugendliche auch praktisch zugänglich ist. Nicht zuletzt steht Kinderarbeit in Verbindung mit Kinderarmut. Diese wird durch das Gesetz nicht bekämpft. 

Um Rechte von Kindern tatsächlich richtig schützen zu können, wäre es nötig, alle Beteiligten einer Lieferkette sorgfältig zu überprüfen. Der aktuelle Entwurf des Gesetzes wird wohl wenig positive Auswirkungen auf Kinderrechte mit sich bringen. 

Quelle:

Much, L. / Warum Kinder ein wirksames Lieferkettengesetz brauchen von Unicef vom 19.02.2021.  

o. A. / Durchbruch bei umstrittenen Lieferkettengesetz vom 31.05.2021 in absatzwirtschaft.  

Gesetzentwurf über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten vom 24.03.2021 vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales.

Datum: 02.06.2021

Kinderarbeit auf Kakaoplantagen nimmt zu

Obwohl sich einige der größten kakaoverarbeitenden Unternehmen schon 2001 das Ziel setzten Kinderarbeit auf Kakaoplantagen abzuschaffen, stieg diese zuletzt wieder an. 2020 arbeiteten mehr Kinder auf Kakaoplantagen als noch vor 10 Jahren. Statt höhere Kakaopreise an Kakaobäuerinnen und –bauern zu zahlen, setzen Unternehmen auf Aufklärungskampagnen gegen Kinderarbeit.

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Kinderarbeit auf Kakaoplantagen nimmt zu

Über 60 % des weltweiten Kakaos stammt aus den westafrikanischen Ländern Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) und Ghana. Diese Gegend ist am stärksten von Kinderarbeit betroffen. Die meisten Kakaoplantagen gehören Kleinbäuerinnen und -bauern. Diese verdienen oft pro Tag weniger als 1,25 US-Dollar, was deutlich unter der Armutsgrenze liegt. Um Arbeitskräfte auf ihren Plantagen einzustellen, reicht das Geld oft nicht aus, dann müssen auch die eigenen Kinder arbeiten.  

Welche Folgen hat die Arbeit auf Kakaoplantagen für Kinder? 

Kinder helfen bei der Ernte des Kakaos, tragen die Früchte zusammen, pflegen die Bäume, jäten Unkraut, düngen und übernehmen andere Aufgaben auf der Plantage, wie Wäsche waschen, putzen oder kochen. 

Die Arbeit auf den Plantagen ist schwer: Kinder müssen zum Teil mit gefährlichen Werkzeugen, wie Macheten arbeiten oder Kakaosäcke schleppen, die bis zu 70 Kilogramm wiegen können. Außerdem müssen sie Kakaopflanzen mit Pestiziden besprühen, die giftig sein können. Teilweise arbeiten Kinder nicht auf der Plantage der eigenen Eltern und haben kaum Kontakt zu ihnen. Manche Kinder werden auch beschimpft, gedemütigt oder geschlagen. Dies führt zu physischen und psychischen Störungen bei den Kindern.  

Teufelskreis der Kinderarmut 

Arbeitende Kinder haben zudem kaum eine Chance die Schule zu besuchen und erfolgreich abzuschließen. Dadurch bleibt es ihnen oft unmöglich einen richtigen Beruf zu erlernen und einer sicheren Arbeit nachzugehen, um sich und ihre zukünftigen Familien ernähren zu können.  

Anstieg der Kinderarbeit im Kakaoanbau 

In den letzten zehn Jahren stieg die gefährliche Kinderarbeit auf Kakaoplantagen um 14 %. Dem guten Vorsatz großer kakaoverarbeitender Unternehmen wie Mars, Ferrero und Nestlé zum Trotz: Diese und weitere Unternehmen nahmen sich 2001 vor, dass bis 2005 keine Kinder mehr auf Kakaoplantagen arbeiten sollten. Dieses Vorhaben wurde mehrmals verschoben und abgeschwächt. Zuletzt sollte Kinderarbeit bis 2020 um 70 % reduziert werden, auch dieses Vorhaben scheiterte kläglich.  

Da der niedrige Weltmarktpreis der Grund für Kinderarbeit ist, müssten die Bäuerinnen und Bauern produktiver werden, so die großen Unternehmen wie Mars, Ferrero und Nestlé. Die Unternehmen stellten Bäuerinnen und Bauern deshalb produktivere Anbaumethoden vor und veranstalteten Kampagnen gegen Kinderarbeit. 

Niedrige Kakaopreise führen zu Kinderarbeit 

Etwa 30 Gramm Kakao sind in einer Standardschokolade enthalten, im Einkauf kosten diese etwa 7 Cent. Erst mit der Weiterverarbeitung durch die Industrie steigt der Wert von Kakaoprodukten erheblich an. Ein höherer Kaufpreis von Kakao würde von Konsumierenden also kaum bemerkt werden und könnte Existenzen sichern. Der Kakaopreis ist heute mit 2000 US-Dollar pro Tonne nur noch etwa halb so hoch wie in den 1970er Jahren.  

Lösungen im Kampf gegen Kinderarbeit 

Heute arbeiten über 1,6 Millionen Kinder auf Kakaoplantagen in Westafrika, 10.000 von ihnen sind von Sklaverei und Kinderhandel betroffen. Die Regierungen Ghanas und Côte d’Ivoires gründeten 2020 eine Art Kartell, welches das Kakaoangebot sowie den Kakaopreis regulieren soll. Die Regierungen verlangen pro verkaufter Tonne Kakao einen Aufschlag von 400 US-Dollar. Dieser soll Kakaobäuerinnen und -bauern einen existenzsichernden Mindestpreis garantieren. Die Auswirkungen des Aufschlags sind allerdings noch nicht endgültig geklärt oder belegt.  

Trotzdem wird deutlich, dass die Regierungen der beiden Länder im letzten Jahr mehr für Kakaobäuerinnen und -bauern getan hat als die Kakaoindustrie in den letzten 20 Jahren.  

Ein Lieferkettengesetz könnte Unternehmen in Deutschland und Europa dazu verpflichten, auf die Einhaltung des Verbots von Kinderarbeit auf den Plantagen zu achten und diese gründlicher zu kontrollieren. 

Fairtrade-Schokoladenanbietende garantieren Kakaobäuerinnen und -bauern einen Mindestpreis von 2.100 US-Dollar pro Tonne. Kritische Stimmen meinen jedoch, dass selbst dieser Preis nicht für ein existenzsicherndes Einkommen ausreichen würde. Trotzdem: Fairtrade-Unternehmen kontrollieren ihre Lieferkette ganz genau, um zu verhindern, dass Kinder auf ihren Plantagen arbeiten.  

Quellen: 

Northoff, E. / Mit höheren Kakaopreisen gegen illegale Kinderarbeit vom 12.2020 in Welthungerhilfe.  

o. A. / Kinderarbeit im Kakaosektor von Oro Verde.  

Becker, A. / Kakao: Kein Fortschritt im Kampf gegen Kinderarbeit vom 13. 11.2020 in DW.  

Datum: 27.05.2021

Kinderarbeit auf Baumwollplantagen in Afrika

In Deutschland kaufen Menschen im Schnitt 60 Kleidungstücke im Jahr, sind aber selten bereit genug Geld auszugeben, um eine faire Produktion zu gewährleisten. Kinderarbeit ermöglicht es Unternehmen, ihre Ware sehr günstig zu produzieren. Auch in Afrika arbeiten Kinder auf Baumwollplantagen oder in der Textilindustrie. Dort sind sie gesundheitlichen Risiken wie Pestiziden oder giftigen Dämpfen ausgesetzt.

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Kinderarbeit auf Baumwollplantagen in Afrika

Weltweit gibt es etwa 152 Millionen arbeitende Kinder, 73 Millionen von ihnen führen gefährliche Kinderarbeit aus. Das bedeutet, dass sie gesundheitsgefährdende, ausbeuterische oder körperlich zu anstrengende Tätigkeiten ausüben müssen und nicht zur Schule gehen können. 71 % der Kinder arbeiten in der Landwirtschaft: Baumwolle ist dabei eines der häufigsten Produkte, bei dessen Ernte und Weiterverarbeitung Kinder zur Arbeit angestellt werden.  

Kinderarbeit auf Baumwollplantagen  

In der Textilindustrie ist Kinderarbeit ein großes Problem. In Afrika arbeiten insbesondere auf Baumwollplantagen viele Kinder. Da Baumwolle in großen Monokulturen angebaut wird, verbreiten sich Schädlinge schnell. Kinder müssen in den Sommermonaten infizierte Blätter und schädliche Raupen von den Pflanzen entfernen. Bei der Baumwollernte bevorzugen Arbeitgebende Kinder, weil ihre kleinen Finger die Blüten weniger beschädigen.  

Gesundheitliche Gefahren  

Auf den Feldern sind Kinder den vielen Pestiziden ausgesetzt, die zum Schutz vor Schädlingen auf die Pflanzen gesprüht werden. Die jungen Organe der Kinder können diese Giftstoffe schlechter abbauen, zudem gelangen die Gifte auch schneller durch die dünne Kinderhaut in den Körper. Viele Kinder leiden an chronischen Augenentzündungen, Nieren- und Leberproblemen oder Atemwegserkrankungen. 

Textilindustrie nutzt Kinder als günstige Arbeitskräfte aus 

Auch für die einzelnen Schritte in der Produktion von Kleidung werden niedrigqualifizierte Arbeitskräfte benötigt. Beispielsweise beim Annähen von Knöpfen, Färben von Stoffteilen oder Besticken von Kleidung. Beim Färben von Kleidung sind die Kinder giftigen Dämpfen ausgesetzt.  

Kinder werden eingestellt, weil sie weniger Geld kosten. Sie sind nicht in Gewerkschaften organisiert und können sich schlechter für ihre eigenen Bedürfnisse einsetzen. Da Lieferketten in der Modeindustrie lang und komplex sind, ist es für Unternehmen schwer, jede Produktionsstation genau zu kontrollieren. Das ermöglicht es zuliefernden Produktionsfirmen, Kinder einzustellen ohne dass große Marken etwas davon erfahren. 

In Nähereien, eine der letzten Stationen vor dem Verkauf im Laden, arbeiten heute kaum noch Kinder, da große Unternehmen hier einen Einblick in die Produktion haben. Die Lieferkette bis hin zu einzelnen Baumwollplantagen zu verfolgen, ist hingegen aufwändiger. 

Fast-Fashion als Treiber von ausbeuterischer Kinderarbeit 

Der weltweite Fast-Fashion Trend begünstigt Kinderarbeit in der Textilindustrie. Zwischen den Jahren 2000 und 2015 hat sich die Zahl an verkaufter Kleidung verdoppelt. Ein Mensch in Deutschland kauft sich im Durchschnitt 60 Kleidungsstücke im Jahr. Das bedeutet es wird viel mehr Kleidung produziert. Trotzdem geben Menschen in Deutschland nur etwa 8 % mehr Geld für Kleidung aus als vor 15 Jahren. Das heißt, dass Kleidung heute deutlich weniger kostet bzw. billiger produziert wird, als noch vor einigen Jahren. 

Es wird nur wenig faire Kleidung verkauft 

Obwohl vielen Menschen bekannt ist, dass günstige Kleidung nur durch ausbeuterische Arbeit produziert werden kann, machen Fairtrade-Produkte nur einen kleinen Anteil an verkaufter Kleidung aus. 2018 machten sie gerade mal 0,3 % des Gesamtumsatzes durch Bekleidung in Deutschland aus. 

Kinderarbeit verbieten reicht nicht aus 

Das Verbot von Kinderarbeit allein ist nicht die Lösung des Problems. Familien sind häufig dazu gezwungen, ihre Kinder arbeiten zu schicken, da das Gehalt der Eltern nicht für den Lebensunterhalt der ganzen Familie ausreicht. Wenn die Lebenssituation der Kinder und ihrer Familien nicht insgesamt verbessert wird, könnte ein Verbot von Kinderarbeit dazu führen, dass sich die Arbeit in weitaus schlimmere Bereiche wie Drogenhandel oder Prostitution verlagert. 

Durch kostenlose Bildung, die Einführung der Schulpflicht und existenzsichernde Mindestlöhne könnte Kinderarbeit vorgebeugt werden. Auch das neue Lieferkettengesetz in Deutschland soll dazu dienen, Kinderarbeit zu reduzieren. 

Bewussterer Konsum und Nachhaltigkeitssiegel 

Auch ein bewusster Konsum kann einen Teil der Lösung darstellen. Weniger Kleidung zu kaufen, kann ein erster Schritt sein, genau wie Second-Hand einzukaufen oder auf die faire Produktion von Kleidungsstücken zu achten. Das kann durch Nachhaltigkeitssiegel gelingen. Siegel wie Fairtrade, die Fair Wear Foundation, oder der Global Organic Textile Standard (GOTS) überprüfen ihre gesamte Lieferkette. 

Erfahrt in unserem digitalen Workshop über Baumwolle und Kleidung aus Afrika mehr über dieses Thema! 

Quellen: 

Reichert, I. / Darum ist uns Kinderarbeit beim Kleiderkauf egal vom 13.12.2019 in Quarks.  

Fröhlich, S. / Verbieten reicht nicht: Kinderarbeit in Afrika vom 12.06.2019 in DW.  

Moulds, J. / Child labour in the fashion supply chainn in the guardian.  

Datum: 26.05.2021